Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung – „Haut den Lukas: Eva Ertl, geb. Hambruch hat Geburtstag!“

Leserbrief „Meine Meinung – „Haut den Lukas: Eva Ertl, geb. Hambruch hat Geburtstag!“
Bis zum 10. November 1938 stand neben dem Gebäude links hinten die Baden-Badener Synagoge. Heute Parkplatz des Badischen Tagblatts. Foto: Gertrud Mayer

Baden-Baden, 18.10.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung.

Heute ist der 18. Oktober 2018 und somit das 89. Wiegenfest von Eva Ertl, zu dem ihr sicher von vielen Gleichgesinnten und der Familie gratuliert wird. Das Kalenderjahr ist dem Kirchenjahr verbunden und jeder Tag einem Heiligen zugeordnet − einem Schutzheiligen, wenn man so will.

Für den 18. Oktober ist es der Heilige Lukas, der Apostel. Lukas entspricht Lux, dem Licht. Er war ein Licht auf Erden, wie es bei Matthäus 5, 14 heißt: «Ihr seid das Licht in der Welt!» Das ist für am 18. Oktober Geborene eine hohe Verpflichtung! Der Heilige Lukas wird als Patron der Ärzte und der Künstler verehrt.

Parbleu: war es Klein-Eva vorbestimmt, einen Arzt zu heiraten, Dr. Otto Heinz Ertl, noch dazu einen Künstler seines Faches, der Gynäkologie? Die Universität Heidelberg und sein Doktorvater Prof. Dr. Runge haben ihn dafür belobigt. Lukas, der Evangelist, war literarisch gebildet. So wurde ihr also die Zeitungsverlegerin schon in die Wiege gelegt? War alles «Vorsehung», was dann in den folgenden Jahren geschah?

Der Vater, Werner Hambruch, kam kurz vor Kriegsende ins Gefängnis − warum? Seine Zeitung und seine politische Meinung waren gleichgeschaltet, er war Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Merkwürdig? War es eine Art «Schutzhaft», um vor den Alliierten geschützt zu werden? Wieso bekam er am 2. August 1945 die Lizenz zum Drucken seiner Zeitung von den Franzosen, die Baden-Baden besetzten?

Der potentielle Schwiegersohn, Stabsarzt Dr. med. Otto Heinz Ertl tummelte sich 1943 laut Archivauskünften in einem Bataillon in Tunis. Erst englische, dann amerikanische Gefangenschaft, und er hatte eine Vorstrafe wegen Meuterei − warum? Wollte er sich der Hilfe für Rettung und Versorgung Verwundeter entziehen? Hielt er sich nicht an die Genfer Konvention? 1943 gab es die Straf-Division 999. Sie wurde aus dem Militär-Strafvollzug in den Dienst der Kriegsführung gestellt. Der erste Einsatz der Truppe erfolgte im Frühjahr 1943 als «Afrika-Brigade 999» in der Schlacht um Tunesien. Viele Soldaten liefen während dieses Einsatzes zu den alliierten Truppen über. Ertl auch? So fällt etwas Licht in das dunkle Loch der «Dampfmaschine».

Wahrlich ein Geburtstagsgeschenk? Eva Ertl hat das «Badische Tagblatt» im «alten Sinne» weitergeführt − wie? Es braucht keine Gleichschaltung mehr, sind die Leser des BT es nicht längst? Baden-Baden hat eine einzige Zeitung am Ort, am Kiosk oder durch Abonnement erhältlich. Wie hieß es bei familiären Vorgängern: Führer(in) und Gefolgschaft − oder gibt es eine bessere Formulierung, um die Leitung der Zeitung zu beschreiben?

Aktuelle Tendenzen ähnlicher Art, wie den offener und stärker werdenden Antisemitismus sollte man nicht übersehen und unterschätzen. Sie zeigen sich derzeit vor allem in der Herablassung, mit der Vertreter der leider dominierenden offiziellen öffentlichen Meinung, auch im «Badischen Tagblatt» den «tumben» Badenern entgegentreten.

Das neue «Feigenblatt» des BT, reichlich Artikel und Fotos der Juden, ihres Glaubens und Lebens zu bringen, ist nur ein hilfloser Ausdruck, um vielleicht Antisemitismus zu kaschieren − oder? Sogar Frau OB Mergen «hatte nicht nur gerne die Schirmherrschaft für die jüdischen Kulturtage übernommen, sondern zeigte sich in ihrer Begrüßung auch als interessierte Teilnehmerin» (BT 16.10 18) des Vortrags des Rabbiners Joel Berger. Warum tat sie das wohl − war es artige und gehorsame Pflichterfüllung?

Was soll man Eva Ertl zum Geburtstag wünschen? Dass ihr eigenes Lebensmotto, die Gier nach Macht und Besitz sich wandelt? Das wäre sonst ein trauriger Geburtstag − oder? Die Erbschaft des Synagogen Grundstücks beinhaltete das Verbot der Profanisierung. Soll jetzt mit der Bebauung des Parkplatzes auch der große Profit dazukommen?

Geld und Besitz machen abhängig − wovon auch immer! Aber ein moralisch anständiger und somit FREIER Mensch zu sein, das wäre die wahre Geburtstagsgabe, die der Heilige Lukas für gut befinden und beschützen würde. Hat die Bibel wieder Recht?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.

PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.