Aus dem Rathaus Baden-Baden

Holocaust-Gedenktag an Baden-Badener Gymnasium – „Am Beispiel des ehemaligen Fußballnationalspielers Julius Hirsch, erfahren, wie Menschen ausgegrenzt wurden“

Holocaust-Gedenktag an Baden-Badener Gymnasium – „Am Beispiel des ehemaligen Fußballnationalspielers Julius Hirsch, erfahren, wie Menschen ausgegrenzt wurden“
Schüler Dennis Streiter, Klasse 9c. Foto: Volker Junker

Baden-Baden, 10.02.2024, Bericht: Rathaus Auch in diesem Jahr wurde am Richard-Wagner-Gymnasium, RWG, der Gedenktag der Shoa mit den verschiedenen Klassenstufen thematisiert.

Die Organisation hatte Anna-Lisa Laubis mit den Klassen 9b und 9c übernommen. Als Grundidee stand ein Baum voller grüner Blätter und Blüten auf der Mittelebene, der zunächst ein schönes Leben symbolisieren sollte. Am Beispiel des ehemaligen Fußballnationalspielers Julius Hirsch, konnten die Schüler erfahren, wie Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus ausgegrenzt wurden. Symbolisch hierfür verlor der Baum nach und nach immer mehr Blätter. Die Schüler der 9. Klassen des RWG hatten anhand seines Lebens verdeutlicht, wie der jüdischen Bevölkerung in Deutschland zwischen 1933 und 1945 immer mehr genommen wurde. So konnte am Beispiel Julius Hirsch bzw. seiner Familie über verschiedene Etappen der Ausgrenzung gesprochen werden; zum Beispiel der Ausschluss von Juden aus Vereinen und Berufen, die Nürnberger Gesetze, die Einführung von Zwangsvornamen und Kennzeichnungspflicht, die Gewalt der Reichspogromnacht und die Deportation von Juden in Konzentrationslager. Der symbolische Baum verlor also nach und nach seine Blätter und Blüten und blieb schließlich kahl zurück.

Die Religionslehrerin Elisabeth Sester verdeutlichte, dass der Baum als Symbol nun trostlos dasteht und an die Ausgrenzung und Verfolgung in der NS-Zeit erinnern soll. Gemeinsam wurde in einer Schweigeminute an die Opfer der Shoa erinnert. Abschließend an dieses gemeinsame Gedenken rief Elisabeth Sester die Schüler dazu auf, sich in ihren Klassenzimmern Gedanken zu machen, wie der Baum wieder zum Leben erweckt werden könne und wie der heutige Umgang miteinander sein sollte.

 

Diese Fragen wurden im zweiten Teil der Veranstaltung in den Klassen mit den Lehrern thematisiert. Die Klasse 9b hatte hierfür Fotos und Videos erstellt, anhand derer die Schüler über ihr Verhalten im Alltag nachdenken konnten. Ein besonderer Schwerpunkt wurde in der Unterstufe auf die Thematik des «Mitläufertums» gelegt und bei der Mittelstufe darauf, was es heißt eine «Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage» zu sein. Die Schüler setzten sich damit auseinander, wie sie sich im Fall von Diskriminierung in der Schule und im Alltag zukünftig verhalten möchten. Ihre Ergebnisse hielten die Schüler fest und ließen so den Baum auf der Mittelebene wieder erblühen.

In der Oberstufe (K1) hielt Dr. Michael Abraham einen Vortrag. Es ging zunächst um die Geschichte der Juden in Europa und schließlich um die Geschichte verschiedener Familienmitglieder. So hat er unter anderem über seinen Cousin Günther berichtet, der als Kind und Jugendlicher im nationalsozialistischen Deutschland aufwuchs. Er wurde aus der Schule und seinem Fußballverein gedrängt und das Geschäft seiner Eltern musste verkauft werden. Günther konnte 1938 schließlich aus Deutschland fliehen und auch seine Eltern konnten ein Jahr später noch aus Deutschland ausreisen. Andere Familienmitglieder wurden in Auschwitz ermordet. Dieser persönliche Zugang zur Geschichte war für die Schüler eine große Bereicherung.




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