"Ausgepackt!" Stadtansichten aus vier Jahrhunderten

Letzter Teil von Jubiläumsausstellung im Stadtmuseum eröffnet - Museumsleiterin Heike Kronenwett im goodnews4-VIDEO-Interview: „Man kann in die Vergangenheit eintauchen“

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goodnews4-VIDEO-Interview von Alisa Melcher mit Heike Kronenwett

Baden-Baden, 20.03.2018, Bericht: Alisa Melcher Stadtansichten aus vier Jahrhunderten werden im Stadtmuseum «Ausgepackt». Der dritte und letzte Teil der Trilogie zum 125-jährigen Jubiläum startete am 18. März und endet am 29. Juli 2018. Die Besucher können sich zum Teil noch nie zuvor ausgestellte Schätze unserer Stadtgeschichte anschauen.

Im goodnews4-VIDEO-Interview verrät Museumsleiterin Heike Kronenwett ihre Favoriten der Ausstellung: «Wenn man dann etwas in der Hand hält von Pauline Viardot, wir haben eine kleine silberne Dose mit ihren Initialen oben im Dachgeschoss ausgestellt, das ist dann natürlich schon ergreifend.» Im weiteren Verlauf des Interviews geht Heike Kronenwett auch auf die Entwicklung unserer Stadt Baden-Baden im 19. Jahrhundert ein.


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews mit Heike Kronenwett:

goodnews4: Seit einem dreiviertel Jahr packt das Stadtmuseum seine Schätze der vergangenen 125-Jahre aus. Was für Überraschungen haben Sie nun beim letzten Teil der Trilogie ausgepackt?

Heike Kronenwett: Wir haben ganz interessante Ansichten von Baden-Baden, die wir präsentieren. Das fängt bei der ältesten Ansicht an. In einem Buch erschienen, in einer alten Beschreibung des Bades Baden-Baden, eine noch ganz summarische Darstellung. Es geht hin bis zu neueren Positionen aus dem 20. Jahrhundert. Brigitte Weber, die ihre Aussicht aus ihrem Haus festgehalten hat in Lichtental und um Lichtental, die Wälder im Mai. Es sind interessante Bilder, es ist eine alte Stadtansicht auf der ein Herr auf einer Draisine vor dem Kurhaus fährt, damals noch das Kurhaus in der vorweinbrennerischen Zeit, also das alte Promenadenhaus. Wir haben auch ein Bild von Hans Kuhn, einem abstrakten Maler hier aus Baden-Baden, Kunstprofessor, der Baden-Baden ganz selten auch als Motiv gewählt hat, aber es gibt von ihm eben auch eine wunderbare Guage, die den Eingang zur Gönneranlage zeigt oder das Bild hinter mir: Ein Blick von der Villa Bénazet zum Battert wahrscheinlich von einem englischen Künstler um die Mitte des 19.Jahrhunderts gefertigt.

goodnews4: Was sind denn Ihre drei Lieblingsexponate, die Sie in den letzten neun Monaten insgesamt ausgepackt haben?

Heike Kronenwett: Wir haben ja ganz unterschiedliche Sachen ausgepackt. Ich mag, weil ich einfach Münzen gerne mag, unsere Goldmünzen, die wir im Dachgeschoss ausgepackt haben. Ich finde aber auch immer diese weniger spektakulären Sachen interessant, wie zum Beispiel Sachen des Alltags, wie die Kinderkleidung manchmal. Wir haben oben im Dachgeschoss ja auch einen Rollstuhl stehen, einen wirklich komfortabel ausgestatteten Sessel auf Rädern, in dem man sich doch ganz gut fortbewegen konnte, wenn man nicht ganz so gut zu Fuß war. Das sind natürlich nette Sachen, aber wenn man dann etwas in der Hand hält von Pauline Viardot, wir haben eine kleine silberne Dose mit ihren Initialen oben im Dachgeschoss ausgestellt, das ist dann natürlich schon ergreifend. Man denkt: «Ach, das hat diese berühmte Sängerin immer bei sich gehabt, mit sich herumgetragen oder auf ihrem Toilette-Tisch stehen gehabt.» Das ist dann wunderbar. Es sind eben diese Geschichten, die sich mit den Objekten verbinden. Wir haben ja zum Beispiel einen Toilette-Tisch an dem die Queen Viktoria vielleicht gesessen hat, der zumindest aus dem Haus kam, das sie zeitweilig besessen hat. In der Kapuzinerstraße stand das. Oder wenn man eben die Bilder anguckt: Da gibt es ganz viele Sachen die man entdeckt, wenn man das Bild anguckt oder wenn man schaut: Wie ist überhaupt die Geschichte? Wie sind die Sachen in die Sammlung gekommen oder warum sind die Sachen in die Sammlung gekommen? Viele sind eben von Bürgern geschenkt worden, manche werden bewusst angekauft, so wie es eben unser Ankaufsetat erlaubt oder der meiner Vorgänger und Vorgängerinnen.

