Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zu „Betrugsvorwürfe im Klinikum Mittelbaden“ – „Stinkt der Fisch, respektive das Klinikum, vom Kopf?“ – „Erinnert peinlich an die falschen Eidesstattlichen Erklärungen“

Baden-Baden, 18.12.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rudolf Rust Stellung zu dem goodnews4-Bericht Betrugsvorwürfe im Klinikum Mittelbaden – Staatsanwaltschaft Baden-Baden ermittelt – «Schaden im höheren sechsstelligen Bereich» – Angeblich jahrelange Betrügereien durch einen Chefarzt.

Unabhängig von den seit geraumer Zeit laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stellen sich dem Bürger und potentiellem Patienten des Klinikums eine Reihe anderer Fragen. Denn spätestens seit dem Januar 2021 gibt es die Diskussion über einen zentralen Standort für das Klinikum Mittelbaden (KMB), über die auf goodnews4 in vielen Meldungen und Interviews berichtet wurde. Der Grund: Man will Kosten sparen und Profit erwirtschaften! Denn, auch in der Zukunft soll der KMB-Slogan gelten: «Ihr moderner und leistungsfähiger Gesundheitspartner in Ihrer Nähe.»

Ausgangspunkt war ein «Strukturgutachten» einer sog. «unabhängigen Beratungsfirma», dessen Ergebnis Wasser auf die Mühlen von Landrat Huber und OB Mergen war. Es gab in Rastatt sogar eine Umfrage, die, wenn auch nicht repräsentativ, zum Ergebnis kam, «Am Münchfeldsee» sei der einzig mögliche Standort. Gar nicht suggestiv fragte man: «Sind Sie gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans am Standort ,Am Münchfeldsee‘ für den Bau eines Klinikums Flurstück-Nummern 4336/21, 4336/15 und Teilfläche 4336/1)?» Ob man das gleiche Ergebnis bekommen hätte bei der Frage «Sind Sie für die Aufstellung ….?»

 

Durch Beschluss des Aufsichtsrates 2014 ist der Ärztliche Direktor des KMB der Privatdozent Dr. Thomas Iber. Nächstes Jahr wird er seine Funktion als Mitglied der Klinikleitung bereits 10 Jahre ausüben. Somit kein heuriger Hase mehr und die vermuteten «Unregelmäßigkeiten» eines Chefarzt-Kollegen fallen sicher in seinen Verantwortungsbereich. Seine Aufgabe ist es, die Kontakte zwischen Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten zu koordinieren und die Zusammenarbeit des ärztlichen Dienstes innerhalb der Klinikum Mittelbaden gGmbH zu sichern. Sein Dienstsitz ist, wenn mich nicht alles täuscht, in Ebersteinburg und somit nicht im Zentrum des Geschehens, wie z.B. in der Klinik in Balg. Von solch hoher Warte hat man aber nur einen vermeintlichen Überblick über alles, was in den Niederungen der täglichen Praxis passiert.

PD Dr. Iber hat aber auch noch weitere Ämter: ehrenamtlich natürlich. Er ist Schriftführer im «Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten» und natürlich auch noch Präsidiumsmitglied bei der «Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e.V.» (DGAI). Hat er als Privatdozent (PD) auch noch Lehrverpflichtungen? Zu allem Überfluss nun auch noch verantwortlich als Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Schmerztherapie und und und …der Teil-Klinik Rastatt, als Nachfolger des aus Altersgründen ausgeschiedenen Chefarztes Dr. Winfried Fett. Letzteres natürlich NICHT ehrenamtlich! Über die Steigerung des jährlichen Einkommens um 80.000 EUR auf insgesamt 386.700 Euro pro Jahr hat goodnews4 berichtet. Wann macht der Mann das alles? Ach ja, er hat wohl rund ein Dutzend Oberärzte, die sich wirklich um die Patientinnen und die Patienten kümmern. Im Übrigen: Thomas Iber ist katholisch. Wieso dreht er dann den Spruch aus der Apostelgeschichte um und findet Apg 20,34-35: «Nehmen ist seliger denn geben» oder findet er schlicht: «Geld stinkt nicht!»

