Aus dem Regierungspräsidium Karlsruhe

Bei PFC nur eine Auffälligkeit – Ergebnisse aus dem ersten Halbjahr 2019 – 877 Hektar in Baden-Baden/Rastatt verunreinigt

Bei PFC nur eine Auffälligkeit – Ergebnisse aus dem ersten Halbjahr 2019 – 877 Hektar in Baden-Baden/Rastatt verunreinigt
Foto: goodnews4-Archiv

Baden-Baden, 22.07.2019, Bericht: Regierungspräsidium Karlsruhe Mit dem Ziel des vorbeugenden Verbraucherschutzes werden seit 2015 pflanzliche Erzeugnisse auf eine mögliche Verunreinigung mit PFC untersucht.

Bei dieser als Vorerntemonitoring, VEM, bezeichneten Untersuchung werden Kulturen auf Flächen mit bekannten PFC-Verunreinigungen rechtzeitig vor der Ernte auf PFC-Gehalte in den späteren Ernteprodukten untersucht. In Rastatt/Baden-Baden gelten aktuell insgesamt 877 Hektar und in Nordbaden Mannheim 238 Hektar Fläche als mit PFC verunreinigt. Aus den Ergebnissen des VEM werden Hinweise für die Vermarktungsfähigkeit als Lebensmittel und Futtermittel für die Betriebe abgeleitet und den Erzeugern mitgeteilt. Die Ergebnisse der so genannten frühen Kulturen wie beispielsweise Spargel, Erdbeeren und Gemüse aus dem ersten Halbjahr 2019, sind nun online auf den Internetseiten der Stabsstelle PFC des Regierungspräsidiums unter rp.baden-wuerttemberg.de eingestellt und werden regelmäßig aktualisiert.

Im laufenden Jahr wurde in Rastatt/Baden-Baden Spargel von 14 Parzellen untersucht; keine Probe wies Gehalte oberhalb der Beurteilungswerte, BUW, auf. Die Erdbeeren von acht Parzellen und drei Proben Stachelbeeren beziehungsweise Himbeeren waren ebenfalls unauffällig. Außerdem wurden 22 Proben von Gemüsen und Salaten untersucht. Davon konnte eine Parzelle mit Eichblattsalat nicht geerntet werden, da die BUW überschritten waren, alle anderen Proben waren unauffällig.

In Mannheim wurden zwei Proben von Spargelflächen und eine Parzelle mit Knoblauch untersucht; in keiner Probe konnte PFC nachgewiesen werden. Da in Mannheim der Anbauschwerpunkt bei Getreide liegt, wird auf diesen Flächen aktuell und im weiteren Jahresverlauf eine höhere Zahl an Proben genommen.

Auch die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung bezüglich PFC-Gehalten in Lebensmitteln aus den Regionen Rastatt / Baden-Baden und Mannheim sowie aus anderen Anbaugebieten liegen nun für das erste Halbjahr 2019 vor und können ebenfalls auf den Internetseiten der Stabsstelle PFC des Regierungspräsidiums Karlsruhe unter rp.baden-wuerttemberg.de abgerufen werden.

In 25 Proben pflanzlicher Lebensmittel aus den mit PFC verunreinigten Gebieten der Kreise Baden-Baden und Rastatt war im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung in keiner Probe PFC nachweisbar. In zwei Proben Spargel aus der Region Mannheim war PFC nicht nachweisbar, in einer Erdbeerprobe aus Mannheim wurden die BUW überschritten. Im Rahmen der Ursachenermittlung der Ende Mai in Mannheim durch die amtliche Lebensmittelüberwachung beanstandeten Erdbeeren wurden die Flächen umgehend beprobt und der Boden auf PFC untersucht. Die Höhe der festgestellten Verunreinigungen deutet darauf hin, dass es auch auf dieser bisher nicht als PFC-belastet bekannten Fläche zu einer Beaufschlagung von mit PFC verunreinigtem Kompost gekommen sein muss und dass dies als Ursache der erhöhten PFC-Gehalte in den Erdbeeren zu sehen ist.

Pflanzenscreening als weiteres Instrument wird erprobt

Als weiterer Baustein zur Ermittlung von mit PFC verunreinigten Flächen wird derzeit erstmalig ein «Pflanzenscreening» erprobt. Die bislang im Vorerntemonitoring gesammelten Erkenntnisse über die Aufnahme von PFC in Pflanzen zeigen, dass schon bei relativ geringen PFC-Gehalten im Boden in den darauf wachsenden Pflanzen Spuren von kurzkettigen PFC in den grünen (vegetativen) Pflanzenteilen nachgewiesen werden können. Diese wichtige Erkenntnis soll im Rahmen eines – vom VEM zu unterscheidenden – Pflanzenscreenings genutzt werden, indem Pflanzen beprobt werden, um Rückschlüsse auf mögliche Verunreinigungen des Bodens ziehen zu können. Werden in den untersuchten Pflanzen PFC-Gehalte festgestellt, so deutet dies auf eine Verunreinigung der Anbaufläche hin, die sodann ins VEM aufgenommen wird. Das Pflanzenscreening ergänzt somit die weiterhin laufenden aufwändigen Bodenuntersuchungen und soll eine schnellere Identifizierung von mit PFC verunreinigten Flächen ermöglichen.

Im Praxistest: Projekt PFC-Reinigung von Beregnungswasser ist angelaufen

Um die Möglichkeiten alternativer Wassergewinnung für die Beregnung zu verbessern, hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg im April diesen Jahres das zweijährige Projekt «PFC-Reinigung von Beregnungswasser im Praxistest für gärtnerische Kulturen» bei einem Gemüsebaubetrieb in Baden-Baden bewilligt. Es handelt sich dabei um eine Aktivkohle-Wasseraufbereitungsanlage in Kombination mit einem großen Wasserspeicher. Vor allem die kurzkettigen PFC müssen herausgereinigt werden, da diese sonst von den zu beregnenden Pflanzen verstärkt aufgenommen würden. Dabei wird u.a. geprüft, wie aufwändig Technik und Instandhaltung sind und in welchen Abständen die Reinigungsleistung kontrolliert werden muss, um letztlich eine allgemeine, praxistaugliche Lösung zu finden.

Zu einem Fachaustausch mit Schwerpunkt PFC-Transfer Boden-Pflanze trafen sich Mitte Juli Fachleute verschiedener betroffener Fachbehörden der Landesverwaltung und der Kommunen sowie externe Experten, etwa vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und aus Nordrhein-Westfalen. Innerhalb der Themenschwerpunkte «Boden» und «Pflanze» wurden in Impulsvorträgen die derzeitigen Erkenntnisse diskutiert sowie geplante und laufende Forschungsprojekte vorgestellt. In den nächsten Jahren werden hier weitere wichtige Erkenntnisse erwartet.

Weitere Informationen sowie die einzelnen Ergebnisse des Vorerntemonitorings und der amtlichen Lebensmittelüberwachung sind auf der Homepage des Regierungspräsidiums, getrennt nach den Gebieten Rastatt/Baden-Baden und Mannheim, einsehbar. rp.baden-wuerttemberg.de / Stabsstelle PFC


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