Aus dem Rathaus Baden-Baden

Vor Welterbe - Neues Bewusstsein zu Baden-Badener Baukultur - Einladung an die Bürger von Denkmalamt und Verein Stadtbild

Vor Welterbe - Neues Bewusstsein zu Baden-Badener Baukultur - Einladung an die Bürger von Denkmalamt und Verein Stadtbild
Das Paradies im Sommer. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 17.08.2019, Bericht: Rathaus Die Stadtverwaltung lädt am «Tag des offenen Denkmals» am Sonntag, 8. September, alle Interessierten wieder zu einem vielfältigen Programm ein. Stadtkonservatorin Nicole Schreiber hat gemeinsam mit vielen Akteuren, darunter auch der Verein Stadtbild Baden-Baden, sehenswerte Besichtigungen, Rundfahrten und Führungen vorbereitet.

«Wir zeigen an diesem Tag ein buntes Potpourri, und die einzelnen Programmpunkte verdeutlichen auch, warum Baden-Baden etwas ganz Besonderes ist», betont Erster Bürgermeister Alexander Uhlig. Der Tag des offenen Denkmals findet alljährlich am zweiten Sonntag im September statt. Das Thema des diesjährigen Denkmaltags lautet «Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur». Dabei spielt Baden-Baden als Sommerhauptstadt des 19. Jahrhunderts und ihre Modernität sowohl gestern als auch heute eine besondere Rolle. «Schließlich ist Baden-Baden mit den Great Spas of Europe auf dem Weg zum Welterbe! Und gerade der Umgang mit dem reichen historischen Erbe, der denkmalgeschützten Bausubstanz sowie dem sensiblen Stadtbild stellt eine besondere Herausforderung in einer lebendigen internationalen Bäderstadt aus dem 19. Jahrhundert dar. Denn die Bäderstädte waren schon immer Motoren einer modernen Stadtentwicklung», ergänzt Nicole Schreiber. Ganz in diesem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne werden am Denkmaltag in Baden-Baden technische, architektonische und städtebauliche Beispiele für Entwicklungen, Umbrüche und das Moderne gezeigt.

Das Programm im Einzelnen:

Bei der Busrundfahrt «Aquae − vom baulichen Umgang mit Wasser durch die Zeit» gibt es zwei Führungen, um 10 und um 14 Uhr. Treffpunkt ist am Marktplatz. Ausgangspunkt der Rundfahrt ist die Besichtigung der Thermalquelle im Alten Dampfbad mit Rudolf-Karl Teichmann, Leiter des Fachgebiets Umwelt und Arbeitsschutz. Martin Kopka, Carasana Bädebetriebe GmbH, informiert anschließend über die Fürstenbäder und die Kneippsche Anwendung. Mit dem Oldtimer der Stadtwerke, übrigens der letzte manuell geschaltete Bus, der in städtischem Einsatz ist, geht es dann innerhalb Baden-Badens von der Bushaltestelle vor der Alten Polizeidirektion in der Sophienstraße über das Grundwasserwerk Sandweier mit Besichtigung weiter durch das Villenviertel am Annaberg zum Wasserreservoir Friedrichshöhe. Nils Hücklekemkes vom Landesamt für Denkmalpflege und Nicole Schreiber von der städtischen Denkmalbehörde begleiten die Rundfahrt. Gefahren wird der Oldtimer von Peter Schmidt, ehemaliger Fahrtdienstleiter der Baden-Baden-Linie.

Da bereits in den vergangenen Jahren beim Denkmaltag eine sehr große Nachfrage insbesondere an den von der Stadtverwaltung angebotenen Rundfahrten bestand, jedoch die Personenzahl begrenzt ist, wird gerade für diesen Programmpunkt um schriftliche Voranmeldung gebeten. Interessierte schicken ihre E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

Das zweite Angebot am Tag des offenen Denkmals führt die Teilnehmer zur Wasserkunst Paradies. Hier liegt die einzigartige Gartenanlage, die von Max Laeuger gestaltet wurde. Treffpunkt ist um 11 Uhr in der Bernhardstraße, am Fuß der Wasserkunst Paradies. Markus Brunsing, technischer Leiter des städtischen Fachgebiets Park und Garten, informiert über die Entstehungsgeschichte des 1925 errichteten Gartenkunstwerks. Er erläutert die außergewöhnliche Gestaltung im Stil italienischer Gärten, geht aber auch auf die erfolgten Sanierungsarbeiten der vergangenen Jahre ein.

Markus Brunsing ist es auch, der um 14 Uhr durch die Lichtentaler Allee zur Gönneranlage führt. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem Stadtmuseum, Lichtentaler Allee 10.

Für die Stadtführung «Auf dem Weg zum Welterbe» mit Mitarbeiterinnen der Baden-Baden Kur und Tourismus GmbH gibt es zwei Termine, einmal von 10 bis zirka 12.30 Uhr mit Casinoführung und Stadtführerein Martina Simonis sowie von 15 bis etwa 17 Uhr ohne Casinoführung mit Renate Effern. Für beide Termine ist der Treffpunkt vor dem Kurhaus, auf der Haupttreppe.

