Inspirierende Geschichte

Mit dem Zeitungswägelchen durch Gaggenau – Ein rührender Bericht aus dem Rathaus

Mit dem Zeitungswägelchen durch Gaggenau – Ein rührender Bericht aus dem Rathaus
578 Exemplare der Gaggenauer Woche verteilt Gisela Theunissen jeden Donnerstag. Foto: Stadt Gaggenau

Gaggenau, 01.02.2024, Bericht: Redaktion Es ist eine Geschichte, die mehr ist als die Achtung vor einer fleißigen Zeitungsausträgerin. Das Gaggenauer Rathaus macht mit einer schön und rührend geschriebenen Geschichte aufmerksam auf das Selbstverständnis der 81-jährigen Gisela Theunissen, die jede Woche die «Gaggenauer Woche» austrägt.

Es ist ein Paradebeispiel für ein sinnvoll gestaltetes Leben. Es ist auch eine Antwort auf die immer höhere Lebenserwartung und dass es auch möglich ist, im Alter von über 80 Jahren einen Dienst für das Allgemeinwohl zu leisten und dies auch zum eigenen Nutzen für die eigene Gesundheit und Zufriedenheit. «Das Laufen ist mein Lebenselixier», sagt die ehemalige Leistungssportlerin Gisela Theunissen und hat mit ihrer Tätigkeit als Zeitungsausträgerin eine ideale Aufgabe gefunden für sich und viele dankbaren Leser der Gaggenauer Woche.

Der Bericht aus dem Rathaus Gaggenau vom 31. Januar 2024 im Wortlaut:

578 Exemplare der Gaggenauer Woche verteilt Gisela Theunissen jeden Donnerstag. Das bedeutet: 578-mal klappt sie das Heft auf, um mit schnellen Bewegungen Beilagen hineinzuschieben, bevor sie sich zu Fuß mit dem Zeitungswägelchen auf den Weg macht, um anschließend mehr als 500 Briefkästen und Zeitungsrollen in der Innenstadt zu füllen. Und das in aller Herrgottsfrühe. «Bei Schnee, Eis und Regen genauso wie bei großer Hitze», sagt sie. «Früher habe ich fast die doppelte Menge verteilt. Doch das ist mir inzwischen zu viel.»

 

Die 81-Jährige macht ihre Arbeit gern, weil sie weiß: Ihre Arbeit wird geschätzt von den vielen Gaggenauern und der Stadtverwaltung, die sie mit der Gaggenauer Woche schon seit mehr als 28 Jahren beliefert. «Sie wissen genau: Wenn sie ihre Gaggenauer Woche nicht morgens um acht im Briefkasten haben, bin ich im Urlaub. Meistens bin ich aber donnerstags da und verreise erst freitags, wenn es in den Urlaub geht.» Da schwingt schon Stolz mit, als sie ausführt: «Selbst aus dem Bezirk, den ich abgegeben habe, bekomme ich noch Anrufe, wenn das Heft nicht gekommen ist. Wenn ich dann noch ein Exemplar übrig habe, bringe ich es derjenigen vorbei. Ich bin flink. Und ich bin immer pünktlich.»

Schnell unterwegs ist Gisela Theunissen auch sonst in ihrem Leben: Als Geherin hat sie bei Wettkämpfen bis hin zur Weltmeisterschaft schon manche wichtige Medaille errungen. Mit dem Austragen der Gaggenauer Woche verbindet sie donnerstags Sport mit Nebenerwerb: «Das ist für mich auch wichtiges Training.» Zum Laufen gekommen ist die 81-Jährige vor vielen Jahren über den Kneippverein Gaggenau. Sie wollte etwas für den Rücken, für ihre Gesundheit tun. «Am Anfang bin ich immer alleine gelaufen. Meine Familie riet mir aber, mir Laufpartner zu suchen.» So lernte sie beim Kneipp-Verein Fritz und Monika Trust kennen, die sie aufforderten: «Komm doch einfach mit uns mit.» Wenig später war sie angemeldet zu ihrem ersten Wettkampf im rheinländischen Kerpen im Zehn-Kilometer-Gehen. «Ich habe Monika Trusts Stimme immer noch im Ohr: Denk dran: die Knie durchdrücken, immer einen Fuß auf dem Boden», erinnert sich Gisela Theunissen an ihren allerersten Wettkampf. Als Vierte kam sie ins Ziel. «Da schwor ich mir: Die, die und die werden mich nie wieder überholen.» Sie hielt Wort. Viele erfolgreiche Wettkämpfe auf unterschiedlichen Ebenen folgten bis ins hohe Alter. Sie wurde mehrmals Welt-, Europa- und Deutsche Meisterin über fünf, zehn und 20 Kilometer und kam dabei auch in der Welt weit herum.

Jetzt bestreitet Gisela Theunissen allerdings keine Wettkämpfe mehr. Aber: Dreimal in der Woche leitet sie eine Gruppe von Gehern und Nordic-Walkern, einmal in der Woche läuft sie allein – und donnerstags eben trägt sie die Gaggenauer Woche aus. «Das Laufen ist mein Lebenselixier.»

Einfach die Hände in den Schoß legen? Das ist für die vierfache Mutter, siebenfache Großmutter und dreifache Urgroßmutter undenkbar. Sie und ihr Mann Jan-Willem Theunissen scharen gerne die große Familie um sich herum, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Backen mit den Allerjüngsten. Außerdem strickt Gisela Theunissen Handstulpen. «Wenn ich stricke, kann ich in Ruhe fernsehen.»




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