Adipositaszentrums im Klinikum Mittelbaden

„Unvorstellbar, dass dieser Mann einmal 180 Kilogramm wog“ – Hilfe im Klinikum Baden-Baden mit Adipositas-Chirurgie

„Unvorstellbar, dass dieser Mann einmal 180 Kilogramm wog“ – Hilfe im Klinikum Baden-Baden mit Adipositas-Chirurgie
Chefarzt Lars Fischer mit Patient Mihai Mujicas. Foto: Klinikum Mittelbaden

Baden-Baden, 29.12.2020, Bericht: KMB «Als Mihai Mujicas das Büro von Prof. Dr. Lars Fischer betritt, ist die Tatsache, dass dieser Mann einmal 180 Kilogramm wog unvorstellbar», beschreibt das Klinikum Mittelbaden den Fall eines Mannes, der im Dezember 2017 kaum 10 Meter gehen konnte ohne dafür mit Schmerzen zu bezahlen.

Die Mitteilung des Klinikum Mittelbaden im Wortlaut:

Für Prof. Fischer, Chefarzt der Allgemein - und Viszeralchirurgie und Leiter des Adipositaszentrums im Klinikum Mittelbaden Baden-Baden Bühl ist Mujicas ein Musterbeispiel dafür, was Adipositaschirurgie leisten kann: «Der Patient wiegt mittlerweile nur noch 116 Kilo, das ist fantastisch. Als er im Dezember 2017 zum ersten Mal zu mir in die Sprechstunde kam, konnte er kaum 10 Meter am Stück gehen ohne Schmerzen in den Gelenken und starke Kurzatmigkeit. Er war chronisch krankgeschrieben und nicht mehr arbeitsfähig. Heute sehen wir einen komplett anderen Menschen vor uns.» Der 65-jährige Mujicas erzählt rückblickend wie schlecht es ihm vor seiner Schlauchmagenoperation, bei welcher sein Magen um 80 Prozent verkleinert wurde, ging. «Vor meiner Operation passte ich in keine Hose und T-Shirt mehr. Ich bekam beim Gehen keine Luft. Selbst eine Einkaufstüte konnte ich nicht mehr tragen, weil mich das zu sehr angestrengt hat. Ich habe alles ausprobiert, um mein Gewicht zu senken. Aber auch eine Ernährungsberatung brachte keine wesentliche Gewichtsreduktion.»

Darüber hinaus litt Mujicas durch sein Übergewicht an mehreren Begleiterkrankungen. Wegen seiner Atemaussetzer während des Schlafens, Schlafapnoe, musste er eine Schlafmaske tragen, die er heute nicht mehr benötigt. Er war schwer herzkrank und hatte Bluthochdruck sowie beginnende Diabetes. Gegen seine Blutzuckererkrankung nimmt er noch ein Medikament, doch ohne die Operation wäre er heute insulinpflichtig, ist sich Prof. Fischer sicher. Der Bluthochdruck des 65-Jährigen ist deutlich besser geworden und sein Herz macht ihm auch kaum noch Beschwerden. «Adipositas ist eine komplexe chronische Erkrankung. Sie setzt sich zusammen aus Übergewicht und damit verbundenen Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Gelenkschmerzen. Vor allem der Bluthochdruck und die Blutzuckererkrankung sind dafür verantwortlich, dass Adipositas mit einer erhöhten Sterblichkeit durch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall verbunden ist», macht der Chefarzt auf die große Gefahr von Adipositas aufmerksam.

 

Nach der Magenschlauchresektion im März 2019 ging es für den Patienten aber stetig bergauf. «Durch die Operation kann ich glücklicherweise wieder ganz normal leben. Ich arbeite bereits seit zwei Jahren wieder in Vollzeit bei einer Firma in Rastatt», berichtet Mujicas stolz. Außerdem ist er überzeugt davon, dass ihm Prof. Fischer das Leben gerettet hat: «Ohne die Magenverkleinerung hätte ich nicht mehr lange überlebt. Jetzt ist alles wieder gut und dafür danke ich Prof. Fischer aus ganzem Herzen. Die Operation war zu 100 Prozent die richtige Entscheidung.»

Bei diesem Eingriff wird ein Großteil des Magens weggeschnitten und es bleibt nur ein dünner Schlauch übrig. Das bedeutet eine große Umstellung für die Patienten, was das Essen und Trinken betrifft. «Die Patienten haben am Anfang große Probleme mit dem Essen und Trinken, weil nicht mehr viel in den Magen passt. Wir entlassen die Patienten erst, wenn sie einen Liter pro Tag trinken können. Denn nach dem Eingriff können sie diese Menge nicht mehr auf einmal trinken. Die Flüssigkeitsmenge muss über den Tag verteilt, getrunken werden und dies muss trainiert werden», erläutert der Mediziner.

Das Ziel der Adipositaschirurgie ist, das Leben der Patienten zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern. «Wir wissen heute, dass adipöse Patienten, die sich operieren lassen, messbar länger leben als Patienten, die sich nicht operieren lassen. Außerdem wird der Lebensstandard deutlich gesteigert. Die Operationen sind oft die letzte Möglichkeit hierfür», erklärt Prof. Fischer. Bis es soweit ist, müssen allerdings die Leitlinien eingehalten werden. «Alle Patienten werden zuvor von einem Stoffwechselarzt (Endokrinologen) untersucht, zudem muss eine Ernährungsberatung und psychosomatische Beratung durchgeführt werden. Erst wenn alle diese Voraussetzungen gemäß der Leitlinien erfüllt sind, kann ein Antrag an die Krankenkasse zur Bewilligung der Operation gestellt werden», klärt der Chefarzt auf. Nach dem Eingriff wird in der Nachsorge engmaschig überprüft, ob der Patient Beschwerden hat und ob der Vitaminlevel stimmt, durch die OP können die Vitamine teilweise nicht mehr richtig aufgenommen werden.

«Durch die Operation hat Herr Mujicas 60 Kilo verloren. Er kann wieder ohne Probleme gehen und arbeitet Vollzeit. Seine Begleiterkrankungen sind fast alle verschwunden. Das ist doch echte Medizin, die dem Menschen hilft und das, was wir mit Adipositaschirurgie erreichen wollen», fasst Prof. Fischer zusammen. Als nächstes Ziel plant das Team um Prof. Fischer die Zertifizierung für das Adipositaszentrum. Dies wird das Team am Klinikum Mittelbaden im nächsten Jahr in Angriff nehmen.


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