Aus dem Rathaus Baden-Baden

Altgrasstreifen auch in Baden-Baden wertvoller Lebensraum – Dramatischer Rückgang unserer heimischen Insekten

Altgrasstreifen auch in Baden-Baden wertvoller Lebensraum – Dramatischer Rückgang unserer heimischen Insekten
Altgrasstreifen in den Korbmatten. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 26.09.2019, Bericht: Rathaus Gegen den dramatischen Rückgang unserer heimischen Insekten hat das Land Baden-Württemberg ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt.

In diesem Zusammenhang werden vom Regierungspräsidium Karlsruhe verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Insekten ergriffen. Eine dieser Maßnahmen ist die Anlage beziehungsweise das Stehenlassen von Altgrasstreifen auf Wiesenflächen. Für die Bewirtschafter ist die regelmäßige Mahd der Wiesen zur Futtergewinnung unumgänglich. Doch durch einen frühen Schnitt mit großen Maschinen, die große Flächen in kurzer Zeit bearbeiten können, fehlen Rückzugsmöglichkeiten für viele Tierarten. Aufmerksamen Betrachtern der Landschaft werden daher in vielen Naturschutzgebieten die derzeit weit hin sichtbaren Altgrasstreifen ins Auge fallen.

Warum Streifen stehen lassen? Unter Altgrasstreifen ist ein Stück Wiese zu verstehen, das beim ersten oder zweiten Mahdgang ausgespart wird und so im Gegensatz zu den benachbarten gemähten Wiesenflächen einen Rückzugsraum, vor allem für Insekten, bietet. Es handelt sich um Bereiche, die entweder an Wiesenrändern den Übergang zu Hecken, Gehölzen und Gewässern bilden oder als Streifen oder Inseln auf der Wiese verbleiben. Die Altgrasstreifen bilden wichtige Strukturen, in denen beispielsweise Heuschrecken, Käfer und Schmetterlingsraupen reichlich Nahrung und Deckung vor natürlichen Feinden finden. Auch nach dem Schnitt der übrigen Wiese verbleibt hier ein gewisses Blütenangebot, von dem Bienen und Schmetterlinge profitieren. Die Pflanzen können hier auch zur Samenreife kommen, was auch für den Erhalt der Vielfalt der Pflanzenarten wichtig ist. Und wo sich viele Pflanzenfresser aufhalten, werden auch räuberische Tiere angelockt. So bietet ein Altgrasstreifen indirekt auch vielen Vögeln, Amphibien, Reptilien, räuberischen Insekten und Kleinsäugern eine sichere Nahrungsquelle.

Idealerweise bleiben einige dieser Flächen auch über den Winter stehen. Diese sind dann Hotspots der Artenvielfalt: Zum Beispiel können Spinnen dann im Herbst zwischen den langen Halmen ihre kunstvollen Radnetze aufspannen, die verholzten Stengel bieten Unterschlupf für überwinternde Räupchen. Die Samen in den Blütenköpfchen von Distel sind aber auch willkommene Nahrung von Vögeln wie dem Stieglitz.

Eine Vielzahl dieser stehen gelassener Altgrasstreifen bietet natürlich auch eine ideale Vernetzung und Verbindung ökologisch wertvoller Biotope und stellen einen wichtigen Beitrag für Flora und Fauna dar. Landwirte, die sich bereit erklären, Altgrasstreifen stehen zu lassen, werden für diese Leistungen entsprechend finanziell gefördert. Auch im Stadtkreis Baden-Baden lassen sich solche Altgrasstreifen entdecken. Zum Beispiel in den Naturschutzgebieten Korbmatten, Bruchgraben und Sauersbosch und in der Uchtweid hat das dafür zuständige städtische Fachgebiet Forst und Natur in den Pflegeverträgen derartige Altgrasstreifen vereinbart. «Die in der Landschaft auffallenden, stehen gebliebenen und inzwischen gelb gewordene Altgrastreifen sind also nicht etwa auf die Nachlässigkeit des Bewirtschafters zurück zu führen, sondern ganz im Gegenteil, ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer vielfältigen heimischen Flora und Fauna in Baden-Württemberg», wie Johannes Ebert vom Fachgebiet Forst und Natur betont. Landwirte in Baden-Baden, die Interesse an der Maßnahme haben, können sich an das dafür zuständige Fachgebiet wenden, per Telefon unter 07221/93-1684 sowie per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.