175-jährigen Gedenken an 1848/49er Revolution
„Die bittere Niederlage der Demokratie“ – Rathauschefs von Gaggenau und Gernsbach finden die richtigen Worte
Baden-Baden/Gaggenau/Gernsbach, 23.07.2024, Bericht: Redaktion In Baden-Baden sind die demokratischen Ergebnisse der Badischen Revolution vielleicht noch nicht überall angekommen.
Jedenfalls halten sich die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Gedenken an die 1848/49er Revolution in Grenzen. Anders in Gaggenau. Dort ertönte der Jubelgesang «Die Gedanken sind frei», im Bürgersaal des Gaggenauer Rathauses. Der Chor der evangelischen Kirchengemeinde stimmte auf die Eröffnung der Ausstellung «Das Murgtal – Schauplatz der Badischen Revolution 1848/49» ein. Es bleibt in den beiden Murgtalgemeinden nicht nur eine museale Pflichtübung. Auch die beiden Rathauschefs fanden Worte, die an das eigentliche Wesen der Demokratie erinnern und den hohen Preis, den unsere Vorfahren dafür bezahlten. Der Gaggenauer OB Michael Pfeiffer und Julian Christ, Bürgermeister von Gernsbach, eröffneten die Ausstellung «Das Murgtal – Schauplatz der Badischen Revolution». Dort wurde von den Truppen aus dem preußischen Berlin die Freiheitidee zerstört.
Beide betonten, wie wichtig diese Ausstellung ist: Denn die Badische Revolution von 1848/49, die sich in diesem Jahr zum 175. Mal jährt, legte die Grundlage für die heutige demokratische Gesellschaft – und dass, obwohl die demokratisch gesinnten Revolutionäre mit dem Fall Gernsbachs, «der letzten Bastion der Revolution vor der Bundesfestung Rastatt» vor 175 Jahren eine bittere Niederlage erlitten. «Der Traum von der Demokratie war ausgeträumt. Es wurde ein Albtraum», wird OB Pfeiffer in einer Mitteilung aus dem Gaggenauer Rathaus zitiert. Er erinnerte an Misshandlungen der Gefangenen, Plünderungen, Armut, Demütigungen, Auswanderung. Beide Stadtspitzen riefen dazu auf, sich für die demokratischen Grundgedanken einzusetzen. Diese dürften keinesfalls als selbstverständlich hingenommen werden.
OB Pfeiffer nannte die Ausstellung eine Visitenkarte, die «unserem Gemeinsamen Mittelzentrum gleichkommt«, das Gaggenau und Gernsbach bilden. Bürgermeister Christ sprach von einem «Beleg für die gute Nachbarschaft» der beiden Städte und von einer «sinnvollen Bündelung der Kräfte».
Der Chor der evangelischen Kirchengemeinde umrahmte die Ausstellungseröffnung mit ausdrucksstarken Liedern. Er besang den Freiheitsgedanken der Revolution«Die Gedanken sind frei», den Schmerz und die Entbehrungen «Badisches Wiegenlied» mit einem Text von Ludwig Pfau und dem Chorsatz von Sukwon Lee sowie die Sehnsucht nach Frieden «Verleih uns Frieden» von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Dirigat übernahm Bettina Jung von Leiter Sukwon Lee. Irene Jung spielte Gitarre, und Gritli Kohler war an Piano und Blockflöte zu hören.
Die Stadtbibliothek hatte einen Büchertisch zum Thema Revolution aufgebaut. Und Roland Bittmann aus Michelbach trug als Hecker die Tracht nach historischem Vorbild.
Karin Hegen-Wagle, Leiterin des Stadtarchivs Gaggenau, Manfred Mayer, Stadtarchiv Gaggenau, sowie Wolfgang Froese, Stadtarchivar von Gernsbach, führten in die Ausstellung ein.
Die Ausstellung kann bis zum 27. September zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.
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