goodnews4: Was ist für Sie denn die spannendste Zeit Baden-Badens in den letzten vier Jahrhunderten?

Heike Kronenwett: Sicher das 19. Jahrhundert. Völlig klar der Beginn des 19. Jahrhunderts, als Baden-Baden zum Weltbad aufstieg. Dann natürlich das Weltbad, wobei ich das jetzt persönlich schon spannend, aber nicht mal so spannend finde. Ich persönlich finde ganz spannend diese Zeit von 1900 bis in die 1920er-Jahre, wo Baden-Baden wirklich hochmodern war, ein ganz fortschrittliches Veranstaltungsprogramm hatte und unser Theater ja zum Beispiel auch sein Ensemble bekommen hat. Also diese Zeit finde ich wirklich toll, weil da waren auch sehr, sehr bekannte Leute da. Im 19. Jahrhundert war jeder da, aber auch da waren noch mal ganz interessante Strömungen vertreten und Personen da, die viel hinterlassen haben und wo man auch noch viel forschen und herausfinden kann.

goodnews4: Viele Menschen haben wenig Zeit neben Arbeit und Familie, warum sollte man doch ins Stadtmuseum gehen und in die Geschichte Baden-Badens blicken?

Heike Kronenwett: Weil das ihre Geschichte ist, weil das ihre eigene Geschichte ist und ich glaube, jeder der hier lebt oder eben auch teilweise zu Besuch herkommt, wird einfach Sachen finden, wo er sagt: «Ach, das kenne ich doch.» oder: «Was ist denn das? Das habe ich noch nie gesehen. Da muss ich mich mal informieren drüber» Da kann man sich einfach drüber informieren. Ich glaube man kann einfach eintauchen, man kann in die Vergangenheit eintauchen: Was hat man früher getragen? Wie sah früher das Leben aus? Wie sah früher das Leben hier in Baden-Baden aus? Man kann aber auch bis heute einfach blicken, was es mir heute sagt, wenn ich diese Sachen angucke. Was nehme ich mit für mein heutiges Leben? Wie geht es weiter? Sammeln ist ja auch was Museen bewahren. Die bewahren die Vergangenheit, aber sie bewahren natürlich das was momentan Gegenwart ist, auch für die Zukunft und die zukünftigen Generationen.

goodnews4: Wie viel Zeit sollten Besucher ins Stadtmuseum mitbringen?

Heike Kronenwett: Das ist glaube ich jedem überlassen. Ich glaube man kann sich hier mehrere Stunden aufhalten, wenn man so lange stehen will und kann. Man kann aber auch, wenn man jetzt durch die Gemäldeausstellung läuft mit etwa 70 Exponaten, das in anderthalb Stunden machen. Man kann schnell nach der Arbeit, solange man nicht allzu spät aufhört mit der Arbeit, mal schnell durchlaufen und sich das angucken. Ich glaube aber, das schönste ist, wenn man immer wieder hier rein geht und sich immer wieder Teilstücke vornimmt, wo man einfach ein bisschen tiefer auch eintauchen kann. Ich glaube dann hat man den größten Gewinn von einem Museumsbesuch hier im Stadtmuseum, weil wir decken natürlich 2.000 Jahre Stadtgeschichte ab und hier fängt es ja jetzt schon beim Mammutzahn an, also decken wir sogar wirklich von den Anfängen der Menschheitsgeschichte ungefähr, bis heute alles ab und ich glaube, da kann man wirklich in viele, viele Facetten eintauchen.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Alisa Melcher für goodnews4.de

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