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Teil 1 Leseprobe zum Roman „Neue Welt“ von Roland Weis – „Die Mutter ist eine Prostituierte, der Stiefvater ein gewalttätiger Säufer“

Teil 1 Leseprobe zum Roman „Neue Welt“ von Roland Weis – „Die Mutter ist eine Prostituierte, der Stiefvater ein gewalttätiger Säufer“
Roland Weis, Autor des Romans „Die neue Welt“.

Baden-Baden, 12.11.2022, Bericht: Redaktion In der Baden-Badener Buchhandlung Straß stellte der Historiker Roland Weis seinen Roman «Die neue Welt» im goodnews4-Interview vor.

«Eroberung, Reviere dazugewinnen, Nachbarn bekämpfen, möglichst viel eigenes Territorium erobern – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte», antwortete er zur Aktualität seines spannenden Romans, in dem ein Junge, der 1492 an der Entdeckung Amerikas durch Christopher Columbus und dann 50 Jahre lang an spanischen Eroberungszügen teilnimmt, die Hauptrolle spielt. Nun veröffentlicht goodnews4-Interview eine Serie mit Leseproben, die der Autor selbst aussuchte.

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Historiker Roland Weis zu seinem neuen Roman „Die neue Welt“ – „Nachbarn bekämpfen, möglichst viel Territorium erobern“ – „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte“

Zu dieser ersten Leseprobe schreibt der Autor Roland Weis: «Der 13jährige Schweinehirte Rodrigo lebt mit seinen jüngeren Geschwistern im Armenviertel von Palos. Die Mutter ist eine Prostituierte, der Stiefvater ein gewalttätiger Säufer. Als der Vater wieder einmal einen seiner gefürchteten Gewaltausbrüche hat, wehrt sich Rodrigo. Eine verhängnisvolle Entscheidung, denn danach muss er die Flucht auf das im Hafen liegende Flaggschiff von Admiral Christobal Colón ergreifen …»

Teil 1 Leseprobe «Die neue Welt» von Roland Weis:

Der Alte beherrschte die Kunst des Prügelns. Er drosch mit unbändiger Wut auf Rodrigo ein. Damit entlud er die eigenen Frustrationen, reagierte die eigenen Unzulänglichkeiten ab, die eigene Feigheit und Schwäche. Fausthiebe, Fußtritte, Schläge, Hiebe mit dem Stock, harte Schläge mit dem Lederriemen, alles gehörte zum Arsenal des Alten. Rodrigo rollte sich zusammen wie ein Igel, schützte den Kopf zwischen Knien und Ellbogen und erduldete mit zähem Schweigen die Tortur. Seine Mutter versuchte, das sinnlose Einschlagen zu beenden. «Hör jetzt wieder auf», sagte sie eher bittend als fordernd. Aber das brachte den Alten noch mehr in Wut und ihr einen brutalen Faustschlag ein, mitten auf den Brustkorb, so dass sie torkelnd quer durch den Raum geschleudert wurde.
«Pinzon ist ein Arschloch! Pinzon ist ein Arschloch!», brüllte in heißerer Wut der Trunkenbold.
Rodrigo rappelte sich auf. Auf dem Tisch lag das Messer. Ein langer Dolch mit rostiger Schneide und abgebrochener Spitze.

 

Mit vernebeltem Blick hinter geschwollenen Augenlidern, mit blutiger Nase und aufgeschlagenen Lippen, voller Flecken am ganzen Leib, Rotz und Wasser spuckend, schnappte Rodrigo nach diesem Messer. Es war eine Bewegung: packen, ausholen, ein Satz nach vorne, zustechen. Mit unbändigem Schwung jagte er dem tobenden Alten die Klinge von hinten zwischen die Schulterblätter. Es knirschte, als das Messer an den Knochen abrutschte, dann folgte ein saugendes Geräusch, gefolgt vom Stöhnen des Alten, der den Tisch mit sich zu Boden riss und sich darunter begrub.
Die Mutter presste pfeifend den Atem aus den Lungen, blickte ungläubig auf ihren Sohn. Da sprang von hinten Miguel hervor, der jüngere Bruder, und zerrte Rodrigo zum Hüttenausgang. «Raus, raus, raus. Du hast ihn tot gemacht!»
Kaum zur Hütte hinaus, tauchten die Brüder ins Dunkel der Nacht.

Roland Weis
Die neue Welt
688 Seiten · Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-96308-093-7 · 29,90 Euro
Lindemanns Bibliothek


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