Gastkommentar

Die digitale Zukunft des Unterrichts – Nicht nur die Schüler, auch Lehrer nutzen ChatGPT – Gastkommentar von Thomas Bippes

Die digitale Zukunft des Unterrichts – Nicht nur die Schüler, auch Lehrer nutzen ChatGPT – Gastkommentar von Thomas Bippes
Foto: Archiv

Bild Thomas Bippes Kommentar von Thomas Bippes
04.12.2023, 00:00 Uhr



Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.

Kommentar: Thomas Bippes Digitaler Spickzettel oder digitaler Bildungsturbo – was bringen ChatGPT & Co. unseren Kindern? Je länger wir damit umgehen, umso deutlicher wird, dass in KI-Tools wie ChatGPT mehr steckt als nur ein Werkzeug, mit dem sich Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Studierende Hausaufgaben oder Prüfungsleistungen schreiben lassen können.

Wer mit dem Chatbot arbeitet, stellt einerseits schnell fest, dass die künstliche Intelligenz Grenzen hat. Er stellt andererseits aber auch fest, dass sich in der Kombination Mensch und Maschine große Chancen ergeben können. Werfen wir also einmal einen Blick auf die positive Seite und gehen der Frage nach, wie sich Bildung mit Hilfe von KI-Werkzeugen verbessern lässt.

 

Die Bildungslandschaft unterliegt einem ständigen Wandel. Lehrer stehen vor der Herausforderung, sich diesen Veränderungen anzupassen und innovative Werkzeuge in ihre Unterrichtspraxis zu integrieren. Eine kürzlich im SPIEGEL veröffentlichte Studie, in der Daten von FOBIZZ, einer deutschsprachigen Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von digitalen Tools für Lehrkräfte und Schulen, für eine Analyse herangezogen wurden, beleuchtet die zunehmende Verwendung von ChatGPT und Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungsbereich und wie dies die Arbeit von Lehrkräften revolutioniert.

ChatGPT, ein KI-gesteuertes Textgenerierungstool, hat in den zurückliegenden Monaten erhebliches Interesse geweckt. Dieses von OpenAI entwickelte Tool verhilft dazu, neuen Text auf der Grundlage von Vorgängertexten zu generieren, ganz so, als sei er von einem Menschen erstellt worden. ChatGPT bietet vielfältige Anwendungsoptionen, die sich didaktisch und inhaltlich im Bildungsbereich nutzen lassen.

Ein entscheidender Aspekt der Nutzung von ChatGPT & Co. an Schulen oder Hochschulen ist die Individualisierung des Lernens. Lehrer können diese Technologie verwenden, um maßgeschneiderte Lernmaterialien für ihre Schüler zu erstellen. Künstliche Intelligenz kann Übungsaufgaben, Lernvideos und sogar interaktive Lernmodule generieren, die auf die individuellen Bedürfnisse und Lernstile jedes einzelnen Schülers zugeschnitten sind. Dadurch können Lehrer auf eine breite Palette von Fähigkeiten eingehen und sicherstellen, dass kein Schüler zurückbleibt.

Darüber hinaus kann KI als virtueller Assistent für Lehrer fungieren, der ihnen bei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung hilft. Während des Unterrichts kann ChatGPT Schülern zusätzliche Erklärungen und Unterstützung bieten, wenn sie Schwierigkeiten haben, ein Konzept zu verstehen.

Die FOBIZZ Studie zeigt, dass ChatGPT und andere KI bereits in verschiedenen Schulfächern eingesetzt werden. Am häufigsten wird das Tool im Deutschunterricht (25 Prozent) verwendet, gefolgt von Englisch (13 Prozent), Biologie (11 Prozent), Sozialkunde (10 Prozent) und Geschichte (9 Prozent). Im Deutschunterricht unterstützt die KI vor allem beim Verfassen von Aufsätzen, gibt Verbesserungsvorschläge oder hilft bei der Interpretation von Metaphern.

Die meisten Nutzer von FOBIZZ-KI-Assistenztools finden sich in Gymnasien (30 Prozent), gefolgt von beruflicher Weiterbildung (20 Prozent), Gesamtschulen (12 Prozent) und Grundschulen (8 Prozent). Die Unternehmenschefin Diana Knodel betont, dass die Entwicklung solcher Tools in enger Zusammenarbeit mit Lehrern erfolgt. Lehrkräfte äußerten den Wunsch nach einem KI-Assistenten zur Korrektur von Arbeiten sowie nach differenzierten Texten für unterschiedliche Leistungsniveaus und Vorschlägen für die Unterrichtsplanung. Obwohl derzeit hauptsächlich technikaffine Lehrer die Angebote nutzen, steigt das Interesse auch bei anderen Lehrern, da die Technologie ihnen merklich Arbeit abnimmt.

Oft werde ich gefragt, wie ich als Professor mit den KI Tools umgehe und wie meine Studierenden sie nutzen. Tatsächlich gebe ich ihnen in den Modulen meiner Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement B.A. sowie Online Marketing B.A. den Hinweis, dass sie KI Tools wie ChatGPT als Hilfsmittel für die Recherche, Strukturierung und Formulierung ihrer Prüfungsleistungen verwenden dürfen. Wichtig dabei: Die wesentliche Arbeitsleistung muss jedoch von den Studierenden stammen. KI-Tools können beim Brainstorming, bei der Ideensammlung und bei der Entwicklung von Konzepten behilflich sein. Sie sind aber keine zitierfähige Wissensquellen. Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende dürfen die Primärquellen nicht aus den Augen verlieren, denn die Informationen, die KI liefert, können falsch oder veraltet sein und sollten nur verwendet werden, wenn sie sich anhand glaubwürdiger Quellen überprüfen lassen. Dazu muss die Arbeit am Anfang einen Hinweis enthalten, wie und in welchem Umfang ein KI-Tool als Hilfsmittel verwendet wurde. Die Autoren müssen ihre wissenschaftliche Eigenleistung herausstellen und sicherstellen, dass sie die eingereichte Arbeit zum großen Teil eigenständig verfasst und strukturiert haben. Denn sie sind für ihren gesamten Inhalt verantwortlich.

Die Integration von ChatGPT & Co. in den Bildungsbereich bietet die Chance, den Unterricht zu verbessern und Schülerinnen und Schülern eine individualisierte Lernerfahrung zu bieten. Die Studie im Spiegel zeigt, dass wir uns in einer spannenden Ära des Bildungswandels befinden, in der KI eine entscheidende Rolle spielt. Mit der richtigen Nutzung und angemessenen Vorsichtsmaßnahmen können wir sicherstellen, dass diese Technologien das Bildungssystem bereichern und die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler positiv beeinflussen wird.




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