Aus dem Museum LA8

Museum LA8 zur aktuellen Ausstellung – „Viele heutige Körpertechniken nehmen ihren Anfang in der Badekultur des 19. Jahrhunderts“ – Neue Ausstellung ab 20. März

Museum LA8 zur aktuellen Ausstellung – „Viele heutige Körpertechniken nehmen ihren Anfang in der Badekultur des 19. Jahrhunderts“ – Neue Ausstellung ab 20. März
Max Klinger (1857–1920): Sirene (Triton und Nereide), 1895. Foto: Gallerie degli Uffizi, Florenz

Baden-Baden, 04.01.2021, Bericht: Redaktion Viele heutige Körpertechniken nehmen ihren Anfang in der Badekultur des 19. Jahrhunderts, heißt es aus dem Museum LA8 in Baden-Baden zur aktuellen, aber coronabedingt geschlossenen Ausstellung.

Damals, im 19. Jahrhundert, hätten sich künstlerische Ideale und medizinischer Fortschritt, Gesellschaftsutopien und Apparatetechnik zu einem neuen Menschenbild gemischt. Der Leib sei nun nicht mehr Gott und Natur schicksalhaft ergeben, sondern als Körper sei er zum Projekt, zum zukunftsoffenen Entwurf geworden.

Falls die Museen wieder rechtzeitig öffnen dürfen, will das LA8 bis zum 28. Februar 2021 diese Ausstellung «Baden in Schönheit. Die Optimierung des Körpers im 19. Jahrhundert» zeigen. Die neue Ausstellung «Schön und Gefährlich: Die hohe See im 19. Jahrhundert» soll dann ab dem 20. März 2021, folgen, falls dies die Corona-Verordnungen zulassen.

Die Mitteilung des Museum LA8 im Wortlaut:

Ab dem 20. März 2021 zeigt das Museum LA8 die Ausstellung «Schön und Gefährlich. Die hohe See im 19. Jahrhundert». Macht Euch die Erde untertan! Wissenschaft und Technik erlaubten dem fortschrittlichen 19. Jahrhundert eine immer erfolgreichere Bändigung der Natur, medizinisch in der Bakteriologie, industriell durch Dampfmaschine und Elektrizität. Die biblische Aufgabe schien gelöst. Die ganze Welt konnte nun erforscht, erobert, erklärt, entzaubert werden. – Die ganze Welt? Nein! Auf hoher See tobte das große Drama zwischen zivilisatorischer Beherrschung und natürlicher Gewalt weiter, vom Floß der Medusa bis zur Titanic, zwischen nüchterner Handelsschifffahrt und exotischem Südseeparadies, Kapitän Ahab und Moby Dick, Tiefseekabel und betörenden Nixen, Taucherglocke und Schiffbruch.

Das Meer mit seiner verlockenden Weite und rätselhaften Tiefe zog Abenteurer und Kaufleute, Militärs und Sinnsucher, Forscher und Künstler hinaus ins Offene, Schwankende: schön und gefährlich. Alle technischen Geräte und Kunstwerke in der Ausstellung lassen die Besucher das ebenso vorsichtige wie mutige Unterfangen nachvollziehen, ein Stück menschengemäße Festigkeit auf die wogende Oberfläche der Ozeane zu legen und mit einem Schiff auf große Fahrt zu gehen. Die Wildheit der Weltmeere wird zum Gegenüber: offener als das Festland mit seinen vielen Landesgrenzen, chancenreicher als der Arbeitsalltag der bürgerlichen Klassengesellschaft, luftiger als das heimelige Biedermeier und die muffige Gründerzeit.

Auf den berühmten Gemälden von Andreas Achenbach (1815-1910) schäumt das Meer unbändig auf gegen alle Vorausberechnungen. Stellte ein Bild einen Schiffbruch mit Zuschauern am Strand dar, so waren diese oft nicht selbstlose Retter, sondern strandräuberische Profiteure des Unglücks der Seeleute. Der erste funktionierende Taucheranzug führt vor Augen, dass die Tiefsee ein so abenteuerlicher Kosmos war wie heute das Weltall. Die Schnitzereien der Seeleute auf Pottwalzähnen zeigen das geradezu erotische Versprechen, das bis heute zum Freiheitsgefühl der Hohen See gehört.

Aus dem Schifffahrtsmuseum Rostock, dem Deutschen Meeresmuseum Stralsund und der Hamburger Kunsthalle haben spektakuläre Leihgaben den Weg von der Waterkant an die Oos gefunden: der originalgetreue Nachbau der Kreeft’schen Tauchmaschine, ein riesiges Modell der Titanic, ein noch mächtigeres historisches Walskelett, Walfang-Harpunen und -Gewehre, wie sie von realen Kollegen Kapitän Ahabs benutzt worden sind sowie Gemälde von Heinrich Reinhold (1788–1825) und Leopold Graf Kalckreuth (1855–1928). Ergänzt wird das künstlerisch-technische Panorama von den malerischen Mythenbeschwörungen eines Max Klinger (1957–1920), wilden Seestücken eines Johann Caspar Scheuren (1810–1887) und weiteren bedeutenden Leihgaben aus dem Deutschen Historischen Museum Berlin, der Dr. Axe-Stiftung Bonn sowie der Sammlung Wolfgang Peiffer.

Es erscheint ein Katalog für 19 Euro im Athena Verlag. Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 6. September 2021


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