Aus dem Rathaus Baden-Baden

Immer noch Ferien in Baden-Baden – Ferienaktion des Stadtmuseums – Marionetten von Ivo Puhonny

Immer noch Ferien in Baden-Baden – Ferienaktion des Stadtmuseums – Marionetten von Ivo Puhonny
Vlnr: Fotos: Stadtmuseum/Stadtarchiv Baden-Baden, Lukas Giesler, Robert Sennecke.

Baden-Baden, 02.09.2020, Bericht: Rathaus Während der Sommerferien präsentiert das Stadtmuseum Baden-Baden eine sechsteilige Serie zum Mitmachen. Jede Woche werden Objekte aus der Sammlung vorgestellt in Verbindung mit einer Gewinnspielaufgabe für Kinder.

Ivo Puhonny’s Künstler-Marionettentheater war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein besonders origineller und beliebter Bestandteil des kulturellen Angebots Baden-Badens. Schon in dem Namen wird der hohe künstlerische Anspruch des Theaters deutlich, das Märchen ebenso wie Grotesken und Tragödien auf die Bühne brachte. Sein Gründer Ivo Puhonny wurde 1876 in Baden-Baden als Sohn des Malers Victor Puhonny geboren. Er lernte in Karlsruhe an der Kunstgewerbeschule und der Kunstakademie. Von 1900 bis 1901 besuchte er Paris und unternahm eine Weltreise, die ihn unter anderem nach Japan führte. Zurück in Baden-Baden war Ivo Puhonny erfolgreich als Werbegrafiker tätig und entwarf zahlreiche Plakate. 1911 gründete er das Künstler-Marionettentheater, dessen Aufführungen zunächst im Palais Hamilton später im Kurhaus zu sehen waren. Mehr als 30 Jahre lang bestand das Theater und zog ein breites Publikum an. Auch in der Presse wurden die Stücke regelmäßig besprochen. Durch Gastspiele in der Schweiz, Dänemark, Belgien, Frankreich und sogar in Indonesien erlangte das Marionettentheater Bekanntheit weit über die Grenzen Baden-Badens hinaus. Nach Puhonnys Tod im Jahr 1940 wurde das Puppentheater noch einige Jahre weitergeführt.

Bereits seit dem Jahr der Gründung gehörte «König Violon und Prinzessin Clarinette. Ein Trauerspiel für Marionetten» von August Mahlmann (geb. 1771, gest. 1826) zum Repertoire des Theaters und zählte zu den am häufigsten aufgeführten Werken. Die Handlung des Stückes, eine verwickelte Liebesgeschichte, parodiert klassische Tragödien mit viel schwarzem Humor. Mehrere Marionetten aus diesem Schauspiel werden im Depot des Stadtmuseums verwahrt. Dazu zählen die Hofdame Kunigunde und König Violon, welche auf dem Bild 1 zu sehen sind. Ihre ausdrucksstarken Gesichter, die aufwendigen historischen Kostüme und Frisuren geben einen Eindruck von der großen künstlerischen Qualität des Marionettentheaters von Ivo Puhonny. Die Figuren fertigte er selbst, ihre detailreichen Kleider wurden von seiner Ehefrau Linda genäht. Puhonny legte Wert auf eine einheitliche Wirkung. Daher entwarf er auch die Bühnenbilder und -dekorationen selbst. Während der Aufführungen wurde der komplexe Bühnenapparat von vier Personen bedient. Die Marionetten wurden in der Regel von Frauen geführt, die auch die weiblichen Rollen sprachen. Die Texte der männlichen Figuren wurden von einem Rezitator vorgetragen, der mehrere Rollen zugleich beherrschen musste.

Das Marionettentheater veröffentlichte zahlreiche Werbezettel, Broschüren und Programmhefte. Bei ihrer Gestaltung brachte Ivo Puhonny seine Fähigkeiten als Fachmann für Reklame ein und schuf kunstvolle Grafiken. Viele dieser Drucksachen haben sich im Stadtmuseum und -archiv erhalten. Ergänzt wurden diese Werbemaßnahmen durch Zeitungsanzeigen. So ist im Badeblatt vom 22. Juli 1929 zu lesen: «Puhonnys berühmte Puppen sind eine Sehenswürdigkeit ganz besonderer Art. Sie sind die lustigsten und eigenartigsten Schauspieler, die es gibt, von erstaunlicher Vielseitigkeit und Ausdruckskraft. Sei es, daß sie als Sänger, Schauspieler, Tänzer, Akrobaten sich produzieren, immer entwickeln sie neue Reize und ihr urgesunder Humor macht eine Vorstellung zu einer genußreichen Stunde, wie sie unterhaltsamer selten geboten wird.» Mit seinem vielseitigen Werk zählt Ivo Puhonny zu den spannendsten Künstlerpersönlichkeiten, die Baden-Baden zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervorbrachte. Einige seiner Arbeiten als Werbegrafiker können in der Dauerausstellung des Stadtmuseums entdeckt werden. Dort sind außerdem zwei Marionetten von ihm ausgestellt.

Gewinnspiel:

Stell Dir vor Du bist Direktor eines Puppentheaters. Wie würden Deine Marionetten aussehen? Schickt Bilder – gerne auch witzig und originell – per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die besten Bilder werden prämiert. Platz 1: Freikarten für einen Besuch des Stadtmuseums mit Familie oder Freunden sowie ein Welterbe-Memory; Plätze 2 und 3: Freikarten für das Stadtmuseum. Einsendeschluss ist Mittwoch, 16. September 2020.


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