Gastkommentar

Die KI, ein Professor und sein Avatar – Gastkommentar von Thomas Bippes

Die KI, ein Professor und sein Avatar – Gastkommentar von Thomas Bippes
Der Avatar des Baden-Badener Hochschulprofessors Thomas Bippes wendet sich an seine Studenten. Quelle: Thomas Bippes/SRH Fernhochschule – The Mobile University

Baden-Baden, 06.11.2024, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.

Kommentar: Thomas Bippes

Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz in der Bildung

Künstliche Intelligenz, KI entwickelt sich zunehmend zu einer Schlüsselfunktion in vielen Bereichen des Lebens – und macht auch vor dem Bildungssektor nicht halt. Die Vorteile liegen auf der Hand: KI ermöglicht personalisiertes Lernen, reduziert den Verwaltungsaufwand und unterstützt Lehrkräfte in der Analyse und Anpassung von Lernmaterialien an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden. KI-Anwendungen bieten zudem das Potenzial, neue und flexiblere Lernwege zu schaffen, die die Möglichkeiten des digitalen Unterrichts erweitern und auch für Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Sprachbarrieren zugänglich machen.

 

Studie: 74 Prozent der Schülerinnen und Schüler nutzen bereits KI-Anwendungen

Eine aktuelle Studie der Vodafone Stiftung beleuchtet die Nutzung von KI im Schulalltag aus Sicht der Schülerinnen und Schüler. Die repräsentative Befragung von über 1.500 Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren ergab, dass 74 Prozent bereits KI-Anwendungen wie ChatGPT oder Google Lens für schulische Zwecke nutzen. Dabei setzen sie KI vor allem zur Recherche und zum Verständnis komplexer Themen ein. Gleichzeitig äußerten viele Jugendliche Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von KI und der Unterscheidbarkeit zwischen eigener Leistung und KI-generierten Inhalten. Knapp 80 Prozent erwarten, dass der Einsatz von KI den Unterricht in den kommenden Jahren stark verändern wird. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, KI-Kompetenzen im Bildungsbereich zu fördern und klare Richtlinien für den KI-Einsatz in Schulen zu etablieren.

Potenziale von KI im Bildungswesen

Keine Frage, ein wesentlicher Vorteil der KI liegt in ihrer Fähigkeit, das Lernen stärker zu personalisieren. Durch die Analyse individueller Lernstile, Interessen und Fortschritte können KI-Systeme gezielt Inhalte und Ressourcen vorschlagen, die den Lernerfolg maximieren. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von KI-gestützten Avataren in der Hochschullehre: Ein Professor nutzt einen digitalen Avatar, der in Videos erscheint, Vorträge hält, Erklärungen liefert und dabei den echten Professor „vertritt“. Der Avatar ist eine rund um die Uhr verfügbare Wissensquelle, um Inhalte nach Bedarf abzurufen und zu wiederholen – unabhängig von der tatsächlichen Verfügbarkeit des Lehrenden. Perfekt für eine Fernhochschule, die sich ihren Studierenden möglichst flexibel präsentieren muss. Auch Frühwarnsysteme, die durch die Analyse von Leistungsdaten potenzielle Risikofaktoren für Lernrückstände identifizieren, helfen Lehrern dabei, Lernende frühzeitig zu unterstützen.

Herausforderungen und Grenzen der KI im Klassenzimmer

KI kann keine Lehrkräfte ersetzen – die emotionale Bindung, pädagogische Verantwortung und die Förderung der Kreativität bleiben wichtige Aspekte, die nur Menschen leisten können. Eine rein datenbasierte Bewertung beispielsweise, die ausschließlich auf KI setzt, läuft Gefahr, wichtige individuelle Faktoren außer Acht zu lassen. Zudem ist ein umsichtiger Umgang mit den durch KI erhobenen Daten wichtig, um den Schutz der Privatsphäre und die Rechte der Schüler zu wahren. Der verantwortungsvolle Einsatz von KI in der Bildung setzt daher voraus, dass Lehrkräfte mit den neuen Technologien vertraut gemacht und fortlaufend geschult werden. Es gilt, die Vorteile der KI bestmöglich zu nutzen, ohne die wertvollen menschlichen Aspekte der Bildung zu vernachlässigen. KI ist ein mächtiges Werkzeug – aber nur in den richtigen Händen kann sie das Potenzial des Bildungswesens voll entfalten und zu einer echten Bereicherung für Schüler und Lehrkräfte werden.




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