Aus dem Rathaus Baden-Baden

Stadtverwaltung wartet auf Entscheidung des Welterbekomitees – Geschichtsfakten zu Parks, Gärten und malerischen Naturkulisse Baden-Badens

Stadtverwaltung wartet auf Entscheidung des Welterbekomitees – Geschichtsfakten zu Parks, Gärten und malerischen Naturkulisse Baden-Badens
Der Sinterstein-Brunnen in der Lichtentaler Allee. Foto: Michael Bauer

Baden-Baden, 01.08.2020, Bericht: Rathaus Die «Great Spas of Europe», eine Gruppe von elf bedeutenden Kurstädten aus sieben europäischen Ländern, haben im Januar 2019 ihre Bewerbung als UNESCO-Welterbe eingereicht. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Baden-Baden erwarten gemeinsam mit den übrigen zehn Städten nun voller Spannung die Entscheidung des Welterbekomitees, die Corona-bedingt verschoben werden musste.

Die Stadt Baden-Baden veröffentlicht in Kooperation mit den Institutionen der beteiligten Autorinnen und Autoren eine Artikelserie zu den «Great Spas of Europe». In dieser Woche widmet sich Isabelle Mühlstädt, Mitarbeiterin an der Stabsstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung, der Bedeutung der Parks und Gärten sowie der malerischen Naturkulisse Baden-Badens für den UNESCO-Welterbeantrag. Die gesamte Serie finden Interessierte unter www.badenbaden.de.

Prägend für das europäische Kurwesen des 19. Jahrhunderts ist die Kombination aus der therapeutischen Anwendung von Wasser (Bade- und Trinkkuren) und gesellschaftlichen Aktivitäten, die der Zerstreuung der Kurgäste dienten sowie körperlicher Bewegung in der Natur. Zu diesem Zwecke nahm die innerstädtische wie auch die umgebende Landschaft eine wichtige Rolle für das Kurwesen ein und stellt ein eigenständiges Attribut des Welterbeantrags der «Great Spas of Europe» dar.

Geschichte der Kurlandschaft

Der Bau des Promenadenhauses (heute Teil des Kurhauses) 1766 und die Anlegung der Kastanienallee außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern war der Ausgangspunkt für die Verlagerung des gesellschaftlichen Lebens hin zur Natur und zugleich für Baden-Badens Wandel zur mondänen Kurstadt. 1775 wurde auf Betreiben des Markgrafen Karl Friedrich (1728-1811) eine «Bad-Kommission» eingerichtet, um die Attraktivität des Kurortes zu erhöhen. In diesem Zug entstand eine planmäßige Erschließung und Nutzung des Umlandes von Baden-Baden zu Kur- und Erholungszwecken. Es wurden in der näheren Umgebung erste Spazierwege und Aussichtspunkte angelegt sowie Bänke zum Verweilen.

 

In den 1810er und 1820er Jahren wurde der großherzogliche Baudirektor Friedrich Weinbrenner (1766-1826) damit beauftragt das Kurviertel zu erweitern und zu erneuern. Gleichzeitig mit dem Bau des Konversationshauses 1824 entwickelte Weinbrenner auch die Pläne für die umliegenden Gärten und Parkanlagen. Vollendet wurden die Pläne jedoch von Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823) und seinem Nachfolger, dem großherzoglichen Gartendirektor Johann Michael Zeyher (1770-1843), der für die Gestaltung der Kaiserallee verantwortlich war. Zeyher war ebenfalls für die Weiterentwicklung der Lichtentaler Allee ab 1839 zuständig. Er verlängerte die Allee entlang der Oos um weitere 2,5 Kilometer bis zum Kloster Lichtenthal und wandelte die Talaue in einen großzügigen Landschaftsgarten, der nun eine prachtvolle Parklandschaft bot mit mehr als 20 gusseisernen Brücken, die den Flusslauf der Oos überbrückten, und einer Vielzahl von imposanten Bäumen.

Aufklärung in der Natur

Mit der Planung der Kuranlagen und der landschaftlichen Umgebung erhielten der Gedanke der Aufklärung Einzug in Baden-Baden. Man verabschiedete sich von der strengen Symmetrie der Barockgärten und brachte im Stil der Landschaftsgärten die Sehnsucht nach einer natürlich anmutenden Ideallandschaft zum Ausdruck. Dies wird bereits durch die frühe Verlagerung des Kurviertels aus dem alten Stadtzentrum in die freie Landschaft, der Vernetzung mit der umgebenden Landschaft und die Einbindung des Landschaftsraumes in das Stadtbild deutlich. Die Ideen der Aufklärung fanden ebenfalls Anklang bei der internationalen Kurgesellschaft und wurden insbesondere in der Lichtentaler Allee deutlich, die zu informellen Treffen einlud und zur sozialen Überbrückung ständischer Klassen beim Flanieren.

