Aus dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Badener lassen sich häufiger scheiden als Württemberger – Statistisches Landesamt: Häufigste Scheidungen im „verflixten“ siebten Ehejahr

Stuttgart, 11.04.2019, Bericht: Statistisches Landesamt Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 18.344 Ehen geschieden. Damit ist die Zahl der Ehescheidungen nach Angaben des Statistischen Landesamtes zum 7. Mal in Folge gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.

Gegenüber 2004, als mit 25 129 Scheidungen der bisherige Höchststand seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg registriert wurde, sind die Scheidungszahlen sogar um ein Viertel gesunken. Im Vergleich zu 1990 lag die Zahl der Ehescheidungen im vergangenen Jahr allerdings um ein Zehntel höher, seit 1980 hat sie sich sogar um rund 40 Prozent erhöht. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt.

Am häufigsten war im Jahr 2018 eine Scheidung im «verflixten» siebten Ehejahr (969).1 Am zweithäufigsten wurden Ehen im achten Ehejahr (903) geschieden, gefolgt vom sechsten (828) und neunten Ehejahr (816).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2018 geschiedenen Ehen lag wie in den Vorjahren bei rund 15 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei 2 916 Ehen und damit bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehe das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 369 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 10 Paaren im Jahr der «goldenen Hochzeit».

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 Prozent der seinerzeit geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2018 – also nach 23 Ehejahren – bereits 35 Prozent geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von knapp 40 Prozent hinaus. Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge deutet aber eine Auswertung der Ehescheidungen darauf hin, dass die Ehen in den letzten Jahren wieder etwas stabiler geworden sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang «nur» 22 Prozent geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil nach den ersten 13 Ehejahren dagegen bei 24 Prozent beziehungsweise 25 Prozent.

In regionaler Hinsicht zeigen sich nicht unerhebliche Unterschiede im Scheidungsverhalten. Die wenigsten Ehen wurden zuletzt in den Regionen Ostwürttemberg und Donau-Iller geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2018 kamen in diesen württembergischen Regionen jeweils 72 Ehescheidungen auf 10.000 Ehen. Am höchsten war die sogenannte spezifische Scheidungsziffer in den badischen Regionen Hochrhein-Bodensee, Rhein-Neckar und Mittlerer Oberrhein mit jährlich jeweils über 80 Ehescheidungen bezogen auf 10.000 Ehen.

Darüber, weshalb die Scheidungshäufigkeit im württembergischen Landesteil etwas geringer als in Baden ist, können lediglich Vermutungen angestellt werden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass gemeinsame Kinder die Scheidungshäufigkeit mindern; in württembergischen Regionen sind Haushalte mit Kindern etwas häufiger als in den meisten badischen Regionen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Ehen mit Wohneigentum – wie ebenfalls aus der Familiensoziologie bekannt – seltener geschieden werden; in den württembergischen Regionen ist die Eigentümerquote tendenziell höher als in Baden. Schließlich könnte auch die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung mitentscheidend sein: Ehen, in denen beide Partner erwerbstätig sind, werden häufiger geschieden als Ehen, in denen die Frau nicht berufstätig ist.


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