Baden-Baden, 31.05.2022, Bericht: Che Wenn Dieter Wurz auf einer Schornsteinkrone stand, dann verblüffte er alle, die unten standen und gebannt nach oben schauten.

Seine Ausflüge in die Höhen von Kühl- und Kraftwerkstürmen dienten dem Umweltschutz, aber nicht dem Protest gegen Umweltverschmutzung. Gelegentlich nutzte er die schwindelerregende Bühne für sportliche Einlagen. Dieter Wurz war nicht nur Wissenschaftler, sondern auch ein Mann des Sports.

Er war das «dienstälteste» Mitglied der Baden-Badener Leichtathletik. 69 Jahre war er diesem Sport treu. Zunächst als Mitglied im SC Baden-Baden. Als der SCL Heel gegründet wurde, wechselte er mit seinen Kameraden zum neuen Leichtathletik Verein. Jetzt hat sein Herz aufgehört zu schlagen.

Als Sportler war Dieter Wurz für seine Kameraden in den 1950er und 60er Jahren ein Vorbild, als Wissenschaftler bewies Prof. Dieter Wurz in vielen Fragen der Umwelttechnik schon in den 70er und 80er Jahren enormen Weitblick. Seine wissenschaftlichen Studien und Arbeiten befassten sich vor allem mit der Verringerung von Schadstoff-Emissionen aus Kraftwerken.

Zunächst zum Sportlichen: Als Multitalent war Dieter Wurz sowohl in der Leichtathletik als auch im Turnen erfolgreich. Seine locker geschwungenen Riesenfelgen am Reck zollten bei seinen Sportkameraden größten Respekt. Als Zehnkämpfer in der Leichtathletik konnte er im Sprint, Sprung und Wurf bei zahlreichen Meisterschaften punkten. Noch heute hält er zusammen mit den ebenfalls verstorbenen Ehrenmitgliedern Heinz Mayer und Wolfgang Bolg den SCL Heel Vereinsrekord im Mannschaftszehnkampf. 1959 sammelte das Trio 11523 Punkte. Es ist der älteste SCL Heel Vereinsrekord. Zusammen mit der damaligen SC Männermannschaft gewann Dieter Wurz drei Mal die südbadische Mannschaftsmeisterschaft. Doch den größten sportlichen Erfolg landete er im Weitsprung. Als erster Baden-Badener knackte er auf der buckligen Anlaufpiste des Walter Herrmann-Sportplatzes die Sieben-Meter-Marke.

Dieter Wurz engagierte sich auch als Trainer, brachte Jugendlichen das Stabhochspringen bei.

2014 wurde Dieter Wurz für seine Verdienste als ehemaliger Sportler, Trainer und Mitorganisator vieler Leichtathletik-Veranstaltungen zum SCL Heel Ehrenmitglied ernannt.

Neben seiner sportlichen Karriere forcierte er in den 1960er Jahren auch seine berufliche Karriere. Als studierter Maschinenbauer mit den Hauptfächern Kerntechnik, Strömungslehre und Strömungsmaschinen übernahm Dieter Wurz 1980 eine Professur an der Universität Karlsruhe für thermische Kraftwerksanlagen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählten fortan Energie- und Umwelttechnik mit der Zielsetzung Emissionen verringern und regenerative Energien ausbauen.

Von 1968 bis 1992 hielt er an der Universität Karlsruhe Vorlesungen zu Kraftwerks- und Energietechnik. 1985 gründete Dieter Wurz die Firma ESG, Emissionsmesstechnik und Strömungsmechanik, Entwicklung und Anwendung GmbH. Ab 1991 fungierte er als Geschäftsführer.

Die Arbeit in der ESG erforderte vor allem Schwindelfreiheit. Dieter Wurz kletterte auf hohe Schornsteine und Kühltürme und führte Abgasmessungen durch und entwickelte Methoden, die Schadstoffemissionen zu verringern. Gelegentlich sorgte er bei seinen Ausflügen in schwindelnde Höhen für einiges Aufsehen. Der Turner Dieter Wurz zelebrierte astreine Handstände auf der Schornsteinkrone.

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