"Gedenken und Gegenwart – das Ostergeheimnis"

Großes Osterprogramm der Baden-Badener Stiftskirche – Messen und Veranstaltungen an Ostern und in der Karwoche

Großes Osterprogramm der Baden-Badener Stiftskirche – Messen und Veranstaltungen an Ostern und in der Karwoche
Der spätgotische Korpus ist aus Lindenholz geschnitzt und circa 1500 entstanden. Foto: Stiftskirche

Baden-Baden, 18.04.2019, Bericht: Stiftskirche Unter der Überschrift «Gedenken und Gegenwart – das Ostergeheimnis» findet an den Kar- und Ostertagen eine Reihe von Veranstaltungen statt, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind.

Die Festmesse am Ostersonntag in der Stiftskirche ist dafür bekannt, besonders feierlich gestaltet zu sein – und wird auch in diesem Jahr von einem großen musikalischen Ereignis umrahmt.

Morgenlob in der Karwoche – täglich 15.-19. April, 8 Uhr

Von Montag, 15. April bis Freitag, 19. April findet täglich um 8 Uhr im Chorraum der Stiftskirche das «Morgenlob in der Karwoche» statt.
Lieder, Psalmen und Impulse sollen helfen, sich bewusst auf die Kar- und Ostertage vorzubereiten. In diesem Jahr werden uns einige Gedanken des Kapuzinerpaters Raniero Cantalamessa aus dem Buch «Das Ostergeheimnis: Gedenken und Gegenwart» begleiten.
• Montag: «Woran denken wir in dieser Nacht?»
• Dienstag: «Die dunkle Nacht des Geistes»
• Mittwoch: «O glückliche Schuld – die Erneuerung der Welt»
• Gründonnerstag: «Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid»
• Karfreitag: «Die Pädagogik des Todes»
Nach dem Morgenlob besteht die Möglichkeit zum gemeinsamen Frühstück im Gemeindezentrum Marktplatz 10.

Chorkonzert «The Crucifixion» – 17. April, 19 Uhr

Am Mittwoch, 17. April gibt es um 19 Uhr ein Gastspiel des Philharmonia Chors unter der Leitung von Prof. Walther Zeh. Das Wiener Ensemble singt «The Crucifixion» von John Stainer (1840-1901).
Das englische Oratorium – von Stainer als «Meditation über die Kreuzigung» bezeichnet – zählt zu den meistaufgeführten Kompositionen zur Passionszeit im englischen Sprachraum. Es zieht seine Hörer mit einer anrührenden Tonsprache in seinen Bann.
Der Eintritt ist frei.

Karfreitagsliturgie – Karfreitag, 19. April, 15 Uhr

Die Karfreitagsliturgie findet am Karfreitag, den 19. April um 15 Uhr mit Pfarrer Michael Teipel in der Stiftskirche Baden-Baden statt. Die strenge Liturgie des Karfreitags spiegelt sich auch in der musikalischen Gestaltung. Von Gründonnerstag bis zum feierlichen Halleluja der Osternacht schweigt die Orgel.
In der Karfreitagsliturgie in der Stiftskirche erklingen die alten lateinischen Gesänge Tenebrae factae sunt, Popule meus und O Crux Ave in moderner Vertonung. Unter der Leitung von Tomasz Pietak singt ein Vokalensemble aus Mitgliedern des Philharmonia Chores aus Wien.

Betrachtung Holzkorpus – Karfreitag, 19. April, nach dem Gottesdienst

Am Karfreitag wird dem Leiden und Sterben Jesu gedacht. Der Gottesdienst zwischen Gründonnerstag (Letztes Abendmahl) und der Osternachtsfeier (Auferstehungsfeier) ist ein stiller Gottesdienst, der von der Passionsgeschichte und von Elementen der Kreuzverehrung und den großen Fürbitten geprägt ist.
In früheren Jahrhunderten wurden zur größeren Anschaulichkeit neben dem Kreuz die Leidenswerkzeuge gezeigt und zuweilen sogar ein Leichnam Christi. Ein solcher Christusleichnam ist in der Stiftskirche erhalten geblieben.
Der spätgotische Korpus ist aus Lindenholz geschnitzt und ca. 1500 entstanden. Es ist ein schlichter, lebensgroßer Körper, der fein geschnitzt wurde und dem die Strapazen des Kreuzes anzusehen sind. Dennoch liegt der verstorbene Jesus ruhig mit überkreuzten Händen und mit entspanntem Gesichtszug da. In der Karfreitagsliturgie wird am Ende das Kreuz weggetragen und der Holzkorpus in einem einfachen Holzsarg vor dem Altar aufgebahrt. So wurde nachempfunden, dass Jesu wie jeder Mensch stirbt und in ein Grab gebracht wird.
Der Holzkorpus wird nur für die Karfreitagsliturgie eingesetzt. In der Stiftskirche besteht nun die Möglichkeit über die Karfreitagsliturgie hinaus bis ca. 18 Uhr bei Jesus am Grab in der Betrachtung zu verweilen.

Festmesse mit Haydns Nelson-Messe – Ostersonntag 21. April, 11 Uhr

Am Ostersonntag, 21. April um 11 Uhr, erklingt Joseph Haydns Nelson-Messe beim feierlichen Osterhochamt in der Stiftskirche. Es singt der Chor der Stiftskirche, begleitet von seinem Kammerorchester. Die Solisten sind: Diana Fischer (Sopran), Antonia Fabiani (Alt), Gregoire Fedorenko (Tenor) und Joachim Hermann (Bass). Die Gesamtleitung hat Uwe Serr, Kantor der Stiftskirche.
Die Nelson-Messe zählt zu den Lieblingsmessen des Chors der Stiftskirche: Joseph Haydns Missa in Angustiis in d-Moll, volkstümlich auch Nelson-Messe genannt. Der Chor hat sie erstmals im Frühjahr 2009 in der Stiftskirche während der Ostermesse gesungen sowie 2013 noch einmal zu Ostern und im Herbst als Konzert in der monegassischen Kathedrale. Der Hausherr der Kathedrale, Monsignore Fabrice Gallo, kommentierte seinerzeit den Konzertbeitrag des Baden-Badeners Chors mit den schlichten Worten: «Ich hoffe, dass Sie bald wiederkommen.» Und ein französischer Zuhörer bemerkte gar: «Die Musik hat uns das Herz gewärmt.»
Tatsächlich gilt Haydns Missa in Angustiis (Messe in den Zeiten der Bedrängnis) als eines der schönsten Werke der Kirchenmusik. Haydn komponierte sie 1798 im Auftrag des ungarischen Fürsten Esterhazy in nur 8 Wochen. Woher der Name Nelson-Messe stammt, ist umstritten. Nur soviel: Im gleichen Jahr besiegte Admiral Horatio Nelson in der Seeschlacht von Abukir die französische Flotte unter Napoleon.
Da sich Europa damals in einer von Kriegen geprägten Situation befand, ist es möglich, dass Haydn während der Arbeit an der Messe erfreut vom Sieg Nelsons über Napoleon erfuhr. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Nelson den Fürsten Esterhazy besuchte und dieser ihm zu Ehren 1800 die Messe aufführen ließ, die wohl danach erst den Beinamen Nelson-Messe erhielt.
In jedem Fall ist Haydn hier ein Meisterwerk gelungen, das die gesamte Ausdruckspalette von Angst und Trauer bis hin zu Freude und Heiterkeit umspannt. Ein passendes Thema zur Osterzeit also.


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