Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Bach, Beatles und Mendelssohn Bartholdy im Festspielhaus – BBC „Gitarrenheld der klassischen Musik“

Bach, Beatles und  Mendelssohn Bartholdy im Festspielhaus  – BBC „Gitarrenheld der klassischen Musik“
Miloš ist ein Virtuose an der Gitarre, der seinesgleichen sucht. Foto: Melanie Gomez Photography

Baden-Baden, 24.06.2019, Bericht: Festspielhaus Miloš ist ein Virtuose an der Gitarre, der seinesgleichen sucht. Und er spannt in seinem Konzert im Festspielhaus die Bandbreite an musikalischen Möglichkeiten für die Gitarre zur Gänze auf.

Vom barocken Bach und Boccerini über Mendelssohn Bartholdy, spanische (Volks)weisen und südamerikanischen Rhythmen, einem Werk von Astor Piazolla bis zu den Beatles: der Kosmos für auf der Gitarre interpretierbarer Musik ist genreübergreifend und in jeder Hinsicht neuartig, spannend und doch auch auf klassische Weise begeisternd. Den besonderen Clou des Konzerts im Festspielhaus macht dabei die außergewöhnliche Besetzung aus: Begleitet wird Milos von einem Streichquartett und der Kontrabassistin Alexandra Hengstebeck – in dieser Kombination ein Hörerlebnis ganz besonderer Natur.

Das Programm im Festspielhaus ist nicht nur ein Streifzug durch die Musikgeschichte, sondern spiegelt auch das musikalische Schaffen seines Protagonisten. Der laut BBC Music Magazin «Gitarrenheld der klassischen Musik» wurde 1983 als Miloš Karadaglić 1983 in Montenegro geboren und begann mit acht Jahren Gitarre zu spielen. Seine professionelle musikalische Ausbildung absolvierte er an der Royal Academy of Music in London, welche er mit Prädikatsexamen und dem Master im Fach Konzertgitarre abschloss. Als erster Solo-Künstler mit klassischer Gitarre trat er 2012 in der Royal Albert Hall in London auf und gewann im selben Jahr den Classic Brit als «Breaktrough Artist of the Year». 2016 kürte das BBC Music Magazin Miloš zu einem der sechs bedeutendsten klassischen Gitarristen des letzten Jahrhunderts.

Mit seinem ersten, 2011 erschienenen Album «Mediterráneo» eroberte er im Sturm die europäischen Hitparaden und verdrängte David Garett von Platz eins der deutschen Klassik-Charts. Die Einspielung mit Mittelmeer-Klängen von spanischen, griechischen und türkischen Komponisten und neu arrangierten montenegrinischen Volksliedern machte ihn international bekannt. In dem Konzert erinnern daran etwa eine «Spanische Romanze», Auszüge aus «12 Danzas españolas» op. 37 von Enrique Granados und der «Tanz des Müllers» aus dem Ballett «El sombrero de tres picos» (Der Dreispitz) von Manuel de Falla.

Seine zweite Einspielung «Latino», ist, so der Künstler, eine «persönliche und temperamentvolle Hommage an die Musik Südamerikas». Demzufolge erklingen am 30 Juni im Festspielhaus etwa eine Milogana des Argentiniers Jorge Cardoso, sowie Werke des Brasilianers Heitor Villa-Lobos und die Batucada aus «Escenas Brasileiras» von Isaias «Toto» Savio.

Das dritte, sagte Miloš danach, könne nur ein barockes Album sein, vor allem Bach, das Lautenwerk, fasziniert den Gitarrenkünstler. Zur Aufnahme eines Barock-Albums kam es jedoch (noch) nicht, die Konzertbesucher können aber auch von diese Seite Miloš kennenlernen: Neben der Prélude a-Moll aus der Lautensuite von Johann Sebastian Bach ist ein Werk von Luigi Bocherini Teil des Programms.

Statt des Barockalbums folgte eine Einspielung mit Werken der Beatles: Von zwei Seiten, aus der Klassik und der Popmusik, werden mit «Blackbird: The Beatles Album» die unvergesslichen Lieder der «Fab Four» in einem neuen Licht gezeigt. Bearbeitet und arrangiert von dem brasilianischen Gitarristen Sérgio Assad, zeigen sich die Songs in einem warmen und nuancenreichen Licht und kommen dem Kern der Stücke berührend nahe. «Die Schwierigkeit an diesen fantastischen Liedern besteht darin, sie nicht zu verfälschen, auch wenn man ihnen durch ein anderes Medium zu neuem Leben verhilft. Das Zauberwort heißt ‘Schlichtheit’», so Miloš über seine Arbeit. Überraschend, farbenreich und komplex ausgearbeitet schaffen die innovativen Arrangements eine eigene Klangwelt und bewahren dabei dennoch den ursprünglichen Zauber der Beatles. «The Fool on the Hill», «Eleanor Rigby» und «Here comes the sun» werden im Festspielhaus zu hören sein. «Libertango» von Astor Piazolla und «Fünf Stücke für Streichquartett» ergänzen das vielfältige Programm von Milos mit dem Asasello-Quartett und der Kontrabassistin Alexandra Hengstebeck.

Das Asasello-Quartett gründete sich 2000 in der Kammermusikklasse von Walter Levin und Hatto Beyerle in Basel. Der Name bezieht sich auf den gefallenen Engel Asasello aus dem Roman «Der Meister und Margarita» von Michail Bulgakow. Ihren Durchbruch erlangten sie 2003 mit dem ersten Preis beim Kammermusikwettbewerb des Migros-Kulturprozents und dem Anerkennungspreis der Rentsch Stiftung. Es folgten Konzerte im In- und Ausland und weitere Auszeichnungen, so erhielt das Quartett 2010 den «Musikpreis des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen für außergewöhnliche und anspruchsvolle Programmatik». Seit 2014 wirkt das Asasello-Quartett auch erfolgreich bei Tanz-Projekten wie etwa «Bronze by Gold» von Stephanie Thiersch und Arbeiten des Choreographen Richard Siegal mit. Das Album «Insights», eine Gesamtaufnahme der Streichquartette Arnold Schönbergs mit der Sopranistin Eva Resch, wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik 2016 nominiert.

Die Kontrabassistin Alexandra Hengstebeck studierte in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main, in Berlin und in München bei Professor Nabil Shehata. Während ihres Studiums erhielt sie Stipendien der Stiftung Villa Musica und der Deutschen Stiftung Musikleben. Als Stipendiatin der Karajan-Akademie spielte sie zwei Jahre bei den Berliner Philharmonikern. Im Anschluss daran engagierten sie die Bamberger Symphoniker. Seit 2012 spielt sie im Bayerischen Staatsorchester, in dem sie seit 2014 stellvertretende Solo-Kontrabassistin ist. Kammermusikalisch arbeitet sie mit Künstlern wie dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard und der Violinistin Viviane Hagner, mit dem Amaryllis und dem Mariani Quartett zusammen. Beim Deutschen Musikwettbewerb 2009 wurde sie in der Kategorie Kontrabass solo mit einem Stipendium ausgezeichnet.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de. Persönliche Beratung und Reservierungen: Telefon 07221 / 30 13 101.


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