Aus dem Rathaus Baden-Baden

„Wenn ein Kind ins Leben tritt“ – Stadtverwaltung Baden-Baden verspricht „schnelle und unbürokratische Unterstützung für Familien“

„Wenn ein Kind ins Leben tritt“ – Stadtverwaltung Baden-Baden verspricht „schnelle und unbürokratische Unterstützung für Familien“
Vlnr: Birgit Karimi und Melanie Knäbel mit einem der jüngsten Mitglieder der Familie Sommer. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 05.02.2020, Bericht: Rathaus Wenn ein Kind ins Leben tritt, dann beginnt für die ganze Familie ein neuer Lebensabschnitt. Eltern geraten dabei schon einmal an ihre Grenzen. Um sie zu unterstützen, gibt es die Fachstelle Frühe Hilfen.

Frühe Hilfen sind Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und für Familien mit Kindern bis drei Jahre. Sie umfassen praktische Hilfen, Beratung, Vermittlung und Begleitung.

Familie Sommer (Name von der Redaktion geändert) aus Baden-Baden nimmt diese Unterstützung in Anspruch. Seit September bekommt sie regelmäßig Besuch von einer Familiengesundheitskinderkrankenpflegerin, FGKiKP. Die Familie hat vier Kinder: eine Tochter und einen Sohn im Kindergartenalter, im vergangenen Jahr kamen Zwillinge dazu. «Das hat unser Leben nochmal auf den Kopf gestellt», erklärt Martina Sommer im Gespräch.

Ihr Tag beginnt meist schon gegen 5.30 Uhr, wenn das erste Baby wach wird. Nach und nach folgt der Rest der Familie. Nach dem gemeinsamen Frühstück setzt der Ehemann die beiden älteren Kinder auf dem Weg zur Arbeit im Kindergarten ab. Dann kehrt etwas Ruhe ein, allerdings nur bis 14 Uhr. Sobald die beiden Großen aus dem Kindergarten kommen, ist wieder «volles Haus» und jedes Kind benötigt seine Aufmerksamkeit.

Bereits in den letzten Wochen der Schwangerschaft zeichnete sich ab, dass eine Unterstützung hilfreich sein könnte. Die Pflegekräfte im Krankenhaus machten Sommer auf die Möglichkeit der Frühen Hilfen aufmerksam und stellten den Kontakt zu Birgit Karimi vom städtischen Fachbereich Bildung und Soziales her. Karimi koordiniert das Netzwerk Frühe Hilfen in Baden-Baden.

Bei einem gemeinsamen Treffen im Vorfeld wird abgesprochen, in welchem Bereich der Schwerpunkt der Unterstützung liegt. Neben dem Einsatz von FGKiKPs bietet die Fachstelle Unterstützung und Beratung in Fragen zur kindlichen Entwicklung, Vermittlung von Hilfen in Belastungssituationen, Unterstützung und Beratung in Fragen der Erziehung sowie Information über örtliche Angebote für Schwangere und Eltern von Säuglingen und Kleinkindern an. Darüber hinaus besteht ein Netzwerk zu den Kliniken, Ärzten, Hebammen, Sozialen Diensten und Beratungsstellen im Umkreis.

Ein Haushalt mit vier Kindern ist eine Menge Arbeit. Alltägliche Aufgaben können zu einer Herausforderung werden. Das Abholen der beiden älteren aus dem Kindergarten mit den Zwillingen im Kinderwagen oder das gemeinsame Einkaufen mit allen Kindern im Supermarkt etwa. Das benötigt Organisationsgeschick und viel Zeit. Derzeit betreut Melanie Knäbel die Familie Sommer. Umfang und Art der Betreuung hängen von der individuellen Familiensituation ab. «Man muss die Familie als ganzes System betrachten und sehen, wo und wie man die Familie am besten unterstützen oder beraten kann», so Knäbel. Dabei komme es auch auf den Wissenstand der Eltern an.

Spiele beim ersten Kind Ernährung, Gesundheit, Unfallverhütung und die Entwicklung des Kindes eine große Rolle, so stehe bei Familien mit mehreren Kindern die Organisation des Familienalltags im Fokus. Das Angebot richte sich nämlich nicht nur an Familien mit vielen Kindern, sondern an alle Familien und Alleinerziehende, unabhängig von der Anzahl der Kinder.

Als FGKiKP fungiert Knäbel als Ansprechpartnerin. Dabei handelt es sich in erster Linie um ein Beratungsangebot. Allerdings kümmert sie sich bei ihren Besuchen auch mal direkt um die Kinder, um den Familien eine kurze Verschnaufpause zu ermöglichen. Aufgaben im Haushalt übernimmt sie allerdings nicht. Im Mittelpunkt stehen Beratung und Begleitung.

Die Hilfe in Anspruch zu nehmen kostete Familie Sommer zunächst Überwindung. «Das geht den meisten Familien ähnlich», bestätigt Karimi. «Viele Familien sind der Meinung, sie brauchen keine Hilfe, dabei ist es überhaupt nicht schlimm, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen», so Karimi weiter. Im Stadtkreis werden Familien aus allen sozialen Schichten betreut. Viele weitere Familien könnten die Hilfe noch in Anspruch nehmen.

«Wichtig ist dabei auch das Vertrauensverhältnis», betont Knäbel. Es bestehe kein Kontrollauftrag. Eine Dokumentation erfolge ausschließlich für die eigenen Unterlagen der FGKiKPs. Darüber hinaus unterstünden die Helfer einer Schweigepflicht. Das empfindet auch Sommer so. Sie fühle sich durch die Unterstützung nicht kontrolliert, sondern bestärkt.

Die FGKiKPs sind nicht bei der Stadt angestellt, sondern freiberuflich tätig. Sie geben die Rechnung an die Stadt weiter, welche die Kosten übernimmt. Getragen werden die Kosten von der Bundesstiftung Frühe Hilfen. Die Stiftung verfolgt die Absicht, Familien vor allem in belastenden Lebenslagen niedrigschwellig zu beraten und zu begleiten und ihnen Zugang zu den verschiedenen Unterstützungsangeboten zu erleichtern. Die Stadt Baden-Baden stellt hierzu jährlich einen Förderantrag beim Kommunalverband für Jugend und Soziales in Stuttgart. Die städtische Fachstelle Frühe Hilfen ist telefonisch unter 07221 93-14 699 oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu erreichen.


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