Romantik

In der Romantik in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Baden-Baden zunehmend zum Ziel für Schriftsteller, Maler und Musiker. Man begeisterte sich für einsame Waldtäler, rauschende Wasserfälle, verfallene Ruinen und mittelalterliche Sagen. Baden-Baden war in dieser Hinsicht ein geradezu idealtypischer Ort, denn hier waren die naturräumlichen und historischen Gegebenheiten zu einer grandiosen Kulisse verschmolzen.

Die Erschließung der umgebenden Kurlandschaft

Dies führte dazu, dass Baden-Baden um weitere Anziehungspunkte rund um die Stadt bereichert wurde. Neben den beliebten Ausflugszielen, den Burgruinen Hohenbaden, Alt-Eberstein und Yburg sowie dem Kloster Lichtenthal, entstand 1837 mit dem Aussichtsturm auf dem Merkurberg eine neue Sehenswürdigkeit. In den folgenden Jahrzehnten wurde auch das Netz der rund um Baden-Baden bestehenden Wanderwege verstärkt ausgebaut.

Nach den Besucherrückgängen aufgrund des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 sollten neue Sehenswürdigkeiten, die Attraktivität der Stadt erneut aufwerten. So wurden beispielsweise die beiden Felsformationen - die Teufels- und die Engelskanzel - durch Denkmale der Großherzogin Luise (Kreuz auf der Engelskanzel) von 1881 und des Kaisers Wilhelm I. (Gedenkstein auf der Teufelskanzel von 1886) in ihrer ohnehin hohen Bekanntheit weiter angehoben.

Bewegung in der Natur

Beginnend mit Wanderungen in der freien Natur, entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Formen der körperlichen Ertüchtigung in der Natur. So entstand bereits 1881 Deutschlands erster Tennisplatz (Baden-Baden Rot-Weiß Tennis Club) auf der Lichtentaler Allee. Das Areal der heutigen Gönneranlage wurde seit 1889 als Fußballfeld genutzt, bevor es 1909-12 von Max Laeuger (1864-1952) in einen grünen Park mit monumentaler Fontäne, dem Josefinenbrunnen, umgestaltet wurde. Die künstlerische Ausgestaltung stammt von Max Laeuger und gilt als einer der gestalterisch hochwertigsten geometrischen Gärten des frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland. Derselbe Künstler schuf 1921-25 das sogenannte «Paradies», eine Wasserkunstanlage am Annaberg mit zentraler Kaskade, die den Wasserspielen der Renaissance nachempfunden ist. Mit der Eröffnung der Merkur-Standseilbahn im Jahr 1913 entstand kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein technisches Highlight, welches bis heute eine besondere Attraktion der Stadt darstellt.

Innere und äußere Kurlandschaft

Die innerstädtische und umgebende Kur- und Erholungslandschaft müssen differenziert voneinander betrachtet werden, wenn auch die Übergänge der inneren und äußeren Kurlandschaft fließend sind. Die Lichtentaler Allee, der Kurgarten, die Gönneranlage und das Paradies stellen zentrale Elemente der Welterbebewerbung dar und sind doch nur Beispiele der vielfältigen Gärten und Parkanlagen Baden-Badens. Die innerstädtischen Grünanlagen sind Teil der nominierten Kernzone, während die umgebende Landschaft Teil der Pufferzone ist.

Die umgebende Kurlandschaft war mit ihren im 19. Jh. Angelegten, vom Kurzentrum und der von Stadt ausgehenden Fußpfaden ein wichtiger Bestandteil der damaligen Erholungslandschaft, der von den Kurgästen stark frequentiert wurde und sind somit vom Kurwesen des 19. Jahrhunderts und vom Siedlungstyp der Kurstadt untrennbar.

Ausblick

Die Gärten, Parks und Naturräume haben an Bedeutung für die Stadt nichts eingebüßt. Bürger und Gäste der Stadt erfreuen sich gleichermaßen an der Natur. Noch immer ist der enge Verbund der Stadt mit der Natur erlebbar und die malerischen Blickachsen in die bewaldete Landschaft eine Besonderheit Baden-Badens. Dies benötigt einen sensiblen und nachhaltigen Schutz der innerstädtischen und umgebenden Kurlandschaft. Wodurch die Bewahrung der visuellen und strukturellen Integrität der Landschaft ein wesentliches Schutzziel in Hinblick auf die Umgebung der nominierten Welterbestätte Baden-Baden ist.

Sensibler Umgang mit der natürlichen Werten der Stadt

Landschaftsschutz gesamte Pufferzone


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