Herbstfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden

Beethoven und Dvo?ák im Festspielhaus Baden-Baden - Reizvoller Kontrast: Sir András Schiff und Iván Fischer

Beethoven und Dvo?ák im Festspielhaus Baden-Baden - Reizvoller Kontrast: Sir András Schiff und Iván Fischer
Budapest Festival Orchestra. Foto: Akos Stiller

Baden-Baden, 17.11.2018, Bericht: Festspielhaus Ein Programm in reizvoller Spannung haben die beiden ungarischen Freunde und Künstler Sir András Schiff und Iván Fischer für ihr Konzert im Festspielhaus Baden-Baden zusammengestellt.

Im Rahmen der Herbstfestspiele präsentieren der Starpianist Sir András Schiff und das Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer am 30. November 2018, 20 Uhr, Werke von Ludwig van Beethoven und Anton Dvořák.

Das Konzert am 30. November mit Sir András Schiff, Iván Fischer und dem Budapest Festival Orchestra kombiniert Musik von Antonin Dvořák und Ludwig van Beethoven. Diese Wahl ist ebenso reizvoll wie ungewöhnlich, bezog sich doch Dvořák in seiner eigenen Sinfonieproduktion nicht wie die allermeisten seiner zeitgenössischen Komponistenkollegen auf Beethoven, sondern auf Franz Schubert.

Der «Schubertianer» Dvořák trifft also auf Beethoven. Einer Dramaturgie des Klanges, der harmonischen Abschweifung und der Melodie bei Dvořák werden Beethovens Motivarbeit, lineare Entwicklung und Ökonomie der Mittel gegenübergestellt.

Dvořáks sechste Sinfonie, die Legende op. 59/6, der Slawische Tanz op. 46/5, das Chorlied «Der verlassene Liebhaber» aus Vier Chorlieder op. 29/4: Bis auf den slawischen Tanz sind die Werke von Dvořák, die Fischer ausgewählt hat, eher selten im Konzertsaal zu hören.

Die erste Sammlung der Slawischen Tänze (op. 46 von 1878) hat Dvořák berühmt gemacht. Der fünfte Tanz ist eine Skočná, ein kurzer, brillant instrumentierter Springtanz. Wie die «Slawischen Tänze» entstanden auch die «Legenden» von 1881 zuerst in einer Fassung für Klavier zu vier Händen und wurden sofort anschließend instrumentiert. Die sechste Legende in cis-Moll zeichnet sich durch schweifend «Schubertsche» Modulationen aus. Die Vier Lieder, aus denen das vierte, «Der verlassene Liebhaber», vorgestellt wird, zählen zu den wenigen Werken für das unbegleitete Chorgenre, die Dvořák komponiert hat. Die volkstümlichen Werke sind einfach gehalten und können von Laienchören bewältigt werden.

Dvořáks sechste Sinfonie von 1880 steht in D-Dur − wie die zweite Sinfonie von Johannes Brahms, auf die sie sich immer wieder bezieht. Doch auch dieses Werk ist episodischer, melodischer und dank seiner harmonischen Abschweifungen eben «Schubertischer» − überall merkt man Dvořáks Tendenz, die klassizistische Form der Sinfonie mit seiner überquellender Fantasie und Experimentierlust unter einen Hut zu bringen. Die Sinfonie ist in ihrer klanglichen Schönheit ein außerordentlich dankbares Werk.

Der Dvořák-Part des Abends wird ergänzt um Beethovens erstes Klavierkonzert in C-Dur. Es entstand zwischen 1795 und 1801 und ist eigentlich sein zweites − das als «zweites» bezeichnete Konzert, in B-Dur, wurde vor dem ersten komponiert. Beethovens Klavierkonzert geht auf Mozartsche Vorbilder zurück und gehorcht noch zeitgenössischen Moden, wie etwa der, die ersten Sätze der Klavierkonzerte als Militärmärsche anzulegen. Das Rokoko Ende des 18. Jahrhunderts feierte den Eros der Uniform − bei Beethoven ist jedoch bereits ein neuer Ton zu vernehmen: Die militärischen Melodien spiegeln die revolutionäre Stimmung der Zeit wieder.

Neben weltweiten Konzerten mit international bedeutenden Orchestern und Dirigenten konzertiert der Pianist Sir András Schiff unter eigener Leitung vorwiegend mit Klavierkonzerten von Bach, Beethoven und Mozart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Medaille der Wigmore Hall, die Goldene Mozart-Medaille des Mozarteums Salzburg, das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und die Goldmedaille der Royal Philharmonic Society London. 2014 verlieh ihm die University of Leeds die Ehrendoktorwürde, und Queen Elizabeth II. erhob ihn für seine Verdienste für die Musik in den Adelsstand. Sir András Schiff ist einer der bedeutendsten Pianisten der Gegenwart, aber bezieht auch neben der Bühne klar Position. So sorgte er 2011 für Aufsehen, als er öffentlich gegen die alarmierende politische Entwicklung in Ungarn Stellung bezog. Aufgrund beleidigender Reaktionen ungarischer Nationalisten konzertiert Schiff seither nicht mehr in seiner Heimat.

Wie Sir András Schiff ist auch der ungarische Dirigent Iván Fischer ein gerngesehener Gast am Festspielhaus. Nach seinen Konzerten 2001 und 2008 war er zum letzten Mal bei den Pfingstfestspielen 2018 gemeinsam mit ‚seinem‘ Budapest Festival Orchestra in Baden-Baden zu erleben. Dieses Orchester gründete er 1983 und ist bis heute dessen Musikdirektor. Seit 2012 ist er zudem Chefdirigent des Konzerthausorchester Berlin. Wer bereits ein Konzert unter seiner Leitung gehört hat, weiß, dass Iván Fischer keine Langeweile aufkommen lässt. Er hat immer innovative Ideen und baut gerne Überraschungen in das Konzertprogramm ein. Iván Fischer ist nicht nur Dirigent, sondern auch als Komponist aktiv. Zudem rief er mehrere Festivals in seiner Heimat ins Leben, welche unter anderem auch bisher unentdeckten Komponisten eine Plattform bieten. Auch aufgrund seines Engagements für internationale kulturelle Beziehungen bekam er viele Preise verliehen, unter anderem den Crystal Award und den Kossuth-Preis. Zudem ist er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London und Ehrenbürger von Budapest.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de. Persönliche Beratung und Reservierungen: Telefon 07221 / 30 13 101.


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