Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ zu „Verstärkung gesucht“ (Badisches Tagblatt vom 30.03 2019 und 6.4.20019) – Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung!

Baden-Baden, 10.04.2019, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung.

Das Badische Tagblatt veröffentlichte unter «Job & Karriere» am 30.3. und 6.4.19 folgende Anzeige:

«Das Badische Tagblatt mit Hauptsitz in Baden-Baden ist ein traditionsreicher … Verlag ... Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir ... einen/eine Volontär/-in für eine zweijährige Ausbildung zum/zur Redakteur/-in …Ihr Profil: - Abgeschlossenes Hochschulstudium ..., - Idealerweise redaktionelle Erfahrung durch Hospitanzen und/oder freie Mitarbeit, vorzugsweise beim Badischen Tagblatt. Ihre persönlichen Kompetenzen: - Die Neugier, Themen auf den Grund zu gehen ..., - Freude daran, komplexe Themen lesernah aufzubereiten, - Breite Allgemeinbildung und gute Umgangsformen. Sie möchten mit uns gemeinsam erfolgreich sein? Dann sollten wir uns kennenlernen!»

Das BT bezeichnet sich selbst als traditionsreich, will aber explizit mit seiner Vergangenheit nichts zu tun haben. Die drei Allein-Eigentümerinnen Eva Ertl, Yvonne Hambruch-Piesker und Xenia Richters verschweigen ihre Familien- und Unternehmensgeschichte, die im Dritten Reich sehr dunkel war.

Andere Unternehmerfamilien und deren Erben verhalten sich anders und beauftragen unabhängige Historiker zu recherchieren, was sich im 20. Jahrhundert, vor allem während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. Die Unternehmerdynastie Reimann gilt als eine der reichsten Familien Deutschlands. Albert Reimann, Senior und Albert Reimann, Junior waren überzeugte Nationalsozialisten und Antisemiten, die von den politischen Verhältnissen erheblich profitiert haben und nach Aussage des Chefs der Holding, Peter Harf, «schuldig waren ... und eigentlich ins Gefängnis gehörten». Die Reimann Kinder und Enkel «waren sprachlos. Wir haben uns geschämt und waren weiß wie die Wand. Da gibt es nichts zu beschönigen. Diese Verbrechen sind widerlich.»

Wo bleibt eine entsprechende Reaktion der Erben von Werner Hambruch? Soll der zukünftige Volontär seine «Neugier, Themen auf den Grund zu gehen» vielleicht daran arbeiten? Wohl kaum -oder?

Die Historie des BT und die Einstellung seiner drei Verlegerinnen sollten «Freude daran, komplexe Themen lesernah aufzubereiten» vermitteln. Das muss ein Irrtum sein! Weder die Familiengeschichte, die Heirat Eva Hambruchs mit Dr. med. Ottoheinz Ertl, einst Oberarzt und u.a. Adjutant des Divisionsarztes der 269. Infanterie-Division, die Geschichte des Verlages und der Zeitung u.a.m. dürfen angesprochen werden. Es gibt kein Gesprächsangebot an die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Baden-Baden über das alte Synagogen-Grundstück Stephanienstraße 5, das profan als Parkplatz des BT genutzt wird. Man kann es nicht oft genug sagen und fordern: hier ist begangenes Unrecht wiedergutzumachen.

Die Familie Reimann spendete ad hoc 10.000.000,00 Euro – eigentlich Peanuts angesichts des Gesamtvermögens! Was spenden die drei Verlegerinnen? Sind sie auch weiß wie die Wand? Schämen sie sich wie die Reimann Erben für ihre Familie oder hält das Familienoberhaupt Eva Ertl die Zügel fest in der Hand, wozu sie sich durch ihren verstorbenen Ehemann und seine Geschichte(n) veranlasst fühlt?

Bei ihrer Ausschreibung baut sie vor: «Erfahrungen beim Badischen Tagblatt werden honoriert.» Dann weiß der Volontär und zukünftige Redakteur schon, was er schreiben darf und was nicht. Jüdische Themen Baden-Baden betreffend sind verboten – oder? Das geforderte Hochschulstudium wäre natürlich ein intellektueller Fortschritt. Werden hier schon die Nachfolger für die Chefredakteure Michael Brenner und Jürgen Volz gesucht und aufgebaut? Beide sind «Eigengewächse» des BT und fallen nicht weiter ins Gewicht, da sie die ureigenste Aufgabe der Chefs, nämlich Leitartikel zu schreiben, an eine Berliner Nachrichtenagentur abtreten mussten.

Der Bewerber soll «mit dem BT gemeinsam erfolgreich sein». Aber kann man das einem jungen, angehenden Journalisten zumuten? Er sollte sie kennenlernen! So die Anzeige − aber was ist mit der Wahrheit, der Freiheit der Presse, dem eigenständigen Schreiben? Ähneln die Anzeige und ihr Angebot einem trojanischen Pferd, das nur zur weiteren Verschleierung der wirklichen Verhältnisse dienen soll?

Man wird doch fragen dürfen – oder?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


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