Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zur Weihnachtsbotschaft von Baden-Badener Pfarrer Carl – „Wir dürfen einem russischen Musiker, der bei uns auftreten möchte, dies nicht versagen nur weil er aus Putins Russland stammt“

Baden-Baden, 28.12.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Boris Fernbacher Stellung zu dem goodnews4-Bericht Weihnachtsbotschaft von Baden-Badener Pfarrer Carl – «Viele russische und viele ukrainische Mitbürger und mit vielen sind wir längst befreundet» – «Unsere Sehnsucht nach Frieden, die sieht überhaupt kein Licht am Horizont».

Sehr geehrter Herr Pfarrer Carl,

vielen Dank für Ihre klugen und einfühlsamen Gedanken, die auch mich bewegt und zum Nachdenken angeregt haben. Wir fühlen uns angesichts der momentan stattfindenden Kriege und Krisen nicht nur ohnmächtig, sondern sind als Einzelne tatsächlich ohnmächtig und können die Ereignisse, wenn überhaupt, nur zu 0,0000001 Prozent beeinflussen. Wie Sie zu Recht schreiben, kann es aber auch keine zufriedenstellende Lösung sein, Weihnachten als «passives Fest» des Friedens und als «gute Geschichte ohne jede Realität vorbeigehen zu lassen». Wir können aber mit dem Frieden in unserem kleinen, alltäglichen Umfeld anfangen und dort Positives bewirken. Das fängt damit an, dass wir in Ihren Worten den «Menschen vor uns» als «Geschöpf Gottes» annehmen. Das heißt in der Praxis dem anderen unabhängig von Lebensgeschichte, Herkunft und seinen Überzeugungen mit Respekt, Freundlichkeit und Interesse an seiner Person begegnen. Wir dürfen also einem russischen Musiker, der bei uns auftreten möchte, dies nicht versagen, nur weil er aus Putins Russland stammt. Auch dürfen wie einen aus dem Libanon oder Afghanistan stammenden Flüchtling nicht pauschal abwerten oder gar beleidigen, nur weil die Statistik besagt, dass die Kriminalitätsrate der aus diesen Regionen zu uns kommenden Menschen weit höher liegt als die anderer gesellschaftlicher Gruppen.

 

Als Mitglied der AfD Baden-Baden bin ich für eine deutliche Begrenzung der Flüchtlingsaufnahme und auch für gesetzlich gerechtfertigte Abschiebungen. Aber wenn ich einem aus Afrika oder dem Nahen Osten zu uns gekommenen Menschen in der Stadt begegne, ist es für mich selbstverständlich auch ihm mit dem jeden Menschen zustehenden Respekt freundlich zu begegnen. Ich kann ihn persönlich – obwohl ich die Masseneinwanderung als große Gefahr für Deutschland ablehne – ja durchaus verstehen, dass er seine wirtschaftlichen Lebensumstände verbessern möchte und deshalb nach Deutschland kommt.

Frieden heißt nicht, dass wir alle dieselben Überzeugungen und Ansichten teilen oder uns alle mögen müssen. Nein; Frieden zu schaffen bedeutet dem Mitmenschen TROTZ dem was uns von ihm trennt friedlich und mit Empathie und Achtung zu begegnen. Wir dürfen also den Nachbarn, der sich nicht gegen Corona hat impfen lassen, nicht einfach als «dummen Querdenker» abqualifizieren oder diejenigen, welche für eine Verhandlungslösung im Krieg in der Ukraine plädieren, als «Putins Idioten» bezeichnen, Anhänger der Grünen oder SPD als «naive Öko-Spinner» oder «Volksverräter» zu beleidigen geht genauso wenig wie Wähler oder Politiker der AfD als «Nazis» oder «Rassisten» zu diffamieren.

Wenn wir diesen von gegenseitiger Toleranz getragenen Umgang miteinander noch nicht mal in unserer «kleinen Welt» hinbekommen, dürfen wir es an Weihnachten auch nicht beklagen, dass in der «großen Welt» da draußen zu wenig Frieden herrscht!

Boris Fernbacher
Baden-Baden


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