Gastkommentar

Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen ist Schlüsselherausforderungen für die Wirtschaft in Europa – Auf die IHKs kommt Schlüsselrolle zu – Gastkommentar von Thomas Bippes

Baden-Baden, 16.05.2024, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.

Kommentar: Thomas Bippes Die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen, KMU, ist eine der Schlüsselherausforderungen für die Wirtschaft in Europa. Deutschland zeigt sich in diesem Bereich zwar leicht über dem europäischen Durchschnitt, dennoch offenbart ein genauerer Blick auf die Daten ein deutliches Gefälle und somit einen erheblichen Handlungsbedarf.

 

Laut dem Institut für Mittelstandsforschung in Bonn beschäftigt zwar jedes fünfte deutsche KMU Fachkräfte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, doch die Unterschiede zwischen kleineren und größeren Firmen sind markant: Während 47 Prozent der mittelgroßen Unternehmen solche Fachkräfte vorweisen, sind es bei den kleinen Betrieben nur 15 Prozent. Es offenbart sich also eine kritische Lücke in der digitalen Ausstattung und Kompetenz bei den kleineren Unternehmen.

Die digitale Intensität, die durch den Eurobarometer mit einem Index von bis zu zwölf Punkten gemessen wird, liefert weitere Aufschlüsse. Hier erreichen 37 Prozent der deutschen KMU eine höhere oder sehr hohe digitale Intensität und liegen damit über dem EU-Durchschnitt von 31 Prozent. Allerdings haben immer noch fast ein Viertel der deutschen KMU eine sehr niedrige oder keine digitale Intensität. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz einer generell positiven Tendenz ein nicht unerheblicher Teil der KMU dringend Unterstützung in ihrer digitalen Transformation benötigt.

Die Digitalisierung bietet enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung und zur Erschließung neuer Märkte. Doch während große Konzerne oft die Ressourcen für umfangreiche Digitalprojekte haben, stehen KMU vor spezifischen Herausforderungen. Finanzielle Begrenzungen, Mangel an Fachkräften und eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit neuen Technologien sind nur einige der Hürden, die es zu überwinden gilt. Hier setzen die IHKs an, indem sie praxisorientierte Beratung, Weiterbildung und Netzwerke bieten, um die digitalen Kompetenzen dieser Unternehmen zu stärken.

Industrie- und Handelskammern müssen Wegweiser in der Digitalisierung sein

Die Industrie- und Handelskammern, IHKs, spielen in diesem Kontext eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht nur Wegweiser, sondern auch Unterstützer für KMU sowie den Mittelstand, um die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung erfolgreich zu navigieren.

Ein besonders erfolgreiches Beispiel für die proaktive Unterstützung durch eine IHK bietet das BIEG Hessen, eine Initiative der IHK. BIEG steht für Beratungs- und Informationszentrum Elektronischer Geschäftsverkehr und hat es sich zur Aufgabe gemacht, speziell kleinere Unternehmen kostenlos bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Die angebotenen Seminare und Workshops decken Themen von Online-Marketing über E-Commerce bis hin zur IT-Sicherheit ab und sind speziell auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten. Ich habe die Organisation auch als Referent einer Veranstaltung zum Themenkomplex Suchmaschinenoptimierung kennenlernen dürfen.

Die IHK Karlsruhe und ihre regionalen Partner haben ebenfalls erkannt, dass der digitale Wandel spezifische lokale Ansätze erfordert. Sie arbeiten eng mit lokalen Unternehmen zusammen, um individuelle Digitalisierungsstrategien zu entwickeln, die auf die jeweiligen Branchen und Marktbedingungen zugeschnitten sind. Diese kooperative Herangehensweise ermöglicht es, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten, die sowohl die regionalen ökonomischen Strukturen stärken als auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöhen.

Netzwerkarbeit in der Digitalisierung: Durch Erfahrungen anderer lernen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit der IHKs in diesem Bereich ist die Förderung des Austauschs zwischen Unternehmen. Netzwerkveranstaltungen, Erfahrungsaustauschgruppen und digitale Plattformen werden genutzt, um Best Practices zu teilen und Kooperationen zu fördern. Durch diesen Austausch können Unternehmen von den Erfahrungen anderer lernen und gemeinsam innovative Lösungen entwickeln.

Die IHKs bieten zudem Zugang zu finanziellen Ressourcen und Förderprogrammen, die speziell für die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen konzipiert sind. Solche Programme können entscheidend sein, um die anfänglichen Investitionskosten der Digitalisierung zu überwinden und langfristige digitale Strategien zu implementieren.

Es ist wichtig, dass diese Bemühungen kontinuierlich ausgebaut und an die schnell fortschreitenden technologischen Entwicklungen angepasst werden. Die IHKs müssen dabei eine führende Rolle einnehmen und als Vermittler, Berater und Förderer agieren. Die Unterstützung sollte dabei nicht nur technischer Natur sein, sondern auch helfen, eine Kultur der Innovation und Offenheit für Veränderung zu erzeugen.




Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.