Aus dem Rathaus Baden-Baden

Richard-Wagner-Gymnasium feiert Jubiläum – 150 Jahre und ein stärkendes Früstück

Richard-Wagner-Gymnasium feiert Jubiläum – 150 Jahre und ein stärkendes Früstück
Die Schule wurde am 6. April 1869 als Höhere Töchterschule in einem nahezu herrschaftlichen Haus in der Stephanienstraße eröffnet. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 19.01.2019, Bericht: Rathaus Mit einer gemeinschaftlichen Auftaktveranstaltung am Dienstag, 8. Januar, hat das Richard-Wagner-Gymnasium, RWG, sein Jubiläumsjahr zum 150-jährigen Bestehen der Schule eingeläutet.

Alle Schüler und Lehrer frühstückten gemeinsam mit ihrer Klasse, aber nicht in den jeweiligen Klassenzimmern, sondern im ganzen Schulhaus verteilt. Ziel der Veranstaltung sei es, so Mitorganisatorin Ulrike Häußler, die Schulgemeinschaft zu stärken und Spaß zu haben. Eine zusätzliche amüsante Note erhielt die Aktion dadurch, dass die Schüler verkleidet kamen, nach einem Motto, das sich jede Klasse selbst ausgesucht hatte.

«Das gemeinsame Frühstück war ein voller Erfolg. Es herrschte eine ganz besondere Atmosphäre im Schulhaus», bewertete Schulleiter Matthias Schmauder die Veranstaltung. Mit einer solch gestärkten Schulgemeinschaft freue er sich noch mehr auf das Jubiläumsjahr.

Einen Tag zuvor hatte sich der Schulleiter bereits in einer Ansprache an die Schüler gerichtet, um den Beginn des Jubiläumsjahres gebührend hervorzuheben. Schmauder, der während seiner Rede historische Kleidung trug, die im Entstehungsjahr der Schule um 1869 üblich war, vermittelte der Schülerschaft einen interessanten Einblick in die Geschichte der Schule sowie einen Ausblick auf das bevorstehende Jubiläumsjahr.

Das ganze Jahr über werden noch weitere vielfältige Jubiläumsveranstaltungen stattfinden: Im Februar diskutieren die Klassen 10 gemäß der europäischen Ausrichtung der Schule mit Abibac-Zug mit der Landtagsabgeordneten Beate Böhlen über die Zukunft Europas. Im März lädt der Förderverein seine Mitglieder und Sponsoren zu einer Jubiläumsveranstaltung ein. Die Theater-AG inszeniert als Jubiläums-Theaterveranstaltung im selben Monat Molières «Der eingebildete Kranke». Das große Jubiläumsschulkonzert wird im April gegeben, im Juli findet ein Sponsorenlauf statt. Am Ende des Schuljahres wird ein Schulfest mit großem Ehemaligentreffen veranstaltet, bevor dann im folgenden Schuljahr der offizielle Festakt abgehalten wird. Die Festschrift erscheint im September. Das ganze Jahr hindurch wird außerdem eine 150 Meter lange Zeitleiste mit den wichtigsten Meilensteinen der Schulgeschichte die Schule durchziehen. Wer sich für die Jubiläumsveranstaltungen des RWGs interessiert, kann sich auf der Homepage für den dafür eingerichteten Newsletter registrieren lassen. Dort finden sich auch alle Informationen rund um das Jubiläumsjahr. Alle ehemaligen Absolventen sind zu den Veranstaltungen herzlich eingeladen, die Abiturienten der letzten zwanzig Jahre werden von der Schule sogar persönlich angeschrieben.

Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass sich die Schule häufig gewandelt hat und durchaus als Kind ihrer jeweiligen Zeit zu sehen ist. Die Schule wurde am 6. April 1869 zunächst als Höhere Töchterschule mit dem Rang einer erweiterten Volksschule eröffnet. Sie ist zu diesem Zeitpunkt noch in einem nahezu herrschaftlichen Haus in der Stephanienstraße untergebracht. Schon zehn Jahre später, im Jahre 1879, wird aus der erweiterten Volksschule eine «Höhere Mädchenschule», eine Mittelschule, die somit als höhere Schulanstalt dem Land und nicht mehr der Stadtgemeinde unterstellt ist. Im Laufe der Zeit wechselt die Schule noch mehrmals ihren Status, insgesamt zeigt sich allerdings, dass der mittlere Schulabschluss seit der Jahrhundertwende den gewachsenen Anforderungen des Bildungsbürgertums nicht mehr genügt. 1940 wird schließlich das erste fachgebundene Abitur an der Schule, die seit 1937 «Richard-Wagner-Schule» heißt, abgelegt. Laut mündlicher Überlieferung wurde der umstrittene Namensgeber gewählt, um einer möglichen nationalsozialistischen Namensgebung zuvorzukommen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges muss die Lehranstalt ihren Sitz für französische Schüler räumen und findet Zuflucht in den Gewölben der Büchlerschen Schule, dem heutigen Pädagogium. Ab 1950 ist sie in der Inselstraße untergebracht. In diesem Jahr erhält die Schule auch schließlich ihren heutigen Namen: Richard-Wagner-Gymnasium. Zwei Jahre später wird die erste allgemeine Hochschulreife abgelegt. Die Schule kehrt in die Stephanienstraße zurück. Ein weiterer wichtiger Meilenstein folgt im Jahre 1965: Das RWG wird Koedukationsschule und wird fortan auch von Jungen besucht. 1980 darf die Schule den Neubau im Schulzentrum West in der Rheinstraße, wo sie heute noch sitzt, beziehen.

Eine wichtige Neuausrichtung der Schule erfolgt im Jahr 2007: Das RWG startet in seinen bilingualen Zug, der Schülern die Möglichkeit bietet, das deutsche und zugleich das französische Abitur, das «Abibac», abzulegen. Der neue Zug entwickelt sich in den folgenden Jahren bis heute ausgesprochen erfolgreich. Seit 2008 ist das RWG außerdem eine offene Ganztagesschule mit Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag und einer Schulmensa.

Dass die Schule bis heute den Namen Richard Wagners trägt, der bedeutende Opern, aber auch antisemitische Schriften verfasst hat, ist nicht unumstritten. Das RWG hat seinen Umgang mit dieser Tatsache jedoch in einer kritischen Auseinandersetzung mit seinem Namensgeber gefunden. So wird sich unter anderem die Festschrift kritisch der Person Richard Wagner nähern. Aus der Not könne eine Tugend gemacht werden, so Matthias Schmauder, indem der Name Wagner als immer wiederkehrender Anlass genutzt werde, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.


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