Luxusmodelle von Mercedes-Benz, Land-Rover, Porsche und BMW

Millionen-Gaunerei – Autoschieberbande vor Karlsruher Landgericht

Millionen-Gaunerei – Autoschieberbande vor Karlsruher Landgericht
Die Autoschieberbande hatte es vor allem auf Luxusmodelle von Mercedes-Benz abgesehen. Foto: goodnews4-Archiv

Karlsruhe, 09.07.2019, Bericht: Redaktion/lsw Zwei Männer und eine Frau stehen nach jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nun vor dem Karlsruher Landgericht. Führende Mitglieder der Bande sollen in Bühl wohnhaft gewesen sein.

Ihr kriminelles Vorgehen soll immer gleich gewesen sein: Die Bande habe nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft gestohlene und zerlegte Autos im Wert von mehreren Millionen Euro in Polen gekauft und von dort ins Ausland geschafft. Die Anklagebehörde wirft dem Trio Bandenhehlerei, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Die Hehlerware ging den Ermittlungen zufolge per Container über den polnischen Hafen Danzig nach Antwerpen und Le Havre und von dort in den Libanon und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Ein 34 Jahre alter Libanese soll der Kopf des Trios gewesen sein. Dessen 37 Jahre alter Bruder mit deutschem Pass habe über sein Autohaus wesentliche Teile der Geschäfte abgewickelt, und eine 47 Jahre alte slowakische Angestellte des Unternehmens habe unter anderem organisiert, übersetzt und koordiniert. Die Drei sitzen seit ihrer Festnahme im vergangenen November in Untersuchungshaft.

Staatsanwalt Mirko Heim verlas über rund anderthalb Stunden die in der Anklageschrift akribisch aufgelisteten Autodiebstähle. Die Täter hatten es demnach seit 2016 vor allem auf Luxusmodelle von Mercedes-Benz abgesehen, aber auch auf Land-Rover, Porsche und BMW. Gemeinsamkeit der Autos ist die Ausstattung mit einem sogenannten Keyless-Go-System, bei dem Fahrer zum Öffnen der Türen den Schlüssel nicht aus der Tasche nehmen müssen.

Die Wagen, deren Wert zum Teil weit über 100.000 Euro liegt, wurden in der Nähe der polnischen Stadt Breslau für den Weiterverkauf zerlegt. Das Trio habe in einem Fall 2017 auch 48 Range-Rover-Motoren gekauft.

Die 47-jährige Angeklagte verfolgte den Auftakt der Verhandlung sichtlich angespannt und oft den Tränen nahe. Die ihr im Saal gegenübersitzenden Brüder hörten der langen Auflistung gestohlener Autos und Autoteile dagegen ohne sichtbare Gemütsregungen zu. Der Jüngere vertiefte sich hin und wieder ins Gespräch mit seinem Verteidiger. Den Festnahmen waren jahrelange Ermittlungen der auf kriminelle Vereinigungen spezialisierten Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei Karlsruhe vorausgegangen. An der Razzia im Raum Karlsruhe und in der Ortenau waren im vergangenen November fast 200 Polizisten beteiligt, darunter Spezialkräfte des Bundeskriminalamts, des Landeskriminalamts und von Europol. Dabei wurden 220.000 Euro Bargeld und hochwertiger Schmuck sichergestellt. Gleichzeitig gab es auch Polizeiaktionen in Polen.

Gewerbsmäßige Hehlerei und Bandenhehlerei kann nach Paragraf 260 Strafgesetzbuch (StGB) mit einer Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren geahndet werden. Für den Prozess sind zunächst drei weitere Verhandlungstage bis zum 31. Juli vorgesehen. Weitere Termine bis Januar 2020 sollen festgelegt werden. Die Angeklagten hätten Gelegenheit, bei der Fortsetzung am Donnerstag zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, sagte der Vorsitzende Richter Fernando Sanchez-Hermosilla.


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