Aus dem Rathaus Rastatt

In Rastatt sterben die Eschen – Stadtförster Martin Koch zum Zustand des Waldes: „Wir müssen handeln“

In Rastatt sterben die Eschen – Stadtförster Martin Koch zum Zustand des Waldes: „Wir müssen handeln“
Bei der Waldbegehung waren die Auswirkungen des Klimawandels wichtigstes Thema. Fotos: Stephan Friedrich/ Stadt Rastatt

Rastatt, 27.09.2022, Bericht: Redaktion Der extrem trockene Sommer 2022 hat dem Rastatter Stadtwald extrem zugesetzt, heißt es aus dem Rastatter Rathaus.

Wie stark die Schäden sind, werde sich aber erst in den kommenden Jahren zeigen. Auch zum Zustand des Stadtwaldes in Baden-Baden hat sich goodnews4.de schon bei Forstamtschef Thomas Hauck erkundigt.

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Baden-Badener Forst-Chef Thomas Hauck zum Gesundheitszustand des Stadtwaldes – Und zu dieser Frage: „Ist es denn erlaubt, einfach in den Wald zu gehen und Holz zu sammeln, das da so rumliegt?“

Die Mitteilung aus dem Rathaus Rastatt im Wortlaut:

Schon jetzt ist klar, dass die immer heißer werdenden Sommer einen «Umbau» des Waldes erfordern. «Damit müssen wir jetzt anfangen. Wir müssen handeln, denn die Zeit läuft uns davon», berichtete Stadtförster Martin Koch bei der traditionellen Waldbegehung mit dem Gemeinderat am Freitag, 23. September. In den vergangenen beiden Jahren war die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Deshalb freute sich Bürgermeister Raphael Knoth bei seiner Begrüßung umso mehr über die zahlreich erschienenen Teilnehmer. Neben vielen Gemeinderäten waren auch Mitglieder der Naturfreunde Rastatt und eine Delegation aus Rastatts Klimapartnerstadt St. Louis im Senegal anwesend.

Erster Anlaufpunkt der Waldbegehung bei schönem Spätsommerwetter war ein Überflutungsgebiet in den Rheinauen bei Wintersdorf. Martin Koch hob die große Vielfalt an Bäumen im Stadtwald hervor. 16 bis 18 verschiedene Baumarten sind hier zu finden. Gleichzeitig zeigte Koch die Folgen des seit rund 15 Jahren zu beobachtenden Eschensterbens auf. War 2007 noch rund jeder fünfte Baum in den Rastatter Wäldern eine Esche, ist dieser Anteil heute auf deutlich unter zehn Prozent gesunken. Denn viele Eschen, oft mehr als 100 Jahre alt, sterben ab. «Besonders gefährlich ist das, wenn die Bäume an Wegen oder Straßen stehen», so Koch. Dann müssten sie gezielt gefällt werden. Welche klimaverträglichere Ersatzpflanzung künftig zum Einsatz kommen könnte, will eine langfristige Studie herausfinden, an der die Stadt Rastatt mit zwei Testflächen in Wintersdorf und Plittersdorf teilnimmt.

 

Forstrevierleiter Uwe Kirst erläuterte den Exkursionsteilnehmern, wie verschiedene Bäume – der Feldahorn, die Flatterulme, die Steileiche oder die Winterlinde – auf die geänderten klimatischen Bedingungen und die regelmäßigen Überflutungen der Rheinauen reagieren. «Ziel ist es, künftig die am besten passenden Bäume zu pflanzen», betonte Martin Koch. Man müsse sich künftig über neue Baumarten im Stadtwald Gedanken machen, denn: «Das Klima wird nach heutigem Wissensstand immer mediterraner werden. Deshalb müssen wir uns mit Baumarten beschäftigen, die bei uns bisher nicht heimisch sind, aber gut angepasst an das zu erwartende Klima.» Die Klimaveränderungen zeigen sich auch daran, dass in den Auwäldern in den letzten 30 Jahren vier sogenannte Jahrhunderthochwasser registriert wurden. Entsprechend wichtig sei deshalb unter anderem die Ausbesserung der Dämme – wie in den letzten Jahren an der Murg zwischen Rastatt und Steinmauern geschehen.

Im «großen Brufert» wurde den Gemeinderäten und Gästen aus dem Senegal gezeigt, wie Flächen reagieren, die nach dem Eschensterben gezielt sich selbst überlassen wurden. «Meistens wachsen hier Büsche, kaum aber Bäume», erklärte Martin Koch. Deshalb müsse man der Natur dabei helfen, sich trotz veränderter klimatischer Bedingungen gut zu entwickeln. Die Wiederbewaldung sei eine Generationenaufgabe. Denn erst in 40 bis 50 Jahren werde dort, wo in den letzten Jahren massenweise Eschen abgestorben sind, wieder ein intakter Wald vorzufinden sein.

Für Martin Koch war es die letzte Waldbegehung unter seiner Leitung. In wenigen Wochen wird er seinen Ruhestand beginnen. Sein Nachfolger ist der bisherige Revierförster im Ried Uwe Kirst. Dessen bisherige Aufgabe wiederum übernimmt ab Anfang November Nico Jakob, der auch bereits an der Waldbegehung teilnahm.


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