Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Garantiert weiße Weihnachten in Baden-Baden - Schwanensee im Festspielhaus

Garantiert weiße Weihnachten in Baden-Baden - Schwanensee im Festspielhaus
Ekaterina Kondaurova in „Schwanensee“. Foto: Natasha Razina/State Academic Mariinsky Theatre

Baden-Baden, 18.12.2018, Bericht: Festspielhaus «Nussknacker» hin, «Dornröschen» her − das Lieblingsballett der Festspielhaus-Zuschauer heißt «Schwanensee». Gleich dreimal − am Samstag, 22. Dezember 2018, 19 Uhr, Sonntag 23. Dezember 2018, 17 Uhr, und Dienstag 25. Dezember 2018 19 Uhr, zeigt das Mariinsky Ballett den Klassiker, wie immer mit den besten Ballerinen und einem der besten Corps de ballet der Welt.

Die Magie der verzauberten Schwanenmädchen auf ihrer Lichtung am See, die Faszination der geheimnisvollen Prinzessin, die ihrem Geliebten in einer weißen und einer schwarzen Inkarnation, als reine Unschuld und sinnliche Verführerin begegnet, und dazu natürlich Peter Tschaikowskys symphonische Partitur, gespielt vom unvergleichlichen Mariinsky Orchester: Das alles sind gute Gründe, warum der traditionsreiche Ballettklassiker in den zahlreichen Aufführungen während der Ära Mölich-Zebhauser auch zu einem Festspielhaus-Klassiker geworden ist.

Im Mariinsky Theater nahm der Ruhm von «Schwanensee» einst seinen Ausgang, hier wird das Werk seit 1895 überliefert und bewahrt. Das berühmteste Ballett der Welt startete seine Karriere 1877 in Moskau als großer Flop − wahrscheinlich war Tschaikowskys neuartige, durch Leitmotive verbundene und stark symphonische Musik noch zu modern für die damalige Zeit, wo für ein Ballett hauptsächlich Gebrauchsmusik mit kurzen Nummern verlangt wurde. Es war die erste seiner drei großen Ballettpartituren. Als eine der Quellen fürs Libretto gilt das deutsche Märchen «Der geraubte Schleier» von Musäus. Tschaikowsky liebte Wagners «Lohengrin», wo ebenfalls ein Mensch zum Schwan verzaubert wird; die Ähnlichkeit des Schwanenmotivs aus dem Ballett mit der Tonfolge von «Nie sollst Du mich befragen» ist unverkennbar. Und natürlich entsprechen die verzauberten Wesen am nächtlichen See-Ufer dem Ideal des romantischen Balletts, das gern weiße, unschuldige Wesen auf nächtlichen Lichtungen versammelte − ätherisch schwebten dann die Ballerinen in ihren weißen Tüllröcken durchs Dunkel. Genau wie in «Giselle» oder «La Sylphide» liebt der junge Held ein überirdisches Wesen und verzweifelt daran.

Erst 1895, zwei Jahre nach Tschaikowskys Tod, erfanden Marius Petipa und Lew Iwanow, die Ballettmeister des Zaren in St. Petersburg, die bis heute tradierten Schritte zu der traurigen Geschichte vom gebrochenen Liebesschwur. Obwohl die Fassung nicht vollständig überliefert ist, gilt sie heute als Urversion des Klassikers; Tschaikowskys Partitur wurde dafür von Kapellmeister Riccardo Drigo umgestellt und bearbeitet. Neben dem eher traditionell orientierten Petipa war Iwanow der innovativere Choreograph, er schuf mit den leicht geneigten Köpfen und den hochgestreckten Armen der Mädchen die berühmte stilisierte Schwanenhaltung. Seine «weißen Akte» weisen mit ihren groß angelegten geometrischen Linien und Architekturen auf die symphonischen Ballette des 20. Jahrhunderts voraus.

Die heutige Fassung des Mariinsky Balletts entstand im Jahr 1950, sie wurde nach alten Quellen von Konstantin Sergejev inszeniert, dem späteren Direktor der Kompanie, die damals noch Kirow-Ballett hieß. Sergejev reduzierte die pantomimischen «Gespräche» der Figuren so weit wie möglich und stellte den reinen Tanz in den Mittelpunkt: die zweigeteilte Rolle der Odette/Odile, mit ihrer Spannweite zwischen elegischer Lyrik und rasanter Virtuosität eine der anspruchsvollsten des klassischen Repertoires, die großen Corps-de-balletSzenen der Schwäne und die stilechten Nationaltänze der Hochzeitsgäste im dritten Akt. Anders als zuvor und anders als in den meisten späteren Versionen endet diese Fassung glücklich, was der damaligen Sowjet-Ästhetik geschuldet ist, wo auch Ballette erhebend wirken sollten. Angesichts der vielen inhaltlich und choreographisch veränderten Neufassungen gilt die Sergejev-Version mit ihrer Konzentration auf die tradierte Handlung und die reinen Tanzszenen heute als eine der reinsten, verlässlichsten Versionen von «Schwanensee».

Für die drei Baden-Badener Vorstellungen gibt es nur noch wenige Restkarten. Stehplatzkarten gibt es ab zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse zum Preis von 15 Euro. Die Prinzipalin Ekaterina Kondaurova tanzt auch in den beiden Ballettvorstellungen «Die vier Jahreszeiten» am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26.Dezember 2018, 14 und 19 Uhr.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de. Persönliche Beratung und Reservierungen: Telefon 07221 / 30 13 101.


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