Grüne Einfahrt

Fahrradfahrer dominieren Fußgänger in Baden-Baden – Kritik von SPD-Stadtrat Werner Schmoll

Fahrradfahrer dominieren Fußgänger in Baden-Baden – Kritik von SPD-Stadtrat Werner Schmoll
Die Grüne Einfahrt wurde inzwischen asphaltiert. Hier ein Archivfoto vor den Asphaltierungsmaßnahmen. Foto: Archiv

Bild Reyhan Celik Bericht von Reyhan Cifci
18.09.2021, 00:00 Uhr



Baden-Baden «Die Berücksichtigung von Fußgängerinteressen gerät in unserer Stadt immer mehr in der Hintergrund», beklagt SPD-Stadtrat Werner Schmoll die wohl ideologisch erzeugte Lage in Sachen Fahrradfahren, wo doch die Fortbewegung zu Fuß die ursprünglichste aller Fortbewegungsformen ist.

Durch den derzeit laufenden «Fußgänger-Check» zeichne sich aber «eine nachdenklichere Haltung in dieser Frage» ab, schreibt Werner Schmoll an Gartenamt-Chef Markus Brunsing. In diesem Zusammenhang erinnert Werner Schmoll, dass auch die Radfahrer gegenüber den Schwächeren zur Rücksichtnahme verpflichtet sind: «Radfahrer müssen auf gemeinsamen Fuß- und Radwegen möglichst weit rechts fahren, ihre Geschwindigkeit anpassen und auf Fußgänger Rücksicht nehmen.» Dies fordere das Zeichen 240, das gemeinsamer Geh- und Radweg ausweise. Die Entfernung der Pflasterfläche am Ebertplatz, die den vermeintlichen Interessen der Fahrradfahrer geopfert wurde, diene «in keiner Weise diesem Ziel». «Um die teilweise lebensbedrohlichen Geschwindigkeitsverstöße (hauptsächlich von Pedellen-Fahrern) in den Griff zu bekommen», müssen nach Einschätzung von Werner Schmoll «gerade auf der meist schnurgeraden Strecke der ‘Grünen Einfahrt’ bewusst Maßnahmen ergriffen werden.

Das Schreiben von Stadtrat Werner Schmoll an Markus Brunsing, Fachgebiet Park und Garten, vom 16. September 2021 im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Brunsing,

ich bedanke mich sehr für Ihre rasche Antwort auf meine Anfrage.

Die Entfernung der Großsteinpflasterfläche bei der Einmündung des Geh-und Radweges in die «Grüne Einfahrt» am Ebertplatz nimmt offensichtlich nur Rücksicht auf die Radfahrerlobby, die in Baden-Baden zu oft an erster Stelle gehört wird. Die Berücksichtigung von Fußgängerinteressen gerät in unserer Stadt immer mehr in der Hintergrund, obwohl sich mit dem derzeit laufenden «Fußgänger-Check» sich eine nachdenklichere Haltung in dieser Frage abzeichnet.

Die sogenannte «Grüne Einfahrt» ist nicht nur, wie Sie es formulieren, ein offizieller «Weg des RadNETZes Baden-Württemberg, für den ein entsprechender Ausbaustandard vorzusehen ist». Sie ist mit dem Zeichen 240 als gemeinsamer Geh- und Radweg ausgewiesen. Das heißt, dass hier die Interessen der Fußgänger besondere Berücksichtigung finden. «Radfahrer müssen auf gemeinsamen Fuß- und Radwegen möglichst weit rechts fahren, ihre Geschwindigkeit anpassen und auf Fußgänger Rücksicht nehmen.»

Die Entfernung der Pflasterfläche am Ebertplatz dient in keiner Weise diesem Ziel. Im Gegenteil. Ich vertrete die Auffassung, dass gerade auf der meist schnurgeraden Strecke der «Grünen Einfahrt» bewusst Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die teilweise lebensbedrohlichen Geschwindigkeitsverstöße (hauptsächlich von Pedellen-Fahrern) in den Griff zu bekommen.

Die jetzt zerstörte Pflasterfläche am Ebertplatz hatte genau diesem Zweck gedient. Sie wiederherzustellen würde sicher ein Vielfaches des von Ihnen geschätzten Betrags in Höhe von 2500,- Euro für die Beseitigung des Pflasterbelags kosten.

