Theater im Klassenzimmer

Vielleicht werden die Menschen bald überflüssig – Baden-Badener Schüler erforschen Möglichkeiten des zukünftigen Schulalltags

Vielleicht werden die Menschen bald überflüssig – Baden-Badener Schüler erforschen Möglichkeiten des zukünftigen Schulalltags
Foto: Felix Kamm

Baden-Baden, 28.01.2023, Bericht: Redaktion Der Traum vom Lernen im Schlaf oder einem funktionierenden Nürnberger Trichter ist so alt wie die Plage des Lernens selbst.

Vielleicht geht mit der digitalen Technologie dieser Traum in Erfüllung, aber doch nicht so weit, dass eines Tages Künstliche Intelligenz Roboter die unzulänglichen Menschen überflüssig machen. Die Schüler des RWG befassten sich schon Mal mit der schönen neuen Zukunft.

Die Mitteilung aus dem Rasthaus Baden-Baden im Wortlaut:

Mitte Januar besuchte das «Junge Theater Baden-Baden» die Klasse 9b des RWG. Im Zuge seiner Inszenierung SETUP.SCHOOL(). DIE LERNMASCHINE bietet das mobile Theater die einzigartige Möglichkeit, ein interaktives Theaterstück direkt im Klassenzimmer zu erleben. Dies passt sehr gut zur Grundintention der organisierenden Lehrerin Helene Kronimus: «Das Theater als Erlebnisort und als Kulturgut ist für die Schülerinnen und Schüler wichtig – auf diesem Weg holen wir es hinein in ihren Schulalltag.»

Ohne Vorwarnungen und Erklärungen wurde die 9b in folgendes Szenario geworfen: Mit dem Teach3000 hat der IT-Spezialist Noah Garn den ersten Lehrroboter der Welt entwickelt. Das Gerät, das äußerlich einem menschlichen Lehrer nachempfunden ist, befindet sich noch in der Testphase und passt sich den individuellen Bedürfnissen der Klasse an. Um die gewünschten Konfigurationen am Roboter vorzunehmen, müssen die Bedürfnisse erstmal formuliert und gemeinsam im Klassenzimmer ausgehandelt werden. Ausgehend von diesen Prämissen zogen die Schauspieler Stefan Roschy (Teach3000) und Sebastian Brummer (Noah Garn) ihr Publikum immer tiefer in das dramatische Spiel und gestalteten gemeinsam mit der 9b den Handlungsverlauf.

 

Die Schüler durften auf spielerische Art und Weise bestimmen, was der Schulroboter können soll und entschieden dabei über «Grundeinstellungen»: Wie sieht eigentlich eine gerechte Bewertung aus? Wie lässig, wie autoritär sollte eine Lehrkraft sein? Das Durchspielen der Schulmetapher wird dabei zum Gesellschaftsspiel über Selbst-, Fremd- und Mitbestimmung. Zum Einsatz kommen beim Spielen schülernahe Medien und Aufgabenstellungen in Form von Tablets, Kreativsteinen, Scan-Modulen, Auswertungsdiagrammen und Teamaufgaben.

Die Begeisterungsfähigkeit der 9b machte aus dieser kreativen Versuchsanordnung ein sehr lebendiges und realistisches Spiel. Deutlich wurde dabei auch, dass die zunehmende Digitalisierung der Schulen und eine mögliche Einbindung von «Künstlicher Intelligenz» kein fernes Zukunftsszenario bleiben, sondern einer kritischen Auseinandersetzung im Hier und Jetzt bedarf. Sinn oder Unsinn kommender Entwicklungen wurden hierbei nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger kommuniziert, sondern zu einem emotionalen Diskurs geführt. Im Nachgang besprach die 9b mit den Schauspielern verschiedene Fragestellungen: Was muss der Lehrer der Zukunft leisten? Welchen Lehrertyp und welche Unterrichtsformen wünschen sich Schüler wirklich? Welche Vorteile bietet eine demokratische Teilhabe im Schulalltag? Oder ganz allgemein: Wie soll die Schule der Zukunft aussehen?

Das Konzept des Stückes wurde von dem Berliner Theaterkollektiv «machina eX» erarbeitet, die bereits seit 2010 die Schnittstelle zwischen Game und Theater erforscht. Sie lieferten auch die aufwendige Software und Programmierung des interaktiven Spiels. Informationen gibt es unter www.theater-baden-baden.de.


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