Aus der Polizeidirektion Offenburg

Polizei warnt vor Erpresser in sozialen Netzwerken – "Drohung mit Veröffentlichung von Nacktaufnahmen" – "Aufreizende Profilbilder junger Frauen"

Offenburg/Baden-Baden/Rastatt, 21.07.2018, Bericht: Polizei Der Wunsch nach Geborgenheit, Zweisamkeit, aber auch amourösen Abenteuern ist seit Menschengedenken Triebfeder zielgerichteter Kommunikation und Ursprung eines jeden Flirts. Mit dem Siegeszug des Internets und der sozialen Medien hat sich diese vormals in der realen Welt stattgefundene Interaktion zusehends in den virtuellen Raum verlagert.

Darin findet die Suche nach einem geeigneten Partner oder einem schnellen Flirt über eigens hierfür kreierte Programme, Internetseiten oder auch Apps statt − genau auf dieser Spielwiese lauern aber immer mehr gewiefte Erpresser auf ihre zumeist vor Liebe erblindeten Opfer.

Die Vorgehensweise der Täter ist einfach, hinterhältig und aus Sicht der Polizei zu oft erfolgreich: Zunächst wird mit einem arglos suchenden Opfer über eine soziale Plattform Kontakt aufgenommen. Hierbei nutzt der umtriebige Täter das Profilbild einer attraktiven Person und kombiniert dieses mit einem frei erfundenen Namen. Männliche Adressaten werden in der Regel mit aufreizenden Profilbildern junger Frauen geködert, weibliche Interessentinnen werden mit Profilen angeblicher Chirurgen, Offiziere oder ähnlich attraktiven Berufen gelockt.

Nach einem kurzen Austausch von Kennenlern-Nachrichten wird das Opfer aufgefordert, auf einen Videochat umzusteigen. Hier wird entweder weiterhin die bisher genutzte Plattform eingesetzt oder auf andere Apps und Programme gewechselt. Für das Opfer scheint es nun so, als trüge sein Aufwand nach kürzester Zeit Früchte. Das Gegenüber im Videochat ist nicht nur attraktiv sondern zudem auch spärlich bekleidet. Nach dem Motto: «Weniger ist mehr», wird das Opfer nun aufgefordert ebenfalls die Hüllen fallen zu lassen und in letzter Instanz auch sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Auffällig ist, dass zumeist aufgrund angeblicher technischer Probleme keine Sprachverbindung zustande kommt, sondern lediglich per Textnachrichten kommuniziert wird.

Nach kurzer Zeit brechen die Täter die Videotelefonie ab und drohen unverhohlen mit der Veröffentlichung der soeben gefertigten Nacktaufnahmen. Dies könne dann verhindert werden, wenn die unfreiwilligen Protagonisten einen größeren Geldbetrag überweisen. Hierbei sind Summen zwischen 300 und 9.000 Euro keine Seltenheit. Deren Überweisung wird per «Moneygram» oder «Western Union» an zumeist in Afrika lebende Personen gefordert. Wird dies nicht unverzüglich umgesetzt, drohen die Täter damit, die entstandenen Videoaufnahmen an weitere Bekannte des Opfers in den sozialen Netzwerken zu schicken oder auf deren Profil zu veröffentlichen. Auch die Einstellung auf einschlägig bekannten Videoplattformen wird häufig angedroht.

Die bisher bekannt gewordenen Fälle belegen, dass es sich bei den Drohungen keinesfalls um Worthülsen handelt. Dies belegt der Fall eines 25-jährigen Lahrers zu Beginn des Monats. Die Unbekannten setzen ihre Drohung umgehend in die Tat um. Bei nicht beglichenen Forderungen erfolgte die unverzügliche Veröffentlichung des Bild- und Videomaterials.

Die Ermittler der Kripo Offenburg gehen von einem hohen Dunkelfeld aus, da die vermutlich überwiegende Anzahl der Opfer den Forderungen aus Scham nachkommt und sich nicht mit der Polizei in Verbindung setzt. Seriöse Schadensschätzungen sind daher unmöglich.

Tipps der Polizei:

− Keine Videotelefonie mit bis dahin unbekannten Personen

− Keine Freizügigkeit gegenüber Unbekannten im Internet

− Verdachtsmomente sind Textnachrichten in schlechtem Deutsch, offenkundig durch Übersetzungsprogramme entstanden sowie das Verweigern von Livegesprächen aus angeblich technischen Gründen

− Nicht auf die Geldforderungen eingehen! Auch nach Zahlung des Geldbetrages können weitere Forderungen folgen, die Geschädigten haben keinen Einfluss auf die tatsächliche Löschung entstandener Bilder und Videos

− Speichern aller Mails bzw. Chat-Nachrichten zur Beweissicherung

− Jeden Kontakt zu den Tätern unverzüglich beenden und diese blockieren

− Unverzügliche Kontaktaufnahme mit der örtlichen Polizeidienststelle. Von dort aus kann auch Hilfestellung zum Löschen von Daten auf sozialen Plattformen gegeben werden

− Gegebenenfalls neue Mailadressen und neuen Account innerhalb des betroffenen Netzwerkes anlegen

Weitere Informationen der Polizei: www.polizei-beratung.de und praevention.polizei-bw.de.


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