Aus dem Rathaus Baden-Baden

Das große Vorurteil über Hornissen – Bei Sichtung von Asiatischer Hornisse bittet Baden-Badener Behörde dringend um Meldung

Das große Vorurteil über Hornissen – Bei Sichtung von Asiatischer Hornisse bittet Baden-Badener Behörde dringend um Meldung
Auf dem Foto sind heimische Hornissen an einem Nest zu sehen. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 26.06.2019, Bericht: Rathaus Hornissen gelten im Volksmund als gefährlich, schädlich und lästig und verfügen deshalb oft über einen schlechten Ruf.

Die Aussage: «Drei Hornissenstiche genügen, um einen Mensch zu töten, sieben reichen für ein Pferd», ist längst wissenschaftlich widerlegt. Der Stich einer Hornisse ist nach heute allgemeingültigen Erkenntnissen nicht gefährlicher als Stiche von Bienen und Wespen. Nur in sehr seltenen Fällen, die auch bei Bienen- oder Wespenstichen vorkommen können, reagieren Menschen auf den Stich allergisch und müssen rasch notärztlich versorgt werden.

Viele Menschen halten alle Wespenarten pauschal für aggressiv und gefährlich. Dass von den bei uns vorkommenden Wespenarten nur die Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe wirklich lästig oder gefährlich werden kann, da diese Insekten auf Nahrungssuche nach süßen Speisen oder Getränken gehen, ist meist nicht bekannt. Dagegen ernähren sich die ausgewachsenen Hornissen ausschließlich von Baumsäften, gelegentlich von Fallobst und für die Aufzucht der Brut von einer Vielzahl verschiedener Insekten wie Fliegen, Raupen, Käfer, Spinnen oder sogar Wespen. Hornissen sorgen somit auf natürliche Weise für die Regulation anderer Insektenarten.

Zudem greifen Hornissen niemals grundlos an und sind sogar scheuer als unsere Honigbienen. Sie werden erst dann nervös, wenn man sie oder ihr Nest stört. Daher sollte man im Umkreis von vier Meter zum Nest hektische Bewegungen oder Erschütterungen vermeiden. Auch dürfen keinesfalls Manipulationen am Flugloch oder am Nest vorgenommen werden. Da unsere einheimische Hornisse auch nachtaktiv ist, sollten frei zugängliche Lichtquellen beispielsweise mit Insektengittern gesichert werden.

Die Bekämpfung der heimischen Hornissen durch den Menschen und die Lebensraumzerstörung durch beispielsweise die Umwandlung von Mischwäldern in Nadelwaldkulturen sowie die Abholzung von Altholzbeständen führten zu einem starken Rückgang der Hornissenvorkommen. Die Tiere finden nicht mehr in ausreichender Anzahl Nistmöglichkeiten in Baumhöhlen und nutzen daher zunehmend Nistmöglichkeiten im Siedlungsbereich der Menschen. Daher wurde die Hornisse 1984 als «regional gefährdet» in die Roten Listen der bedrohten Arten aufgenommen und gilt seit 1987 nach der Bundesartenschutz-Verordnung als besonders geschützt.

Bei Fragen oder Problemen mit Hornissen, die sich etwa im Garten oder am Haus ansiedeln, können sich die Bürger im Stadtkreis an das Fachgebiet Umwelt und Arbeitsschutz unter der Rufnummer 07221/93-1501 oder außerhalb der Geschäftszeiten an die Feuerwehrleitstelle unter der Rufnummer 07221/93-1700 (nicht über den Notruf 112) wenden. Die ehrenamtlichen Fachberater werden dann zeitnah, zunächst telefonisch oder falls notwendig vor Ort beraten und Hilfestellung geben. Zielgedanke ist dabei, das Zusammenleben zwischen Hornissen und Menschen zu fördern, das Verständnis für diese Tiere zu gewinnen, um das Dulden der Nester zu erreichen und so das natürliche Gleichgewicht bei den Insekten zu stärken.

Probleme bereitet den Naturschutzbehörden neuerdings die Asiatische Hornisse, eine nicht-einheimische Art, die sich von Frankreich her kommend jetzt auch in Deutschland ausbreitet. Die Asiatische Hornisse zeigt ebenfalls keine Aggression gegenüber dem Menschen, stellt aber vor allem für unsere heimischen Insekten, insbesondere die Honigbienen eine große Gefahr dar. Da sie sich in Europa sehr schnell ausbreitet, große Völker bildet und damit die einheimische Fauna aus dem natürlichen Gleichgewicht bringt, gilt sie als invasive gebietsfremde Art. Deshalb muss diese sogenannte Neozoe nach den EU-Vorgaben zum Schutze der heimischen Biodiversität mit geeigneten Maßnahmen bekämpft und eine Verbreitung vermieden werden.

Die Asiatische Hornisse lässt sich von unserer heimischen mitteleuropäischen Hornisse durch eine Reihe von spezifischen Merkmalen sehr gut unterscheiden: Sie ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse, ihre Kopfvorderseite ist orange, sie hat eine dunkelbraun bis schwarze Grundfärbung mit einem breiten orangenen Streifen am Hinterleib und einer feinen gelben Binde am ersten Segment. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal sind die gelben Beinenden der Asiatischen Hornisse. Die Asiatische Hornisse räubert im Gegensatz zur Europäischen Hornisse nicht nachts. Sie errichtet im Jahresverlauf zwei Arten von Nestern: die Königin bildet zunächst ein Gründungsnest in Bodennähe (zum Teil in Garagen oder unter Dachvorsprüngen). Sobald eine gewisse Individuenzahl erreicht ist, siedelt die Königin mit ihrem Volk in ein parallel errichtetes Filialnest. Dieses ist deutlich größer als das Gründungsnest und befindet sich vorwiegend in Bäumen, meist höher als 10 Meter. Da die Nester häufig im städtischen Bereich gegründet werden, werden die Bürger um Mithilfe gebeten. Bei Sichtung einer Asiatischen Hornisse oder eines Nestes bitten die Naturschutzbehörden dringend um Meldung, wenn möglich mit den Angaben des Fundorts (Adresse, eventuell GPS-Daten), des Funddatums, dem Namen des Meldenden und was gefunden wurde (Gründungsnest, Filialnest, Flugnachweis), gerne auch mit Fotos.

Meldungen nehmen die untere Naturschutzbehörde oder direkt die höhere Naturschutzbehörde und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) entgegen. Weitere Informationen, insbesondere zu den Unterscheidungsmerkmalen der Asiatischen zur Europäischen Hornisse können unter folgendem Link nachgelesen werden: www.stua-aulendorf.de


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