Neuer Gemeinderat soll entscheiden

Schreiben an Baden-Badener Stadträte – Neugestaltung Ludwig-Wilhelm-Platz und Du-Russell-Straße nicht zu Ende gedacht – Stadtbild-Chef Niedermeyer fordert Beachtung von Welterbe-Planungen

Schreiben an Baden-Badener Stadträte – Neugestaltung Ludwig-Wilhelm-Platz und Du-Russell-Straße nicht zu Ende gedacht – Stadtbild-Chef Niedermeyer fordert Beachtung von Welterbe-Planungen
Links: Planung Entwicklungskonzept 2017 (Ausschnitt. Rechts: Entwurfsplanung 2019 (Ausschnitt). Quelle: Stadtbild Baden-Baden

Baden-Baden, 06.07.2019, Bericht: Redaktion «Der Bereich fällt voll in die GASS* und Welterbekernzone», erinnert Wolfgang Niedermeyer in einem Schreiben an die Mitglieder des Bauauschußes an Vorgaben und komplexe Zusammenhänge, die manche Verantwortlichen der Stadtverwaltung Baden-Baden wohl nicht auf der Rechnung haben.

Der Vorsitzende des Vereins Stadtbild Baden-Baden und gewählte FBB-Stadtrat geht auf die Sanierung der Südlichen Neustadt ein, zu der auch der Bertholdplatz und die Du-Russell-Straße gehören. Die Entwicklungsziele bezüglich Platz- und Straßenraum sollten zwingend unter der Gestaltungs-Prämisse abgeklärt und definiert werden, fordert Wolfgang Niedermeyer die Stadtverwaltung auf. Die Beschussvorlage für die nächste Sitzung des Bauausschusses des Baden-Badener Gemeinderats schweige sich hierzu aus.

Der geplante Teilabschnitt solle deshalb erst nach Klärung der Zielvorstellungen «Verkehr in der Innenstadt», GASS und Welterbeprojektion, unter Einbeziehung des «Entwicklungskonzepts 2017» in einem Zwischenbericht vorgelegt werden und dann in einen Entwurf umgesetzt werden, empfiehlt der Stadtbild-Chef.

*Anm. d. Red.: Gesamtanlagenschutzsatzung der Stadt Baden-Baden

Das Schreiben von Wolfgang Niedermeyer an den Baden-Badener Bauausschuss im Wortlaut:

Vorlage Südliche Neustadt – Bauausschuss am 11.07 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die die im beschlossenen «Entwicklungskonzept» 2017 aufgeführten Analysen und Umsetzungsvorschläge für den Kreisverkehr Bertholdplatz, sind erkennbar Bestandteil der Entwurfsplanung geworden und zur Zeit bereits in der Ausführung.

Im Gegensatz dazu finden sich die Analysen und Umsetzungsvorschläge für den Ludwig-Wilhelm-Platz und westliche Du-Russel-Straße in der jetzt zu beschließenden Entwurfsplanung, nach unserer Auffassung, nur unzureichend oder gar nicht wieder.

Diese Planung gibt den vorhandenen Funktionen nur eine etwas andere Ausformung, ohne das schlüssig erscheinende Konzept für Straßenraum und Platzentwicklung des «Entwicklungskonzepts 2017» aufzunehmen und adäquat umzusetzen.

1. wird eine neue Einbahnstraßenregelung vom Augustaplatz bis zur Du-Russel-Straße, mit Ausweitung der Busstellplätzen (2 sogar nebeneinander!) ausgewiesen. Ob die Beibehaltung von Touristenbusstellplätzen im Zentrum Baden-Badens mit einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Gesamtverkehrsplanung zusammenpasst und welche Auswirkungen die Einbahnstraßenregelung haben kann, geht aus der Vorlage nicht hervor. Es fehlt schlicht jede Aussage dazu.

2. hat die Querspange von der Schillerstraße zur Maria-Victoria-Straße erneut die Anmutung der «im Bestand als überdimensioniert» bezeichneten Aussage des Entwicklungskonzept 2017. Statt mehr «Gestaltungsspielraum für den Ludwig-Wilhelm-Platz» zu erreichen, wird die Platzfläche zur Kirche hin sogar verringert. Wie und ob die gestörte Platzanmutung wieder hergerichtet werden soll, bleibt im Entwurf offen. Zitat: «Die weitere Gestaltung des Straßenraums am Ludwig-Wilhelm-Platz berücksichtigt einen Entwurf für die Neugestaltung des Platzes um die evangelische Stadtkirche. Die Möglichkeit für dessen Realisierung bleibt somit nach Abschluss dieser Maßnahme, sofern zukünftig gewünscht, bestehen», ist lakonisch angemerkt. Das kann doch kein Gestaltungsansatz für Baden-Baden sein!

3. werden die Ziele des Entwicklungskonzepts für die Du-Russel-Straße überhaupt nicht mehr aufgegriffen. Es entstehen erneut konventionelle Verkehrsflächen für Autos und Fußgänger, im Gegensatz zum Ansatz, mit den durchgehenden Belagsflächen im Entwicklungskonzept. Damit wäre eine neue Qualität des Straßenraumes entstanden. Warum die Lösung des Entwurfsplans besser sein soll, ist der Vorlage und Begründung nicht zu entnehmen.

Der Bereich fällt voll in die GASS und Welterbekernzone. Die Entwicklungsziele bezüglich Platz- und Straßenraum sollten deshalb zwingend unter dieser Prämisse abgeklärt und definiert werden. Die Vorlage schweigt sich hierzu aus.

Der geplante Teilabschnitt sollte deshalb erst nach Klärung der Zielvorstellungen «Verkehr in der Innenstadt», GASS und Welterbeprojektion, unter Einbeziehung des «Entwicklungskonzepts 2017» in einem Zwischenbericht vorgelegt werden und dann in einen Entwurf umgesetzt werden.

Sonst wird hier, nach unserer Meinung, wieder einmal eine Chance zur zukunftsorientierten Verbesserung der Qualität von öffentlichen Plätzen und des Straßenraums vertan.

Die Vorlage sollte zurückgestellt und vom neuen Gemeinderat weiterbehandelt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Für den Vorstadt Stadtbild Baden-Baden e.V.


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