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Ein Gedicht zum Wochenende – „Der Morgen“ von Victor Hugo

Ein Gedicht zum Wochenende – „Der Morgen“ von Victor Hugo
Victor Hugo, Fotografie von Étienne Carjat, 1876. Public domain, via Wikimedia Commons

Baden-Baden, 04.11.2023, Bericht: Redaktion Diese kleine goodnews4-Serie hilft vielleicht zu erkennen, dass nichts so flüchtig ist wie die tägliche Nachricht.

Ein kleines Gedicht zur Inspiration, vielleicht auch zum Sinnieren und gelegentlich auch zum Schmunzeln. Ausgesucht von Christian Frietsch.

Der Morgen

Oh sieh den Morgen lächelnd sich entschleiern,
Oh sieh den Turm, wie er von Strahlen glüht. Horch!
Wie dem Ruhm die Freude, zieht
Des jungen Tages ersten Feuern
Entgegen schon der Wälder erstes Lied.

Ja, lächle nur bei all dem Schönen.
Dieselbe Sonne leuchtet deinen Tränen,
Wenn morgen mich der dunkle Sarg verschlingt.
Ob meinem Grabe von denselben Tönen Erschallt der Wald, davon er heute klingt?

Dann aber wird die Seele selig schweben
Im Grenzenlosen über Raum und Zeit.
Im Morgenrot der Ewigkeit
Wird man erwachen einst vom Leben,
Gleichwie aus wüster Traumgesichte Streit.

Victor Hugo

Geboren: 26. Februar 1802, Besançon, Frankreich
Gestorben: 22. Mai 1885, Paris, Frankreich

Französischer Schriftsteller und Politiker

Aus dem Französischen von Ferdinand Freiligrath




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