Aus dem Rathaus Baden-Baden

Invasive Pflanzen auch in Baden-Badener Gärten – Kermesbeere wird in Deutschland über drei Meter hoch

Invasive Pflanzen auch in Baden-Badener Gärten – Kermesbeere wird in Deutschland über drei Meter hoch
Die Kermesbeere breitet sich auch in den Baden-Badener Wäldern aus. Foto: Archiv

Baden-Baden, 23.07.2025, Bericht: Rathaus «Neophyten» sind gebietsfremde Pflanzenarten, die sich invasiv ausbreiten. Das städtische Forstamt nennt in diesem Zusammenhang Beispiele dieser Gewächse und empfiehlt, im Ziergarten eher auf heimische Pflanzen zu setzen.

So wird etwa die Kermesbeere in Deutschland über drei Meter hoch. Sie hat nur geringe Ansprüche an Licht und Nährversorgung, bildet aber leider dschungelartige Reinbestände und hat einen enormen Verdrängungseffekt gegenüber allen anderen Pflanzen. Das trifft nicht nur im Wald, sondern auch im Garten zu. Auch hier kommt man der Pflanze irgendwann nicht mehr bei, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird. Denn die Kermesbeere ist nicht nur enorm wüchsig, sie bildet bis zu zehn Sprosse pro Pflanze aus, und hat eine extrem große Samenproduktion. Bis zu 32.000 Samen können pro Spross zur Reife kommen, sie gibt auch Stoffe in den Boden ab, welche die Entwicklung anderer Pflanzen schädigen.

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«Wer also im Garten noch andere Pflanzen außer der Kermesbeere haben möchte, sollte rechtzeitig gegen sie vorgehen. Am besten wird sie mitsamt der rübenartigen Wurzel ausgegraben. Das muss meist wiederholt werden, da sie ein weitläufiges Wurzelsystem besitzt. Wenn bereits Beeren vorhanden sind, sollten diese unbedingt rechtzeitig abgeschnitten und über den Restmüll und nicht über den Biomüll entsorgt werden. Auch grüne Beeren können nachreifen und keimen. Reife Beeren werden von Vögeln auf Nachbargrundstücke und in den Wald verbreitet. Die Samen sind bis zu 50 Jahre keimfähig», fasst Simone Stollenmaier, im Forstamt zuständig für den Waldnaturschutz, die Problematik zusammen. «In Portugal, Spanien und Italien wurde die Kermesbeere einst als Färbestoff für Rotwein und in den anderen Mitteleuropäischen Ländern als Zierpflanze eingeführt. Auch heute ist vor allem die Asiatische Kermesbeere noch in Staudengärtnereien erhältlich und offenbar sind sich viele Gärtner nicht der daraus entstehenden Gefahr für die Natur und des Ärgers für die Gartenbesitzer und deren Nachbarn bewusst. Die Kermesbeere ist zwar eine Heilpflanze, sie wird gegen Entzündungen, Gelenkschmerzen und Rheuma eingesetzt. In den USA werden die frischen Keimlinge wie Spinat gekocht. Dabei kommt es allerdings immer wieder zu Vergiftungen. Alle Pflanzenteile sind giftig, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für alle Weidetiere: Rinder, Schafe, Pferde und Ziegen sowie Schweine und Geflügel. Über Hautkontakt und Einatmen der verstäubten Pflanzensäfte bei der Mahd kann es zu Hautjucken, Atembeschwerden und Schwindel kommen. Beim Bekämpfen sollte man deshalb lange Ärmel, Handschuhe und beim Mähen eine Maske tragen.»

 

«Ebenso auf dem Vormarsch in unseren Wäldern ist der Kirschlorbeer», ergänzt Simone Stollenmaier. Der immergrüne Strauch ist schnellwüchsig, anspruchslos und robust gegen Schädlingsbefall. Er verträgt Trockenheit und die Pflanzen sind billig. Kirschlorbeer entzieht dem Boden aber sehr viel Wasser und ist hochgiftig. Die Samen werden durch Vögel verbreitet und gelangen so in den Wald und in Schutzgebiete, wo sie zu einem großen Problem werden. Die blausäurehaltigen Blätter sind fast nicht kompostierbar, weshalb das Schnittgut häufig verbotenerweise im Wald entsorgt wird. Im Wald verhindert er das Wachsen junger Bäume. Abschneiden allein genügt nicht, da er immer wieder austreibt. Das macht eine effektive Bekämpfung im Waldesinnern fast unmöglich. «Auch in Stadtwald kommt der Kirschlorbeer bereits in siedlungsnahen Gebieten vor und wird das Forstamt noch viel Probleme und Kosten bereiten», so die Forstamtsmitarbeiterin.

Die Kermesbeere hat sich in der Rheineben im Wald bereits etabliert und eine Bekämpfung ist bereits zwecklos. «Verzichten Sie deshalb in Ihrem Garten auf neophytische Arten oder bekämpfen Sie diese rechtzeitig. Für den Garten gibt es eine Vielzahl naturverträglicher Stauden und Sträucher. Mit einer geeigneten und klugen Wahl an Pflanzen können Sie sogar die Natur und die darin lebenden Arten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel unterstützen. Unser Bienenpfad auf der Sägmüller Matte, den Sie auch online ansehen können, hält viele attraktive Vorschläge für jede Art von Garten und Balkon bereit», so Stollenmaier abschließend. Weitere Infos dazu finden sich unter www.baden-baden.de




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