goodnews4-Serie

Ein Gedicht zum Wochenende – „Tränen und Gelächter“ von Louise Labé

Ein Gedicht zum Wochenende – „Tränen und Gelächter“ von Louise Labé
Pierre Woeiriot de Bouzey, Public domain, via Wikimedia Commons

Baden-Baden, 16.03.2024, Bericht: Redaktion Diese kleine goodnews4-Serie hilft vielleicht zu erkennen, dass nichts so flüchtig ist wie die tägliche Nachricht.

Ein kleines Gedicht zur Inspiration, vielleicht auch zum Sinnieren und gelegentlich auch zum Schmunzeln. Ausgesucht von Christian Frietsch.

Tränen und Gelächter

Ich leb, ich sterb: ich brenn und ich ertrinke,
ich dulde Glut und bin doch wie im Eise;
mein Leben übertreibt die harte Weise
und die verwöhnende und mischt das Linke
mir mit dem Rechten, Tränen und Gelächter.
Ganz im Vergnügen find ich Stellen Leides,
was ich besitz, geht hin und wird doch echter:
ich dörr in einem und ich grüne, beides.
So nimmt der Gott mich her und hin. Und wenn
ich manchmal mein, nun wird der Schmerz am größten,
fühl ich mich plötzlich ganz gestillt und leicht.
Und glaub ich dann, ein Dasein sei erreicht,
reißt er mich nieder aus dem schon Erlösten
in eine Trübsal, die ich wiederkenn.

Louise Labé

übersetzt von Rainer Maria Rilke

Französischen Lyrikerin

Geboren: ca. 1524 in Lyon
Gestorben: 25. April 1566 in Parcieux-en-Dombes bei Lyon




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