Mit der Zusammenlegung der Leitungsfunktionen in Dr. Ibers Fachbereich hat der Aufsichtsrat eine Entwicklung zum Zentralklinikum vorweggenommen, die nur in den Träumen der beiden Geschäftsführer besteht und so – schon mangels finanziellen Spielraums und der Abschreibungen für Anlagen (AfA) bei einem Neubau jenseits der 700 Mill. EUR – niemals erfolgen wird. Baden-Baden ohne Krankenhaus is a NO GO! Stadtrat Prof. Dr. Heinrich Liesen war bis vor kurzem Mitglied des KMB Aufsichtsrats. In einer Pressekonferenz beklagte er, der Aufsichtsrat würde ständig von der Geschäftsleitung des KMB angelogen. Das ist starker Tobak! Eigentlich müssten Dr. Iber und der kaufmännische Direktor Daniel Herke ihn wegen Beleidigung verklagen …. wenn nicht, dann muss es wohl stimmen, auch wenn Prof. Dr. Liesen die Vorwürfe (noch nicht) detailliert begründet hat. Stattdessen sah sich der verbleibende Aufsichtsrat zu einer «Ehrenerklärung» für die beiden Geschäftsführer des KMB veranlasst. Das erinnert schon peinlich an die falschen eidesstattlichen Erklärungen im Fall eines gewissen Herrn Gehri. Man muss wohl davon ausgehen, dass sich der Rest des Aufsichtsrates, komplett oder doch überwiegend medizinische Laien, in einem Tal der Ahnungslosen befindet, wie einst die Bewohner der DDR, die kein West-Fernsehen empfangen konnten. Oder ist der Aufsichtsrat des KMB so verschnarcht, weil der medizinische Direktor PD Dr. Iber als Anästhesist Spezialist für das Einschläfern ist?

Im Zusammenhang mit dem jetzt im Raum stehenden Verdacht eines Abrechnungs-Betrugs am KMB durch einen noch nicht genannten Chefarzt (!), wird auf goodnews4 dargelegt, dieser habe eine Rückvergütung von 25 Prozent des Gesamthonorars als Zubrot zu seinem, ach so kargen, Gehalt eines Chefarztes bekommen, wenn er die Spritze, das Skalpell oder ähnliches in die Hand nahm. Dies sogar dann, wenn er gar nicht in der Klinik anwesend war. Offensichtlich ein Verstoß gegen die Arbeitszeiterfassung bei den Halbgöttern in weißen Kitteln! Die Klinik als Selbstbedienungsladen, was über den Zeitraum von 10 Jahren niemand von der Geschäftsführung oder vom Aufsichtsrat bemerkt haben will. Angesichts derartiger Ent- oder Belohnungspraxis für die Creme der Creme (?) muss man feststellen, dass es weder recht noch billig ist, die Insolvenzgefährdung defizitärer Krankenhäuser mit Zunahme der Inflation, der Energiekrise, schmäleren Erlösen durch Abnahme der Behandlungsfälle, Nachwirkungen der Corona Pandemie durch Wegfall der staatlichen Unterstützung, und mangelnde staatliche Unterstützung zu begründen. Defizite entstehen durch das Unvermögen von Managern, zu üppiger Ausstattung mit Häuptlingen und durch überhöhte Chefarztgehälter nebst Provisionen und sonstiger Vergünstigungen!

Ende November 2023 publizierte die Geschäftsführung des Klinikums Mittelbaden ein Maßnahmenpaket, um das medizinische Angebot strategisch weiterzuentwickeln und die finanzielle Lage zu verbessern. Was haben die beiden Geschäftsführer denn in den vergangenen 10 Jahren gemacht, um die permanent anfallenden Defizite zu reduzieren?

Ratsherr Wolfgang Niedermeyer hat nun Vorschläge unterbreitet, wie man die Klinik attraktiver machen kann. Da hilft kein «Aufhübschen» mehr, wenn man lieber nach Offenburg, Karlsruhe oder gleich in die Unikliniken in Freiburg oder Heidelberg fährt, wenn man wirklich krank ist. Denn der Volksmund in Baden-Baden hat längst festgestellt, dass man mit einer Infektion nach Hause kommt, wenn man als Gesunder in Balg war. Die Klinik Balg soll ja auf einer ehemaligen Müllkippe stehen. Angesichts der grauslichen Situationen in der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und auf der Leitungsebene der Chefärzte mit ihrem Korpsgeist muss man wohl eher von einem Sumpfgebiet ausgehen, welches endlich trockenzulegen ist.

Rudolf Rust
Baden-Baden


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