Nach Bürgerentscheid in Rastatt
Rastatter Politiker weiter in der Kritik – Entrüstung bei NABU über OB-Kandidat Hentschel – „Tänzelte vor Freunde durch die Halle“ – „Knallende Sektkorken im Rathaus Rastatt“

Rastatt, 23.05.2023, Bericht: Redaktion In einem Kommentar bringt die NABU Ortsgruppe Rastatt ihre Entrüstung über den grünen OB-Kandidaten Thomas Hentschel und anderen Politiker zum Ausdruck.
Nach dem Bürgerentscheid zum «Zentralklinikum am Standort Münchfeldsee» vom 7. Mai sei Thomas Hentschel, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Rastatt, durch die «Halle getänzelt». Wie tief der Riss zwischen den Grünen und dem ihnen eigentlich nahestehenden NABU geht, zeigt sich in der unterschiedlichen Einschätzung zwischen Grünen und NABU. «Das Ergebnis als Sieg zu bezeichnen ist ein Affront für Natur und Umwelt», heißt es in der Erklärung der Naturschützer. Die Partylaune der Rastatter Politiker nach Bekanntwerden der Ergebnisse des Bürgerentscheids brachte diesen schon Kritik aus verschiedenen Richtungen ein.
Die Mitteilung der NABU Ortsgruppe Rastatt vom 22. Mai 2023 im Wortlaut:
Knallende Sektkorken im Rathaus Rastatt – der grüne Oberbürgermeisterkandidat Thomas Hentschel tänzelte vor Freunde durch die Halle.
Nach Herbert Köllner der Freien Wähler ist das Ergebnis des Bürgerentscheids ein Sieg der Vernunft. Wir müssen feststellen: Nein, mit Vernunft hat dieses Ergebnis nichts zu tun. Denn Angst und Zeitdruck waren noch nie gute Ratgeber beim Treffen folgenreicher Entscheidungen. Das Ergebnis als Sieg zu bezeichnen ist ein Affront für Natur und Umwelt.
Einer der fünf Grundwerte der Bundespartei Bündnis90/Die Grünen, nämlich die Ökologie, auch herausgestellt im Wahlkampfprogramm im Jahr 2021, wurde von dieser Fraktion im Rastatter Gemeinderat bei dieser Entscheidung bewusst unter den Tisch gekehrt. Als kleinliche Egoismen wird der Einsatz der Bürgerinitiative und ihren Befürwortern von derselbigen interpretiert.
Für die grüne Partei besteht die Verwirklichung des ökologischen Potentials des Zentralklinikums in Begrünungsmaßnahmen. Die Aussage, eine Dachbegrünung sei dabei wertvoller als eine Sportplatzrasenfläche, zeugt von Unkenntnis und mangelndem Weitblick der Partei. Außerdem soll das Zentralklinikum CO2-emissionsarm sein. Aber selbst ein klimaschonendes Klinikum braucht Energie – und das nicht zu knapp. Unter diesem Gesichtspunkt sind aus naturschutz- sowie umweltwissenschaftlicher Sicht Maßnahmen auf dem Dach, die der Energiegewinnung dienen (Photovoltaik, Solarthermie), deutlich dem Anlegen einer Dachbegrünung vorzuziehen. Oder soll der umweltfreundliche Strom vom desaströsen Wassersolarpark Wintersdorf kommen?
Neben massiven Beeinträchtigungen durch Rettungs- und Hubschrauberlärm sowie durch Lichtverschmutzung allein durch das Zentralklinikum, wird die von den Verwaltungsgremien schon mit einkalkulierte Querspange den ökologischen Zusammenbruch des ursprünglichen Freiraums Münchfeldsee besiegeln. Diesem zusätzlichen Verkehrsaufkommen, dem Lärm, der Lichtverschmutzung sowie der Zerschneidung von Wanderrouten der seit Jahrzehnten am Münchfeldsee ansässigen Amphibien können diese sensiblen Ökosysteme nicht standhalten.
Um dieses Szenario abzuwenden, fordert die NABU-Ortsgruppe Rastatt
1. Die Untertunnelung der geplanten Querspange (Die Kosten lassen sich vermutlich aus der Portokasse für das geplante Zentralklinikum bezahlen)
2. Hinsichtlich Begrünungsmaßnahmen: Pflanzung von Insekten- und Vogelnährgehölzen in großer Zahl, Fassadenbegrünung, sowie die Schaffung von Fledermausquartieren u.v.m.
3. Die Installation und Nutzung von erneuerbaren Energien zur Energieversorgung des Klinikums
Diese Maßnahmen sind aus unserer Sicht mindestens notwendig, um die Schäden am Ökosystem rund um den Münchfeldsee durch den Bau des Zentralklinikums annährend auszugleichen.
Besonders die grüne Fraktion im Gemeinderat, aber auch alle weiteren Fraktionen, die sich zum Standort Münchfeldsee bekannt haben (der Landrat, der Kreisrat, die Stadt Baden-Baden) sind hiermit aufgefordert, sich mit derselben Bürgerentscheid-Dynamik für die ökologische Schadensbegrenzung an diesem Standort einzusetzen. Ein nochmaliges Ausblenden des Umweltgedankens, wie es die Befürworter der Areales Münchfeldsee gezeigt haben, lässt sich den Bürgern nicht mehr verkaufen.
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