Aus dem Rathaus Rastatt
Rastatt gedenkt Opfern der Pogromnacht – „Von allen Orten in diesem Bereich in Deutschland waren die Juden in Rastatt offenbar der unbarmherzigsten Behandlung ausgesetzt“
Rastatt, 07.11.2022, Bericht: Rathaus Am Mittwoch, 9. November, gedenkt die Stadt Rastatt der Reichspogromnacht 1938, bei der in Rastatt die Synagoge zerstört und viele Geschäfte jüdischer Bürger verwüstet worden sind.
Zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wird die Stadt Rastatt an diesem Tag um 17.30 Uhr einen Kranz im jüdischen Friedhof an der Karlsruher Straße niederlegen. Unter Beteiligung der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden wird den Opfern des nationalsozialistischen Terrors gedacht. Männliche Besucher des Friedhofes werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
Um 18 Uhr wird der Verein Stolpersteine Rastatt auf dem Marktplatz an die Ereignisse vom November 1938 erinnern. Im Mittelpunkt der Gedenkfeier steht die Verlesung der Namen der von Nazis vertriebenen und ermordeten Juden. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, gemeinsam der Opfer zu gedenken.
Bereits um 15 Uhr besteht Gelegenheit zu einer kostenlosen Führung im Dokumentationsraum zur jüdischen Geschichte Rastatts im Kantorenhaus, Leopoldring 2c. Die Führung beschäftigt sich mit dem Entstehen und der Blüte der jüdischen Gemeinde in Rastatt und geht besonders auf ihr Schicksal im Nationalsozialismus ein.
Die Geschehnisse in der Reichspogromnacht in Rastatt
Die sogenannte «Aktion gegen Juden» startete in Rastatt am Morgen des 10. November 1938, als jüdische Männer verhaftet und in das Bezirksgefängnis eingeliefert wurden. Jugendliche und Parteimitglieder wurden von der NS-Kreisleitung zusammengerufen, zogen durch die Straßen und verwüsteten Wohnungen und Geschäfte. Am Nachmittag wurde die Synagoge zerstört. Am Abend eskortierten SS-Leute die Inhaftierten zum Bahnhof, die unterwegs mit Steinen beworfen, getreten und misshandelt wurden. Aus einem Bericht des amerikanischen Generalkonsulats in Stuttgart vom 15. November 1938 heißt es: «Von allen Orten in diesem Bereich in Deutschland waren die Juden in Rastatt offenbar der unbarmherzigsten Behandlung ausgesetzt.»
Die Ruinen der Synagoge wurden auf Kosten der jüdischen Gemeinde bereits kurz nach dem Brand abgerissen. Noch heute zeugt das erhaltene Kantorenhaus Leopoldring mit dem dort eingerichteten Dokumentationsraum vom einst blühenden jüdischen Leben in Rastatt.
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