Eine weitere Führung gibt es um 11 Uhr durch das Villengebiet Beutig-Quettig. Treffpunkt ist vor dem Stadtmuseum, Lichtentaler Allee 10. Karin und Ulf Begher von der Planungsgruppe Darmstadt, auch beauftragt mit der Baufibel für die historischen Villengebiete der Kurstadt, geben in ihrem rund zweistündigen Rundgang Einblicke in das älteste und größte der Baden-Badener Villengebiete, das süd- und südwestlich des Kurhauses liegt. Seine Lage oberhalb des Oostals, an den Hanglagen des Unteren Friesenbergs, bildete die Kulisse für die charakteristische Villenbebauung in gehobener Wohnlage mit weiträumiger Bebauung, ausgedehnten Parkanlagen, großzügige, an der Topografie orientierte Wegeführung und unbebaute Flächen, in denen die freie Landschaft bis in den Siedlungsraum hineinreicht. In der Führung durch dieses Villengebiet werden die unterschiedlichen Typen der Villen erläutert, aber auch deren historische Entwicklung: von der besonders exklusiven Villa auf riesigem Grundstück bis zu den Brüchen in den 1970er Jahren. Besondere Bedeutung kommt hier der städtebaulichen Denkmalpflege zu. Das betrifft die Villen- und Landhausgebiete, in denen bauliche Nachverdichtungen nicht nur denkmalwerte Gartenräume bedrohen, sondern auch die historische Quartiersstruktur in Gänze gefährden.

Interessant werden auch die rund zweistündigen Führungen durch das historische Villengebiet Annaberg und zu den Grandhotels um 16 Uhr. Treffpunkt ist hier beim «Paradies», auf der obersten Terrasse in der Markgrafenstraße. Wiederum Karin und Ulf Begher von der Planungsgruppe Darmstadt, nehmen die Teilnehmer mit zum Fuß des Friesen-, heute Annabergs im Südosten der Altstadt. Dieser nimmt das jüngste der Baden-Badener Villen und Landhausgebiete ein. Um 1900 erschlossen, war dessen Bebauung mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs allerdings zum Erliegen gekommen und setzte erst in den 1920er Jahren wieder verstärkt ein. Dazu hat der Annaberg mit dem 1922 bis 1925 nach Plänen Max Laeugers geschaffenen «Paradies», einer am Vorbild italienischer Renaissancegärten orientierten Wasserkunstanlage, eine bis heute beachtete Attraktion erhalten.

«Über die Flanierwege des Kurviertels hoch zum Michaelsberg» lautet eine Führung mit Bernd Weigel vom Verein Stadtbild Baden-Baden, die etwa 90 Minuten dauert. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Kurhauseingang. Schon im Stadtplan von 1825 sind die Pflanzreihen rund um den Kurgarten vor dem damaligen Conversationshaus markiert. Die der Topografie geschuldete Wegeführung im Kurpark, damals noch Friesenberg genannt, ist auch schon deutlich erkennbar. Im Stadtplan von 1873 sieht man die heute noch beeindruckende Grundlage der Baum- und Gehölzgruppen. Dieser imponierende Grundgedanke wird über die Gärtnergeneration mit einem Parkpflegewerk weitergereicht, das − unbelastet von modischen Strömungen − die Anlage eines prächtigen und gleichzeitig anmutigen Landschaftsparks von der Vergangenheit in die Zukunft transportieren soll. Die Architekturkulisse besteht fast ausschließlich aus den Kur- und Gesellschaftsbauten des 19. Jahrhunderts. Bei den weiten Ausblicken auf die gegenüberliegende Altstadt und das historische Villenviertel am Annaberg sind die baulichen Entwicklungen der Neuzeit ebenfalls ablesbar. Im Rahmen der Welterbebemühungen greift die Stadt Baden-Baden eine alte Forderung des Vereins Stadtbild auf und will den historisch-städtebaulichen Charakter dieser Gebiete sichern.

Zu den Ursprüngen der Stadt geht es zurück mit der Führung «Wo alles begann: Die Quellen der Bäderstadt Baden-Baden». Hermann Zeitvogel-Meermann vom Verein Stadtbild begibt sich mit Interessierten auf einen 90-minütigen Rundgang. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Bürgerbüro am Jesuitenplatz. Dabei geht es um den ehemaligen Reichtum des Bäderviertels, der in einer Beurteilung des Landesamts für Denkmalpflege so zusammengefasst wurde: «Heute ist kaum noch nachvollziehbar, dass das Friedrichsbad bis in den 50er Jahre des 20. Jahrhunderts nur den altstädtischen Teil des gründerzeitlichen Bäderzentrums bildete. Der ungefasste Raum des heutigen Römerplatzes lässt allenfalls erahnen, wie sich das bauliche Spektrum dieses Kurbezirks, mit Augustabad, Spitalbauten, Fangobad, Inhalatorium und anderem, zusammensetzte, bevor die Flächensanierung der Nachkriegsjahre anderen städtebaulichen Zielsetzungen folgte und das Areal freilegte.» Über die Qualität der Nachfolgebauten stritten sich die Gemüter. Deshalb wurde vom Verein Stadtbild eine Initiative für den Gestaltungsbeirat auf den Weg gebracht, der 2010 bereits beschlossen wurde und wichtige Neubauprojekte öffentlich diskutiert, beurteilt und Empfehlungen für die Umsetzung ausspricht. Bei diesem Rundgang können die Teilnehmer eine nach der Zerstörung von 1689 wiedererstandene Altstadt und ein Bäderviertel mit 2000-jähriger Geschichte entdecken.

