Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Geplantes Klinikum – über den Tellerrand hinausgedacht" – „Schon heute werden Magen- und Darmspiegelungen ambulant in Praxen durchgeführt“

Baden-Baden, 01.08.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Stellung zu dem goodnews4-Bericht Interview mit Daniel Herke, kaufmännischer Geschäftsführer Klinikum Mittelbaden – «Wir haben die von der Stadt Rastatt bereits eingereichten Unterlagen geprüft».

Nachdem noch nicht einmal das Finanzierungsproblem um nebulöse und bis dato unbekannte Kosten für das geplante Klinikum gelöst ist, stellt sich neben weiteren Problemen wie Gutachten über die Bodenbeschaffenheit und die geplante Querspange ein zusätzliches Problem, welches ebenfalls zum Scheitern des Projekts führen könnte, und zwar die Idee der «ambulanten Operationen». Langsam nimmt diese Idee, welche Zustimmung bei der Kassenärztlichen Vereinigung sowie bei den Krankenkassen findet, Form und Gestalt an und wird sich bis in ein paar Jahren aus Kostengründen auch bestimmt durchsetzen. Zwar sind die meisten niedergelassenen Ärzte mangels erforderlicher Einrichtung bisher nicht in der Lage in ihrer Praxis kleinere Eingriffe durchzuführen, aber das würde sich sehr schnell ändern, wenn die Krankenkassen und vor allem die Patienten mitspielen und sich für die Praxis-Ärzte eine zusätzliche Einnahmequelle ergibt.

Schon heute werden beispielsweise Magen- und Darmspiegelungen ambulant in Praxen durchgeführt und nicht mehr nur noch in Kliniken, warum sollte dies also bei anderen relativ einfachen Eingriffen nicht ebenfalls möglich sein?

 

Es ist aus Sicht der Krankenkassen und auch im Interesse der Patienten nicht nachvollziehbar, dass selbst bei kleinen Eingriffen in den Kliniken eine stationäre Aufnahme erfolgt, die mit ca. 560,-- Euro pro Aufenthaltstag zusätzlich zu den medizinischen Leistungen berechnet wird.

Sollten sich diese Überlegungen durchsetzen, woran kein Zweifel besteht, dann fehlen den ohnehin defizitären Krankenhäusern weitere erhebliche Einnahmen. Allein schon aus diesem Grund dürften sich manche großmannsüchtigen Planungen von prestigesüchtigen, kleingeistigen Verantwortlichen in Luft auflösen und man wird nach anderen Lösungen für die geplatzten Projekte suchen müssen.

Aus den oben ausgeführten Gründen wäre es also weiterhin überlegenswert, die bestehende Klinik in Balg zu sanieren und eventuell zu einer Reha-Klinik und einem Ärztehaus umzufunktionieren, wobei beispielsweise die vorhandenen Einrichtungen, speziell die OP-Säle, gemeinschaftlich für ambulante OPs der jeweiligen Fachärzte genutzt werden könnten. Auf dem Nachbargrundstück könnte ein völlig neukonzipiertes Gebäude als Klinik entstehen, welches den dann erforderlichen Bedürfnissen entspricht. Aber zu solchen Überlegungen kommt man nur, wenn man über den Tellerrand hinausblick und die Zukunft vor Augen hat. Das ist speziell von den Baden-Badener Stadtverantwortlichen jedoch nicht zu erwarten. Also weiter so mit den ewiggestrigen Betonköpfen bis zum «Endsieg» mit allen sich daraus für Baden-Baden ergebenden negativen Folgen.

Martin Müller-Petersen
Baden-Baden


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