Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Kulturauftrag, der sich nicht ausschließlich am Kommerz orientieren sollte“
Baden-Baden, 18.09.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Boris Fernbacher Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Leserbrief «Meine Meinung» – «Niveau-Manager» – «Wer könnte die Weltkulturerbestadt Baden-Baden in eine glorreiche Zukunft führen?».
Herr Martin Müller-Petersen bemängelt in seinem Leserbrief, dass in den von der Stadt Baden-Baden organisierten und finanzierten Kulturveranstaltungen im Vergleich mit den von privaten Veranstaltern getragenen Events nur «drittklassige» Künstler auftreten würden, zu wenig «Veranstaltungen mit Niveau» vertreten seien und zum Teil auch nur «kaufkraftschwache Jugendliche» angesprochen würden. Dazu einige Gedanken von mir:
Natürlich würde ich auch lieber Weltklasse-Stars wie Bruce Springsteen, den chinesischen Pianisten Lang Lang oder Deep Purple anstatt junger Nachwuchskünstler auf dem New Pop Festival erleben. Aber solche Top-Acts haben eben auch ihren Preis! Privat finanzierte Veranstalter können sich das leisten und die Preise sind dann auch entsprechend hoch (im Festspielhaus kosten die Eintrittskarten ja bis zu 150 Euro). Kann und/oder will die Stadt Baden-Baden es sich (auch angesichts der vielen anderen zu finanzierenden Aufgaben) leisten, so viel Geld für kulturelle Top-Veranstaltungen auszugeben?
Außerdem ist es meiner Meinung nach auch Aufgabe einer Stadt, nicht nur bereits bekannte Top-Acts zu präsentieren, sondern auch weniger bekannte Künstler oder Themenfelder abseits des Mainstreams auf die Bühne zu bringen. Herr Müller-Petersen setzt in seinem Leserbrief kommerziellen Erfolg zu einfach gleich mit künstlerischem Niveau (einem Begriff, den ja sowieso jeder Rezipient von Kunst anders definiert). Es gibt ja viele relativ unbekannte Musiker (z.B. im Jazz), die musikalisch wohl Anspruchsvolleres produzieren als manche von Presse und Fans hochgejubelte Schlager- oder Popstars. Eine Stadt hat genauso wie unser Staat auch einen Kulturauftrag, der sich nicht ausschließlich am Kommerz orientieren sollte. Deshalb stehen ja in unserer Stadtbibliothek nicht nur Kitsch-Romane von Konsalik oder Rosamunde Pilcher, die riesige Verkaufszahlen haben, sondern auch Werke die weitaus geringere Verkaufserfolge aufweisen, dafür aber von qualifizierten Literaturkritikern als qualitativ hochwertige Literatur anerkannt sind.
Den letzten Zeilen in Herrn Müller-Petersens Leserbrief muss ich heftig widersprechen. Er spricht darin von den «sogenannten Volksvertretern im Gemeinderat», einer «in sich zerstrittenen, unfähigen Laienspielertruppe» und einem «Zampano in farbenfroher Dienstkleidung».
Die im Gemeinderat befindlichen Personen sind keine «sogenannten» Volksvertreter, Herr Müller-Petersen. Sie sind (ob es Ihnen nun gefällt oder nicht) unsere Volksvertreter, weil sie in einer demokratischen Wahl von den Bürgern gewählt wurden. Natürlich sind unsere Gemeinderäte keine hauptberuflichen Politiker, die 10.000 Euro im Monat verdienen, sondern Menschen, die sich neben ihrem Hauptberuf sozusagen in ihrer Freizeit und ohne hohe Vergütung für ihre Heimatstadt engagieren. Es ist absolut ungerechtfertigt und unpassend, sie deshalb als «unfähige Laienspielertruppe» abzuqualifizieren. Mit dem «farbenfroh gekleideten Zampano» meint Herr Müller-Petersen wohl unseren Bürgermeister? Unabhängig davon, was man von der Arbeit von Herrn Dietmar Späth so hält, ist es absolut deplatziert, ihn wegen der Farbe seiner Kleidung oder sonstigen Äußerlichkeiten mit Häme zu überschütten und als «Zampano in farbenfroher Dienstkleidung» zu beleidigen, Herr Müller-Petersen.
Boris Fernbacher
Baden-Baden
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