Lesung mit Werken von Jacob Picard.

Gedenkveranstaltung Bücherverbrennung – Deutsch-Israelische Gesellschaft nicht immer so aktiv

Gedenkveranstaltung Bücherverbrennung – Deutsch-Israelische Gesellschaft nicht immer so aktiv
Gedenkveranstaltung der AG Baden-Baden zum Jahrestag der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Foto: DIG Baden-Baden

Baden-Baden, 09.06.2021, Bericht: Redaktion Die Redaktion erinnert bei allen Meldungen über kulturelle Veranstaltungen, die in Baden-Baden in Zusammenhang mit der Geschichte der Juden stehen, an den Affront gegenüber der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden durch das Baden-Badener Rathaus und den Eigentümern des alten Synagogengrundstücks.

Organisationen, wie die Baden-Badener Deutsch-Israelische Gesellschaft, erklären sich dazu leider nicht öffentlich, obwohl wir das Jahr 2021 und nicht das Jahr 1933 schreiben. Die Haltung von CDU, Grünen und SPD in Baden-Baden steht ebenfalls im Widerspruch zu den Bekenntnissen ihrer Parteien auf Bundesebene und der Forderung nach Zivilcourage und Solidarität mit jüdischen Bürgern. goodnews4.de berichtete.

Die Mitteilung der Deutsch-Israelische Gesellschaft Baden-Baden vom 8. Juni 2021 im Wortlaut:

Am 10. Mai 1933 brannten in vielen deutschen Städten die Bücher von mehr als 300 Philosophen, Lyrikern, Wissenschaftlern und Autoren. Aus Anlass des Gedenktages las gestern im Rahmen einer Gedenkveranstaltung, die pandemiebedingt vom 10.5. auf den gestrigen Tag verschoben wurde, die Schauspielerin Nadine Kettler aus den Werken des heute wenig bekannten Dichters Jacob Picard.

Jacob Picard, 1883 in Wangen geboren, war jüdischer Schriftsteller und im Brotberuf Jurist. 1913 erscheint sein Gedichtband “Das Ufer”, zeitgleich mit seiner juristischen Promotion. Im ersten Weltkrieg verlor Jacob Picard seine beiden Brüder, er selbst war ebenfalls Soldat. Seinen beiden Brüdern, Wilhelm und Erwin, widmete er 1920 den zweiten Gedichtband «Erschütterung».

 

1933 war Jacob Picard gezwungen, seinen Beruf als Anwalt aufzugeben und widmete sich der Tätigkeit als Schriftsteller. 1935 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und konnte in der Folge lediglich noch in jüdischen Verlagen veröffentlichen. 1940 gelang ihm wohl als einer der Letzten, die Emigration in die USA, wo er allerdings nicht heimisch wurde.

Die Lesung des Werkes «Auf Brautschau», das 1936 erschienen war, entlockte der durch Auflagen auf 10 Teilnehmer begrenzten Zahl der Hörer trotz des Anlasses an mehr als einer Stelle ein Schmunzeln. Der köstliche Humor des Jacob Picard, der einfühlsam und humorvoll das (misslungene) Einleiten einer jüdischen Ehe schilderte, ist bedauerlicherweise etwas in Vergessenheit geraten. Die Idee der Ehrenvorsitzenden Barbara Hoffs, mit derartigen Veranstaltungen auch denjenigen Schriftstellern eine Stimme zu geben, die zu den weniger bekannten gehören, mündete in eine gelungene Veranstaltung, die eine Fortführung verdient hat.

Über Nadine Kettler

Nadine Kettler wurde als jüngstes von 7 Kindern in Wuppertal geboren. Bereits im Kindesalter lernte sie Geige spielen, nahm Ballettstunden und spielte leidenschaftlich Theater.

Nach Schule und Studium trat sie dann ihr Anfängerengagement am Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Quedlinburg an. Zuvor hatte sie bereits an den Wuppertaler Bühnen und am TIC (Theater in Cronenberg) in Wuppertal gespielt. Weitere Engagements führten sie u.a. ans Stadttheater Trier und ans Staatstheater Nürnberg. Seit 2004 ist sie festes Ensemblemitglied am Theater Baden-Baden. Außerdem ist sie regelmäßig als Sprecherin für die deutschen Rundfunkanstalten (hauptsächlich SWR) und ARTE tätig und in Fernsehproduktionen, wie «Die Fallers» oder «Tatort» zu sehen.


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