Abschied zum Ende der Spielzeit 2025/26
Intendantin Nicola May bleibt nicht beim Theater Baden-Baden – Keine Vertragsverlängerung
Baden-Baden, 12.09.2024, Bericht: Redaktion «Zu Beginn der neuen Spielzeit verkündete Theaterintendantin Nicola May ihren mit der Spielzeit 2025/26 auslaufenden Vertrag auf eigenen Wunsch nicht zu verlängern», heißt es in einer Mitteilung aus dem Theater Baden-Baden.
Über die Hintergründe zu der Entscheidung ist der Erklärung seitens Nicola May nur zu entnehmen, dass sie ein «neues Kapitel» mit «mehr Freiräumen und Unabhängigkeit» aufschlagen wolle. Die Freiheit der Künste hat für die noch bis Sommer 2026 agierende Intendantin Grenzen. Sie ist vom Wohlwollen der Politik abhängig. Das Theater gehört der Stadt Baden-Baden. Drastisch zeigte sich die Abhängigkeit in den 60er Jahren, als der damalige Oberbürgermeister Ernst Schlapper die Aufführung des Berthold-Brecht-Stückes «Mutter Courage» verboten hatte. Nicola May brachte sich selbst zusätzlich in das öffentliche und öffentlich-rechtliche Milieu und dient dem SWR als Rundfunkrätin und ist Vorsitzende des Landesrundfunkrats Baden-Württemberg.
Die Mitteilung aus dem Theater Baden-Baden vom 11. September 2024 im Wortlaut:
Nicola May, Intendantin des städtischen Theaters, wird ihren mit der Spielzeit 2025/26 auslaufenden Vertrag nicht verlängern.
Nicola May leitet das Theater Baden-Baden seit der Spielzeit 2004/2005. Nach 20 Jahren am Theater Baden-Baden entscheidet sie sich ihren im Sommer 2026 auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Zu ihrer Entscheidung sagt sie: &lauqo;Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich eine so lange Zeit dieses wundervolle Haus mit seinen großartigen Mitarbeitenden leiten durfte, aber nun möchte ich ein neues Kapitel aufschlagen mit mehr Freiräumen und Unabhängigkeit in meinem persönlichen Leben.»
Oberbürgermeister Dietmar Späth zeigte sich sehr überrascht über Mays Entscheidung. Er hätte sich über eine Verlängerung des Vertrages um weitere fünf Jahre sehr gefreut: «Nicola May hat mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität unser Theater vorangebracht und viel für den Kulturstandort Baden-Baden geleistet. Ich bedauere ihre Entscheidung, aber freue mich auf die verbleibenden zwei Jahre, in denen sie mit ihrer Arbeit das Publikum und uns alle weiterhin begeistern wird.» Mit der frühzeitigen Entscheidung kann sich die Stadt Baden-Baden nun rechtzeitig mit der Findung einer Nachfolge befassen.
Nicola May hat mit ihrer nun über 20-jährigen Dienstzeit das Theater Baden-Baden geprägt. Als erste Frau in dieser Position hat sie einige Neuerungen eingeführt. Eine der bis heute wichtigsten war die Gründung der jungen Sparte und der Spielclubs, zuletzt dem inklusiven Spielclub «Club inclusive». Mit der Gründung des Festivals FIT FÜRS ABI als theatrale Auseinandersetzung mit den Abiturthemen im Fach Deutsch und Englisch wurde Baden-Baden Vorreiter in ganz Baden-Württemberg im Bereich des Angebots für Abiturientinnen und Abiturienten.
In ihrer Intendanz öffnete sich das Theater in die Stadt, von regelmäßigen Freilichtaufführungen bis zum Bespielen von Museen, Casino und öffentlichem Raum. Zahlreiche Kooperationen verbinden das Theater Baden-Baden mit Kultur- und anderen Institutionen in Baden-Baden wie dem Festspielhaus oder dem Stadtmuseum. Nicola May nahm bauliche und strukturelle Veränderungen im Haus vor. Es wurde ein neues Probenzentrum geschaffen und sie initiierte einen Leitbildprozess für den gesamten Betrieb als einem der ersten Theater Deutschlands. Zwei Mal in ihrer Amtszeit war das Theater Baden-Baden Ausrichter der Baden-Württembergischen Theatertage, 2005 und 2019. Es kamen diverse Festivaleinladungen wie zum Beispiel zum Theatertreffen der Jugend und zum Heidelberger Stückemarkt. Ein wichtiger Bereich ist für Nicola May auch die Netzwerkarbeit und Vertretung des Theaters in diversen Ausschüssen. Neben der Vorstandsarbeit im Landesverband BW des Deutschen Bühnenvereins (bis 2023) ist sie auf Bundesebene als Beratende Intendantin im Tarifausschuss tätig und Vorsitzende des Künstlerischen Ausschuss‘. Nicola May vertritt außerdem die Theater und Orchester in Baden-Württemberg im Rundfunkrat des SWR und ist Vorsitzende des Landesrundfunkrat Baden-Württemberg.
Nach Bekanntgabe ihrer Entscheidung bei der internen Spielzeiteröffnung mit allen Theatermitarbeitenden bekam die aktuelle Intendantin von ihren Mitarbeitenden großen Applaus und Anerkennung für ihr Schaffen.
Trotz ihrem Beschluss möchte sie mit voller Kraft die beiden verbliebenen Jahre in Angriff nehmen: «Es gibt immer noch Projekte und Ideen, an denen ich arbeiten möchte.»
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