Aus dem Rathaus Rastatt

Videokonferenz von OB Pütsch mit Bürgermeistern von Rastatts Partner- und Patenstädten - Austausch über Corona-Pandemie

Videokonferenz von OB Pütsch mit Bürgermeistern von Rastatts Partner- und Patenstädten - Austausch über Corona-Pandemie
Per Videokonferenz hat sich OB Pütsch sich auch mit Fanos Bürgermeister Massimo Seri ausgetauscht. Foto: Stadt Rastatt

Rastatt, 02.09.2020, Bericht: Rathaus Die Freude, sich nach all den Monaten mal wieder zu sehen, war Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch und den Bürgermeistern von Rastatts Partner- und Patenstädten ins Gesicht geschrieben.

Auf einen herzlichen Händedruck oder eine Umarmung zur Begrüßung mussten jedoch alle verzichten. Denn statt eines Vor-Ort-Besuches beschränkten sich die Stadtspitzen coronabedingt auf einen Austausch per Videokonferenz. Oberbürgermeister Pütsch hatte die vergangenen Tage genutzt, um sich bei seinen Kollegen in Fano (Italien), Orange (Frankreich), Entre Rios (Brasilien) und Ostrov (Tschechien) zu erkundigen, wie sie mit der Corona-Pandemie umgehen. Ein Austausch mit New Britain (USA) und Woking (England) ist im Herbst geplant, da die dortigen Bürgermeisterinnen sich momentan noch im Urlaub befinden und die Bürgermeisterin von New Britain zudem Mitte August ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat. Mit Massimo Seri, Jacques Bombard, Cesar Silvestri und Jan Bureš sprach OB Pütsch indes unter anderem über die Entwicklung der Corona-Fallzahlen, über Sicherheitsmaßnahmen und über Hilfsangebote für Bürger und die Wirtschaft.

Die Situation in Fano sei besonders im März und April schwierig gewesen, berichtete Bürgermeister Massimo Seri während des Telefonats. Danach habe sich die Lage beruhigt, und bis zum 1. August habe es keine neuen Corona-Fälle gegeben. Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, hat Seri unter anderem veranlasst, dass zwischen 18 und 6 Uhr in der Öffentlichkeit Maskenpflicht besteht. Der Tourismus hat laut Seri nur langsam Fahrt aufgenommen. Bis zum Juli waren es schwierige Momente für die Hotellerie, weil kaum ausländische Touristen kamen. Das ändere sich nun merklich, so Seri. Positiv sei, dass auch in Fano verstärkt Italiener zu Besuch kamen. Am Strand und im Meer hielten sich die Gäste zudem an die Anstandsregeln. Das funktioniere sehr gut, betonte Seri.

Abgesagt werden musste das berühmte und historische Event «Fano die Cesari». Die Stadt hofft, es im kommenden Jahr nachzuholen, ebenso wie die geplanten Sportevents für Vereine, bei denen auch Rastatter Vereine aufgerufen wurden sich zu beteiligen. Aber Bürgermeister Seri konnte auch Erfreuliches aus Fano berichten: Fano hat sich bereits in diesem Jahr offiziell als Kulturhauptstadt Italiens für 2021 beworben hat. Aufgrund von Corona wurde das Auswahlverfahren von den zuständigen Ministerien jedoch in das Jahr 2022 verschoben.

Einen Grund zum Feiern, zumindest am Telefon, hatten auch OB Pütsch und sein im Frühjahr zum fünften Mal wiedergewählter Kollege aus Orange, Jacques Bombard. Denn in diesem Jahr besteht die Städtepartnerstadt zu Orange in der Provence bereits seit 55 Jahren. Zu Orange pflegt Rastatt damit die älteste Partnerschaft. Wie Bombard berichtete, sei Orange sehr lange weitestgehend von der Pandemie verschont geblieben. In den letzten Tagen sei jedoch ein leichter Anstieg der Fallzahlen festzustellen, ähnlich wie im gesamten südfranzösischen Gebiet. In der Stadt herrsche überall Maskenpflicht, auch auf der Straße. Die Schulen in Frankreich öffnen zum 1. September zwar wieder regulär, an einen Schüleraustausch mit Rastatts Schulen ist aber in diesem Jahr nicht zu denken. Auch wenn die Nachfrage bei Rastatts Schülerinnen und Schülern groß ist, wie Pütsch verdeutlichte. Mit Blick auf die vergangenen Monate und die Corona-Situation in seiner Stadt sagte Bompard «plus de peur que de mal», was so viel bedeutet, wie es wurde in seiner Stadt mehr vor Corona gefürchtet, als dass das Virus angerichtet hätte.