«Max im Museum: Römer, Räuber und Roulette − Baden-Baden auf dem Weg zum Welterbe» − auch das kann man beim Tag des offenen Denkmals erleben. Der Schauspieler Max Ruhbaum lädt um 13 Uhr und nochmals um 16 Uhr ins Stadtmuseum, Lichtentaler Allee 10, ein zu einem humorvollen Streifzug durch die Geschichte der Kurstadt auf dem Weg zum Welterbe. Die jeweils einstündige Führung geht auf das heute sogenannte Alleehaus inmitten der Lichtentaler Allee ein, das das Stadtmuseum beherbergt und wo einst ein Gutshof der Markgrafen von Baden lag, 1480 erstmals erwähnt. Die Jugendstilvilla erhielt im 19. Jahrhundert ihr jetziges Aussehen und wurde 2002 von der privaten Scherer-Stiftung erworben, um sie der Stadt als Domizil für das Museum zur Verfügung zu stellen. Max Ruhbaum geht in seinem Vortrag auf den Beginn des 19. Jahrhunderts ein, als Baden-Baden innerhalb weniger Jahrzehnte einen beispielhaften Aufstieg vom romantisch-verträumten Landstädtchen zum mondänen Weltbad erlebte. Adel und gehobenes Bürgertum, Künstler und Hasardeure, elegante Welt und Halbwelt aus aller Herren Länder begegneten sich hier. Die internationale Badegesellschaft vergnügte sich beim Spiel am Roulettetisch, bei Konzerten internationaler Stars, vielbeachteten Theateraufführungen, Bällen und den Pferderennen im nahegelegenen Iffezheim. All das sicherte Baden-Baden den Rang als Sommerhauptstadt Europas. Das Stadtmuseum, dessen Geschichte bis ins Jahr 1892 zurückreicht, bietet in ihrer ständigen Ausstellung einen Einblick in die Historie der Stadt und ihre über 2000-jährige Tradition als Bade- und Kurort, zeigt aber auch wechselnde Sonderausstellungen.

Am Tag des offenen Denkmals sind Interessierte von 10 bis 17 Uhr auch zum Informationsstand zur Bewerbung Baden-Badens mit den Great Spas of Europe als UNESCO Weltkulturerbe eingeladen. Lisa Poetschki, Smriti Pant und Isabelle Mühlstädt, alle von der städtischen Stabsstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung, stehen am «Welterbewürfel», auf der Fieserbrücke, in der Unteren Sophienstraße, Rede und Antwort. Sie erläutern die Welterbebewerbung und die besondere Sorgfaltspflicht der Stadt im Hinblick auf bauliche Veränderungen, die die Unversehrtheit und Echtheit einer zukünftigen Welterbestätte beeinflussen können.

Auch das Brahmshaus in der Maximilianstraße 85 ist von 11 bis 16 Uhr ein mögliches Ziel der Besucher des Denkmaltags. Einst Bauernhaus auf dem Land, im 19. Jahrhundert beliebte Pension und Sommerwohnung von Johannes Brahms (1833 bis 1896), heute Museum und einzige in Deutschland erhaltene Wohnstätte des Komponisten. Auch hier ist das diesjährige Motto des Denkmaltags präsent. Denn nicht nur das Brahmshaus durchlief eine wechselhafte Zeit. Es gab auch eine bewegende Zeit des Umbruchs in der Musik. Johannes Brahms sprengte nicht die bestehenden Traditionen und erfand neue musikalische Formen. Er konzentrierte sich vielmehr auf die musikalische Bewegung an sich, auf den «Mikro»-Bereich der Musik. Er war damit seinen Zeitgenossen weit voraus. So beruft sich später Arnold Schönberg (1874 bis 1951), österreichisch-amerikanischer Komponist, auf den «progressiven» Brahms und knüpft an ihn seine eigenen musikalischen Ideen und Innovationen. Es gibt Sonderführungen und voraussichtlich auch ein Konzert im Studio des Brahmshauses (Hinweis: dies wird vorher in der Tagespresse und im Internet angekündigt). Aus Platzgründen können nur maximal 20 Personen an einer Führung teilnehmen. Für Gruppenbesuche bittet das Brahmshaus um vorherige Anmeldung. Weitere Informationen gibt es bei Ute Blumeyer, Telefon 07221/99872, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sowie im Internet unter www.brahms-baden-baden.de


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