Gastkommentar

Hoffnung auf die Künstliche Intelligenz-Studie: KI könnte 165.000 Vollzeitkräfte in der Verwaltung ersetzen – Gastkommentar von Thomas Bippes

Hoffnung auf die Künstliche Intelligenz-Studie: KI könnte 165.000 Vollzeitkräfte in der Verwaltung ersetzen – Gastkommentar von Thomas Bippes
Thomas Bippes ist Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement. Foto: Archiv

Baden-Baden, 20.07.2024, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Thomas Bippes ist Professor für Medien, Kommunikation und Online Marketing an der SRH Fernhochschule - The Mobile University und Gesellschafter der Online Marketing Agentur PrimSEO in Baden-Baden.

Kommentar: Thomas Bippes Aktuell fehlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene rund 550.000 Vollzeitkräfte. Laut einer jetzt vorgelegten Studie der Unternehmensberatung McKinsey könnte der Einsatz von Generativer Künstlicher Intelligenz (GenKI) die Personallücke um bis zu 165.000 Stellen reduzieren – ein Drittel der benötigten Arbeitskräfte.

 

Der öffentliche Dienst hat oft das Nachsehen im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Zwar sind die Jobs relativ sicher. Starre Hierarchien, begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten und geringe Reputation schrecken jedoch ganz offensichtlich Bewerber ab. Hochqualifizierte lassen sich mit Beamtengehältern nicht locken. Der Aufbau und die Pflege einer starken Arbeitgebermarke (Employer Branding), um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes zu steigern, ist bisher ausgeblieben.

Herausforderungen im öffentlichen Dienst

KI-Technologien haben das Potenzial, viele administrative Aufgaben zu automatisieren, die bisher von Menschen erledigt wurden. Laut der McKinsey Studie könnten bis zu 55 Prozent der Tätigkeiten, die komplexes Fachwissen erfordern, durch Künstliche Intelligenz übernommen werden, insbesondere in der bürgerorientierten Kommunikation oder in der Steuer- und Kommunalverwaltung. Dies umfasst Aufgaben wie die Erstellung von Zusammenfassungen, die Automatisierung von Änderungsanträgen und die bürgerorientierte Kommunikation durch moderne KI-Chatbots.

Generative KI in der Verwaltung: Risiken abwägen, Akzeptanz fördern, Chancen ergreifen

Während Generative Künstliche Intelligenz (GenKI) den Arbeitskräftebedarf erheblich reduzieren kann, bringt sie auch Risiken mit sich. Datenschutz und Datensicherheit müssen gewährleistet sein, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten. Zudem muss die Implementierung von GenKI sorgfältig geplant und durchgeführt werden, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Umgang mit der neuen Technologie vorzubereiten. Schulungen und Sensibilisierungen sind unerlässlich, um die Akzeptanz und das Verständnis für GenKI zu fördern. Sie sollte als Ergänzung und Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesehen werden, nicht als Ersatz. Ein strategischer Ansatz zur Einführung von KI im Öffentlichen Dienst sollte die Chancen und die Effizienzsteigerung in den Vordergrund stellen und Beschäftigten dazu verhelfen, sich auf anspruchsvollere und wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren.

Baden-Württemberg hinkt in Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes hinterher

Durch einen sorgfältigen und durchdachten Einsatz von GenKI kann der öffentliche Dienst nicht nur seine Handlungsfähigkeit sichern, sondern auch attraktiver für qualifizierte Fachkräfte werden. Dies wäre ein bedeutender Schritt in Richtung einer modernen, effizienten und bürgerfreundlichen Verwaltung ohne Papierstau und Faxgerät im Bürgerbüro. Behördengänge bis Ende 2022 digital anbieten – das war das Ziel des Onlinezugangsgesetz (OZG), das 2017 beschlossen wurde.

Von den rund 575 Dienstleistungen der Verwaltung wurden laut Dashboard «Digitale Verwaltung» dashboard.ozg-umsetzung.de in Baden-Württemberg bisher nur rund 191 realisiert. 165 dieser Dienste hat der Bund, nur 35 das Land bewerkstelligt. Alle unsere Nachbarn – Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern – sind fleißiger in Sachen digitale Verwaltung. Es braucht mehr Engagement und Technologieoffenheit, damit der Öffentliche Dienst auch in BaWü trotz Fachkräftemangel effizienter werden kann.




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