Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Dicke Luft in der Silvesternacht – „Offizielle Feinstaubmessungen zeigen nicht, wie gesundheitsgefährdend Silvesternacht war“

Baden-Baden, 05.01.2019, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Hans Amarell Stellung zu dem goodnews4-Bericht Böller-Chaos in Bühl − Hauptstraße am Neujahrstag stellenweise nur einspurig befahrbar.

Die Medien sprechen davon, dass das Feuerwerk zu Silvester enorme Mengen an Feinstaub (PM10) verursacht.

Laut Bundesumweltamt werden dabei deutschlandweit «rund 4.500 Tonnen Feinstaub (PM10) frei gesetzt, diese Menge entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge und circa 2,25 Prozent aller PM10-Emissionen. Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die menschliche Gesundheit. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen». www.umweltbundesamt.de

Im Rahmen eines wissenschaftlich genutzten öffentlichen Netzwerks von ca. 6.700 privat installierten Feinstaubsensoren (PM10 und PM2,5), ist ein Sensor in der Wörthstrasse installiert. Jedermann kann diese Daten jederzeit über das Internet abrufen. baden-baden.maps.luftdaten.info und luftdaten.info.

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Kartenausschnitt Baden-Baden-Stuttgart. Jeder Punkt bedeutet ein oder mehrere Sensoren. Jeder Sensor misst alle 2,5 Minuten für 10 Sekunden den Feinstaubgehalt.

Das folgende Diagramm zeigt den gemessenen Feinstaubgehalt in der Wörthstrasse am TaFü. Dargestellt ist die Feinstaubmessung für PM10 und PM2,5

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31.12.2018, Zeitraum 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Die Messwerte sind «normal&raquo,. Sie liegen im Bereich von 10 bis 20 µg/m³. Gut wären Werte unter 10 µg/m³.
Die WHO (World Health Organisation) nennt einen oberen Grenzwert von 30 µg/m³, in Deutschland sind 50 µg/m³ erlaubt.

18:00 Uhr
Es ist jetzt dunkel und es ist eine erste Spitze in der Messkurve zu sehen. Deren höchste Spitze beträgt 100 µg/m³. Ich habe eine Gruppe von Erwachsenen mit Kindern beobachtet die zwei Batterien Feuerwerk gezündet haben, 50m vom Feinstaubsensor entfernt.
Der Grundpegel des Feinstaubs erhöht sich auf 40-50 µg/m³. Ursache sind immer wieder sporadisch gezündete Böller und Raketen.

22:00 Uhr
Eine weitere Gruppe zündet ein etwas größeres Feuerwerk 50m vom Feinstaubsensor entfernt. Der Spitzenwert liegt bei 350 µg/m³.
Der WHO-Grenzwert wird von jetzt ab dauerhaft überschritten. Erst um 9:00 Uhr morgens ( nach 11 Stunden! ) bewegen sich die Messwerte wieder unterhalb des von der WHO gesetzten Grenzwerts von 30 µg/m³.
«Normale» Messwerte gibt es erst ab 11:00 Uhr wieder.

23:00 Uhr
Eine erhöhte Anzahl von ersten «Testraketen» und «Versuchsböllern» wird gezündet.

01.01.2019, 00:04 Uhr
Das «Hauptfeuerwerk» beginnt. Es dauert bis 0:30 Uhr mit Spitzenwerten von 840 µg/m³. Das ist eine Überschreitung des WHO-Grenzwertes um das 28-fache!

01:00 Uhr morgens
Die Messwerte fallen erstmals unter 100 µg/m³.

9:00 Uhr morgens
Die Werte sind wieder unter dem WHO Grenzwert von 30 µg/m³, nach 11 Stunden!

11:00 Uhr
Die Messwerte befinden sich wieder im normalen Bereich um 10 µg/m³.

Die gemessenen Werte der offiziellen Messstation am Aumattstation geben für den gleichen Zeitraum nur zwei Messwerte an:
31.12.2018, Tagesmittelwert PM10 = 9 µg/m³
01.01.2019, Tagesmittelwert PM10 = 20 µg/m³
Die offiziellen Feinstaubmessungen zeigen nicht, wie gesundheitsgefährdend die Silvesternacht war.

Es ist davon auszugehen, dass in Baden-Baden Stadt noch mehr Feuerwerk gezündet wurde und die enger stehenden Häuser haben den Feinstaub bestimmt noch wesentlich länger gehalten. Je mehr Häuser und je engerstehend die Häuser gebaut werden, desto weniger kann der Wind den Feinstaub, vor allem auch den des Straßenverkehrs, wegtragen. Er verbleibt und lagert sich auf Häusern, Fenstern, Bäumen und in der Lunge ab.

Ich wünsche mir in Zukunft weniger Böller und für Baden-Baden eine bessere, nicht von Profitgier einzelner Bauunternehmen getriebene Baupolitik. Locker und offen ist hier angesagt.

Ein frohes neues Jahr

Hans Amarell
Baden-Baden

P.S. Am «Morgen danach» lag die Wörthstraße voller Reste der Raketen und Böller. Am 3.Januar war die Straße wieder sauber. Mein besonderer Dank gilt den «Guten Geistern». Solche «Aufräumaktionen» sind nicht selbstverständlich.


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