Mit der ganzen Aktion hat die Stadt aber nicht nur eine Verringerung der Sicherheit der Fußgänger auf der «Grünen Einfahrt» erreicht. Auch die Radfahrer werden durch die Maßnahme einem höheren Gefährdungspotential ausgesetzt. Statt einer angeblichen Gefahr durch «Eisbildung» auf dem Pflaster (an drei Tagen im Winter) ist die neue Asphaltfläche durch Sandeintrag im Kurvenbereich zu einer ganzjährigen Gefahrenstelle vor allem für abbiegende Fahrradfahrer geworden. (Siehe beigefügtes Foto vom 15.09.2021)

Bild Werner Schmoll

Mit freundlichen Grüßen,

Werner Schmoll



Das Schreiben von Markus Brunsing, Fachgebiet Park und Garten, vom 16. September 2021 an Stadtrat Werner Schmoll im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Schmoll,

am 30.08.2021 haben wir im Zuge der noch ausstehenden Asphaltierungsmaßnahmen der Grünen Einfahrt in Höhe der Brücke zum Aumattstadion und der Einmündung der Schwarzwaldstraße in die Grüne Einfahrt auch die bisherige Großsteinpflasterfläche in der Grünen Einfahrt in Höhe des Ebertplatzes durch eine Asphaltfläche ersetzt.

Wir sind damit einem in den vergangenen Jahren immer wieder mit Nachdruck und vielfach geäußertem Wunsch zahlreicher Fahrradfahrer gefolgt und haben damit eine Gefahrenstelle beseitigt, die insbesondere bei feuchten Witterungslagen oder bei Eisbildung bestand. Immerhin handelt es sich bei der Grünen Einfahrt ja um einen offiziellen Weg des RadNETZes Baden-Württemberg, für den ein entsprechender Ausbaustandard vorzusehen ist.

Aufgrund der Verbindung dieser Asphaltmaßnahme mit den weiteren am selben Tag erfolgten Asphaltierungen mit gelbem Asphalt für die Lückenschlüsse in der Grünen Einfahrt konnte die Maßnahme mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand von etwa 2.500 € umgesetzt werden. Weitere vergleichbare Maßnahmen sind vom Fachgebiet Park und Garten nicht geplant.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Brunsing

Stadt Baden-Baden

Fachgebietsleiter Technik / Fachgebiet Park und Garten



Das Schreiben von Stadtrat Werner Schmoll an Ersten Bürgermeister Alexander Uhlig vom 9. September 2021 im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Uhlig,

schon mehrfach habe ich darauf hingewiesen, dass die Grundvoraussetzung einer gemeinsamen Nutzung der Hauptachse unseres Fahrradnetzes das einvernehmliche Zusammenspiel von Radverkehr und Fußgängerverkehr ist. Ganz wesentlich sind dabei fußgängerverträgliche Geschwindigkeiten.

Mit der Zunahme des Fahrradverkehrs und insbesondere elektrisch angetriebener Räder hat sich auf der Grünen Einfahrt das Geschwindigkeitsniveau wesentlich erhöht. Oft ist das dabei bei dem von der Straßenverkehrsordnung geforderten Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme von Seiten des Stärken Verkehrsteilnehmers nicht mehr viel übrig. Aus eigener Anschauung weiß ich, dass Kleinkinder, die gemeinsam mit ihren Eltern/Großeltern zu Fuß oder mit einem Roller oder Dreirad auf der Grünen Einfahrt unterwegs sind, einem sehr hohen Gefährdungspotential ausgesetzt sind.

Deshalb ist es für mich völlig unverständlich, warum Sie die Aufpflasterung bei der Einmündung der wichtigen Fußgängerachse von der Weststadt in die Innenstadt haben beseitigen lassen. Ein Foto dazu habe ich dieser Anfrage beigefügt.

Diese diente an dieser hochfrequentierten Stelle als wichtige Geschwindigkeitsbremse. Auch mit Blick auf die in unmittelbarer Nähe befindlichen Lichtsignalanlage der Jagdhausstraße ist es notwendig, dass Fahrradfahrer dort mit der Geschwindigkeit runtergehen.

Zu diesem Vorgang habe ich mehrere Fragen:

1 Was hat die Maßnahme (Entfernung des Pflasterbelags, anschließende Asphaltierung) gekostet?

2 Wurde die Beschleunigungsmaßnahme für den Radverkehr vom ADFC vorgeschlagen?

3 Planen Sie weitere Maßnahmen in diese Richtung, wie z.B. die vom ADFC geforderte Beseitigung des Pflasters vor dem Kloster Lichtental, das dort ebenfalls als wichtige Geschwindigkeitsbremse im Sinne der dort häufig querenden Schulkinder dient?

4 Ist die ständige Erhöhung der gefahrenen Geschwindigkeiten auch dort Prinzip der Verwaltung, wo es Nutzungskonflikte mit gleichberechtigten oder gar bevorrechtigten Fußgängern gibt?

Mit freundlichen Grüßen

Werner Schmoll, Stadtrat

Anlage Foto: Früher diente die Aufpflasterung auch als Schutz für die Fußgänger, die von der Lichtsignalanlage aus der Weststadt kommend auf die Grüne Einfahrt einbogen. Die Beseitigung des Pflasters an dieser Stelle beschleunigt den Radverkehr an dieser Stelle und gefährdet Fußgänger.

Bild Werner Schmoll


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