Aus dem Rathaus Baden-Baden

Problematischer Namensgeber der Schule – Richard-Wagner-Gymnasium gedachte Holocaust-Opfer

Problematischer Namensgeber der Schule – Richard-Wagner-Gymnasium gedachte Holocaust-Opfer
Schüler der 5c des RWG berichten aus dem Leben der Anne Frank. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 29.01.2019, Bericht: Rathaus Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde am Richard-Wagner-Gymnasium, RWG, eine Gedenkfeier veranstaltet.

Dafür versammelten sich zunächst die Schüler der Klassenstufen 8 bis zur Kursstufe 2 und lauschten einem Vortrag des Lehrers Markus Sternecker. In diesem Vortrag ging Sternecker − passend zum 150-jährigen Schuljubiläum dieses Jahr − auf die Schulgeschichte und den problematischen Namensgeber der Schule ein. Richard-Wagner, dessen Namen die Schule seit 1937 trägt, habe zwar wundervolle Opern komponiert, aber auch antisemitische Schriften verfasst. Laut mündlicher Überlieferung wurde der umstrittene Namensgeber gewählt, um einer möglichen nationalsozialistischen Namensgebung zuvorzukommen. Auch sei Wagner durchaus Kind seiner Zeit gewesen sei, in der jüdische Bürger als Feind im Innern und das Nachbarland Frankreich als Feind nach Außen stilisiert wurden. Das Schicksal verfolgter Juden machte der Referent schließlich am Beispiel von Berühmtheiten wie dem Maler Max Liebermann deutlich. Die Schule habe jedoch heute einen sinnstiftenden Umgang mit ihrem Namen gefunden und grenzt sich in Wort und Tat deutlich von ihm ab: Der bilinguale Zug unterstreiche die dezidiert europäische Ausrichtung der Schule. Die Zertifizierung „Schule ohne Rassismus − Schule mit Courage, die die Schule seit November hat, zeigt ihr Engagement gegen Diskriminierung, die ohnehin schon seit Jahren im Leitbild verankert ist.

Im Anschluss an die Veranstaltung für die älteren Schüler folgte die Gedenkfeier für die Klassen 5 bis 7, die pädagogisch völlig anders gestaltet war und die Thematik altersgerecht darstellte. Anhand des Schicksals der Anne Frank erläuterte Religionslehrerin Jaqueline Olesen zunächst den Hintergrund der Gedenkfeier. Anne Franks Verschwinden und ihre Zeit im Konzentrationslager wurde schließlich auch aus Sicht ihrer Freund Hannah beschrieben. So konnten sich die Schüler besser in die Situation hineinversetzen. Im Anschluss daran wurde die «Ballade vom jüdischen Friedhof», in der es um die ermordete jüdische Kinder geht, abgespielt. Dies sorgte für eine feierliche Atmosphäre, sodass sich die Schülerschaft bei der anschließenden Gedenkminute sehr andächtig verhielt. Zum Abschluss wurde der Bogen in unsere Zeit geschlagen. Olesen forderte explizit dazu auf, dass jeder dafür verantwortlich sei, eine Wiederholung eines solch unfassbaren Gräuels um jeden Preis zu verhindern. Dafür sei jeder einzelne in seinem Alltag verantwortlich. Dies wurde durch eine kleine Szene, die von der Theater-AG dargeboten wurde, untermalt, in der es um Ausgrenzung im Schulalltag ging.

Die Holocaust-Gedenkfeier hat am RWG schon lange Tradition, sie wird jedes Jahr von den Lehrkräften Anke Flesch, Jacqueline Olesen und Markus Sternecker durchgeführt.


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