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8 Jahre nach Großbrand in Sandweier

Stunde der Wahrheit für Baden-Badener Unternehmer Heinz Claus - Löschschaum-Affäre vor Bundesgerichtshof - "Der frühere Bürgermeister der Stadt Baden-Baden hat mir klar gemacht, dass sie gar nicht versichert sind"

Stunde der Wahrheit für Baden-Badener Unternehmer Heinz Claus - Löschschaum-Affäre vor Bundesgerichtshof - "Der frühere Bürgermeister der Stadt Baden-Baden hat mir klar gemacht, dass sie gar nicht versichert sind"
Im Februar 2010 brach ein folgenschwerer Brand im Großlager der Firma Claus in Sandweier aus. Foto: goodnews4-Archiv

Baden-Baden, 16.05.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Eine Entscheidung der Feuerwehr führte vor acht Jahren in Baden-Baden zu einem Folgeschaden von mutmaßlich 2,5 Millionen Euro. In dem Großlager des Reformwarenhandels Claus in Sandweier war damals ein Brand ausgebrochen, der einen Gesamtschaden von 10 Millionen Euro verursachte. Der bei dessen Bekämpfung von der Baden-Badener Feuerwehr verwendete Löschschaum enthielt giftige perfluorierte Tenside, PFT, was zu einer folgenschweren Belastung des Grundwassers führte.

Bis heute dauern nun Rechtauseinandersetzungen darüber an, wer für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich und haftbar zu machen ist. Boden und Grundwasser wurden massiv verseucht. Im goodnews4-Interview nahm Unternehmensinhaber Heinz Claus Stellung zu dem nun bevorstehenden vorläufigen Höhepunkt des jahrelangen Rechtswegs. Am 14. Juni 2018, zwischen 11 und 13 Uhr, werde es eine neue Runde geben, diesmal vor dem Bundesgerichtshof.

Zu dem phasenweise schwierigen Umgang mit den Vertretern Stadt Baden-Baden erklärte der Gründer des Unternehmens, das 440 Mitarbeiter beschäftigt: «Der frühere Bürgermeister der Stadt Baden-Baden hat mir in einem persönlichen Gespräch klargemacht, dass sie gar nicht versichert sind.» Das habe ihn damals überrascht, weil ihm bekannt gewesen sei, «dass es eine badische Genossenschaftsversicherung gibt». Später habe «die neue Verwaltung dann geklärt, dass sie doch versichert sind». Nun ist es wohl die betroffene Versicherung, die alle rechtlichen Mittel ausschöpft, die Verantwortung für den Millionen-Schaden auf Heinz Claus abzuwälzen.

Sollten die jahrelangen rechtlichen Auseinandersetzung zu Ungunsten seines Unternehmens ausgehen, «dann wird es heftig», erklärt Heinz Claus, der dann wohl mit seinem Unternehmend und seinen Mitarbeiter um die Existenz bangen muss. Für den erfolgreichen Unternehmer haben die nun jahrelangn Rechtsauseinandersetzungen auch eine andere Seite an Erkenntnisse und Lebenserfahrung gebracht: «Man wächst mit der Aufgabe, man wächst mit Schwierigkeiten und man wächst damit, dass man noch mehr zusammenrückt.»


goodnews4-Interview mit Heinz Claus:

goodnews4: Herr Claus, es ist etwa acht Jahre her, da ging ein Teil Ihrer Firmengebäude in Sandweier in Flammen auf. Die Feuerwehr setzte giftigen Löschschaum ein, die Stadt Baden-Baden haftet nach einem Urteil des Oberlandesgerichts 2017 für alle Schäden. Das ist das vorläufige Ergebnis einer langen Auseinandersetzung zwischen Ihrer Firma und der Stadt Baden-Baden bis zum heutigen Stand. Warum dauert denn das alles so lange, obwohl die Sachverhalte doch eigentlich klar sind.

Heinz Claus: Der frühere Bürgermeister der Stadt Baden-Baden hat mir in einem persönlichen Gespräch klargemacht, dass sie gar nicht versichert sind. Das hat mich überrascht, weil ich weiß, dass es eine badische Genossenschaftsversicherung gibt. Später hat die neue Verwaltung dann geklärt, dass sie doch versichert sind. Beim Bundesgerichtshof hieß es: Das sind nicht wir, die Stadt Baden-Baden, sondern das ist die badische Genossenschaftsversicherung, die Versicherung der badischen Gemeindeversicherung. Scheinbar gehen die Versicherungen immer bis zum Ende, denn sie brauchen vielleicht ein Urteil, was bis zum Ende ausgereift wurde.

goodnews4: Die Stadt Baden-Baden versuchte, Millionen von Kosten für die Bodensanierung und die Gewässersanierung auf Sie abzuwälzen. Was haben Sie den zuständigen Vertretern der Stadtverwaltung denn zu sagen?

Heinz Claus: Ich habe den verschiedenen Vertretern der Stadtverwaltung zu sagen, dass ich eine Überlebensstrategie gefunden habe für meine Firma. Ich habe mich jetzt nicht mehr ausschließlich auf die Stadt Baden-Baden fokussiert, wir sind inzwischen international aufgestellt. Und in Fürstenfeldbruck sind wir mit 80 Mitarbeitern und in Dortmund mit 60.

goodnews4: Das heißt, als Konsequenz haben Sie ihr Unternehmen vom Standort Baden-Baden unabhängig gemacht?

Heinz Claus: Das Herz ist immer noch in Baden-Baden. Von 440 Mitarbeitern sind ja immer noch über 300 in Baden-Baden. Baden-Baden ist also immer noch unser Herz der Firma.

goodnews4: Was ist denn der gegenwertig aktuelle Stand in dieser Löschschaum-Affäre?

Heinz Claus: Wir haben die Mitteilung, dass der Bundesgerichtshof die Feststellungsklage angenommen hat. Am 14. Juni zwischen 11 und 13 Uhr wird dieses Verfahren stattfinden. Es wird nur festgestellt, ob das Verfahren formal rechtens abgewickelt wurde. Wenn wir ein Urteil zu unseren Gunsten bekommen, dann geht das ganze Verfahren wieder zurück an das Landgericht Baden-Baden.

goodnews4: Und wenn es zu Ihren Ungunsten Entschieden wird?

Heinz Claus: Dann wird es heftig. Wir haben eine Rückstellung gemacht. Die Grundwassersanierung findet ja auch schon seit beinahe acht Jahren statt und wird sicher noch Jahre weitergehen. Da haben wir ein eindeutiges Urteil vom Verwaltungsgericht, aber da ist die Stadt Baden-Baden auch in Revision gegangen.

goodnews4: Wenn Sie auf all die Jahre zurückblicken im Ringen um Ihr Recht, was für Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

Heinz Claus: Man wächst mit der Aufgabe. Man wächst mit Schwierigkeiten und man wächst damit, dass man noch mehr zusammenrückt. Wenn ich mich damals an diese ganz kritische Phase erinnere, als nicht nur ein Mitarbeiter an einem Schreibtisch saß, sondern mehrere. Wir hatten zum Glück ja unser französisches Lager. Wir haben einfach diese deutsch-französische Freundschaft gelebt. Die Deutschen sind ausgewandert zu den Franzosen. Wissen Sie, man erlebt dann auch eine unglaubliche Solidarität in der Kundschaft, mit den Partnern und den Lieferanten. Man hat einfach Glück im Unglück.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de


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