Glück im Unglück hat offenbar auch Rastatts Patenstadt Entre Rios in Brasilien. Denn während das südamerikanische Land nach den USA am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen ist, «ist die Situation in Entre Rios nicht so schlimm, wie die Gesamtsituation in Brasilien in Europa ankommt», sagte Jorg Karl, Präsident der Genossenschaft Agraria, der neben Bürgermeister Cesar Silvestri ebenfalls am Telefonat teilnahm. Lange habe das Virus das Bundesland verschont. Inzwischen jedoch verzeichne das elf Millionen Einwohner große Bundesland fast 100.000 Infizierte, davon 2.570 Todesfälle. Im Landkreis Guarapuava mit knapp 200.000 Einwohnern seien aktuell rund 500 Infizierte gemeldet und es gab bisher vier Todesfälle. In der Siedlung Entre Rios, 7.000 Einwohner, die zur Stadt Guarapuava gehört, gab es bis jetzt 30 Corona-Fälle, zurzeit befindet sich ein Infizierter in Quarantäne, wie Silvestri anhand von Statistiken verdeutlichte. Im Gesamtbezirk Guarapuava seien sehr früh Schutzmaßnahmen getroffen worden, viel früher als auf Landesebene, berichtete Silvestri. Mundschutz etwa ist überall obligatorisch und bestimmt das Straßenbild. Alle Schulen sind zudem noch geschlossen, in Entre Rios gibt es Online-Unterricht für die Schüler aller Klassen. Das alles habe dazu beigetragen, dass der Bundesstaat Parana und besonders die Stadt Guarapuava die niedrigsten Fallzahlen in gesamt Brasilien verzeichnen. Bürgermeister Silvestri betonte: «Das Gesundheitssystem in Guarapuava ist gut.»

Die tschechische Stadt Ostrov hatte bisher glücklicherweise nur wenig infizierte Personen, wie Bürgermeister Jan Bureš erzählte. Die Gesamtzahl der Infizierten lag im Frühling bei nur elf Personen, die mittlerweile alle wieder gesund seien. Im Landkreis Karlsbad, dem auch die Stadt Ostrov angehört, seien aktuell 39 Personen aufgrund von Corona verstorben, was einer Quote von rund acht Prozent entspräche. Dabei handelte es sich laut Bureš um Patienten mit Vorerkrankungen. 458 Personen sind bereits wieder genesen. Kindergärten und Schulen in Ostrov waren eine Zeit lang geschlossen. Ein Kindergarten blieb jedoch durchgehend geöffnet, dort wurden auch Kinder der ersten und zweiten Klassenstufen betreut. Aktuell werden nach der Betreuung in den Schulen und Kindergärten alle Räume mit einem Ozongenerator desinfiziert, den auch die Tschechische Feuerwehr nutzt. In Ostrov wurde gleich zu Beginn der Pandemie ein kostenloser Dienst für Senioren eingerichtet, der ihnen Einkäufe direkt nach Hause brachte. Wer sich zudem nicht gut fühlt und das Haus nicht verlassen möchte, kann sich darüber hinaus auch in den eigenen vier Wänden auf Corona testen lassen. Die zentrale Hygienestation in Karlsbad schickt dann eine Krankenschwester oder einen Pfleger zu den Betroffenen nach Hause, um einen Abstrich zu machen. In öffentlichen Gebäuden müssen Mund-Nasenschutz-Masken getragen werden. Zudem werden öffentliche Plätze wie Sitzbänke und Bushaltestellen desinfiziert. Bürgermeister Bureš rechnet ab dem 1. September mit strengeren Maßnahmen von Seiten der tschechischen Regierung. Zwischenzeitlich musste deshalb auch das für Ende September geplante traditionelle Michaelsfest abgesagt werden.

Das Fazit nach den digitalen Treffen fiel bei allen Beteiligten positiv aus. Oberbürgermeister Pütsch will sich deshalb auch in Zukunft, regelmäßig mit seinen Kollegen virtuell austauschen. Aufgrund der Corona-Pandemie stelle die Videokonferenz eine gute Alternative zum persönlichen Besuch dar, so Pütsch. Nichtsdestotrotz war der Tenor bei allen, dass persönliche Treffen wichtig und unverzichtbar seien. Nach wie vor hoffen alle auf ein baldiges Wiedersehen, aber bis dahin gelte es «die Spielregeln» einzuhalten.


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