Konjunkturklimaindex der IHK Karlsruhe

IHK Karlsruhe sieht „angezogene Handbremse“ – Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn – „51 Prozent der Unternehmen melden gut laufende Geschäfte“

IHK Karlsruhe sieht „angezogene Handbremse“ – Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn – „51 Prozent der Unternehmen melden gut laufende Geschäfte“
Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe. Foto: Archiv

Karlsruhe, 17.02.2022, Bericht: Redaktion «Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, steigende Infektionszahlen, Lieferengpässe, der Höhenflug der Energie- und Rohstoffpreise und nicht zuletzt der Fachkräftemangel bremsen auch die regionale Wirtschaft teilweise aus», ist das Fazit des Konjunkturklimaindex der IHK Karlsruhe.

Die weitere Mitteilung der IHK Karlsruhe im Wortlaut:

Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 136 Indexpunkten im Herbst 2021 auf 132 Punkte zu Jahresbeginn 2022 zurückgegangen. Gleichwohl stellen sich in den meisten Wirtschaftszweigen die Geschäftslage und die Geschäftserwartungen deutlich besser dar als vor einem Jahr. Die Beschäftigungsperspektiven fallen etwas moderater aus und auch die Investitionsbereitschaft hat erst einmal nicht weiter zugenommen.

IHK-Präsident Wolfgang Grenke: «Dieser branchenübergreifende Trend darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einigen Bereichen wie dem Nicht-Lebensmittel-Einzelhandel oder konsumnahen und kontaktintensiven Dienstleistungsbereichen Ernüchterung bis hin zur Existenzangst herrscht.»

 

Auch die Engpässe bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen, von denen die unterschiedlichsten Branchen betroffen sind, sorgen für Sand im Getriebe. Grenke ergänzt: «Die derzeit hohen Einkaufs- und Transportpreise sowie die Preissteigerungen an den Energiemärkten treiben die Produktionskosten in die Höhe. Nicht in jedem Fall können sie weitergegeben werden und drücken teilweise bis zur Schmerzgrenze auf die Margen der Betriebe.» Nicht zu unterschätzen sei auch die Unsicherheit hinsichtlich weiterer Infektionswellen.

Etwas an Schwung eingebüßt

Im Branchendurchschnitt hat die Zufriedenheit mit der Geschäftslage zum Jahresbeginn 2022 auf hohem Niveau etwas abgenommen. 51 Prozent der Unternehmen melden gut laufende Geschäfte (Herbst 2021: 52 Prozent). Weitere 38 Prozent der Betriebe berichten von einer zufriedenstellenden Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit unbefriedigendem Geschäftsverlauf hat sich um 3 Prozentpunkte auf 11 Prozent erhöht. Somit ist der Geschäftslagesaldo um 4 Punkte auf aktuell 40 Punkte zurückgegangen. Die großen Wirtschaftsbereiche befinden sich bei unterschiedlicher Entwicklung per Saldo weiterhin im Plus. Während die Industrie trotz teilweiser Produktionsbeeinträchtigungen einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hat, ist die Zufriedenheit im Dienstleistungssektor merklich gesunken. «Die noch im Herbst leichten Hoffnungen des Gastgewerbes auf bessere Geschäfte haben die erneuten Pandemiebeschränkungen zunichte gemacht. Der aktuelle Lagesaldo erreicht einen ähnlich drastischen Negativwert wie vor einem Jahr», betont Grenke.

Vorsichtiger Optimismus

Die Unternehmen zeigen sich bei den Erwartungen an das laufende Jahr im Branchendurchschnitt zwar optimistisch, aber vorsichtiger als zuletzt. Der Anteil der Optimisten ist zu Jahresbeginn 2022 von 37 Prozent auf 33 Prozent zurückgegangen. Weitere 57 Prozent der Betriebe gehen von einem konstanten Geschäftsverlauf aus. Gleichzeitig ist der Anteil der Skeptiker um 2 Prozentpunkte auf 10 Prozent angestiegen. Im Durchschnitt aller Wirtschaftszweige steht der Fachkräftemangel auf der Skala potentieller Geschäftsrisiken auf dem Weg aus der Corona-Krise ganz oben. Die Unsicherheit über den weiteren Pandemie-Verlauf ist angesichts der aktuellen Entwicklungen auf den zweiten Platz der Rangliste vorgerückt. Große Sorgen bereiten den Unternehmen auch die hohen Energie- und Rohstoffpreise. In der Industrie toppt dieses Risiko sogar noch den Fachkräftemangel.

Die wenigsten von Beschaffungsproblemen bei Rohstoffen und Vorprodukten betroffenen Unternehmen erwarten ein baldiges Ende der Materialknappheiten. Im Branchendurchschnitt rechnen 37 Prozent der Betriebe frühestens im zweiten Halbjahr 2022, 21 Prozent sogar erst im Jahr 2023 mit einer Besserung der Versorgungslage. In der Bauindustrie befürchtet ein knappes Drittel der Betriebe, dass es erst in 2023 zur Entspannung der Lage kommt.

Zurückhaltendere Beschäftigungs- und Investitionspläne

Zum Jahresbeginn 2022 planen die Unternehmen ihren zukünftigen Personalbestand etwas zurückhaltender als noch im Herbst 2021. Im Branchendurchschnitt sieht knapp jeder vierte Betrieb im weiteren Jahresverlauf Neueinstellungen vor. Der Anteil der Betriebe, die ihre Personalkapazitäten voraussichtlich reduzieren müssen, ist von 11 Prozent im Herbst auf aktuell 13 Prozent gestiegen.

Die noch bis in den vergangenen Herbst hinein zu erkennende allmähliche Zunahme der Investitionsbereitschaft hat sich zu Jahresbeginn 2022 nicht weiter fortgesetzt. Der Investitionssaldo reduzierte sich um 1 Punkt auf aktuell 10 Punkte. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 32 Prozent der Betriebe im laufenden Jahr mehr investieren. 46 Prozent der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben in der nächsten Zeit konstant halten. 13 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, nach wie vor 9 Prozent werden komplett auf Investitionen verzichten. Die Investitionspläne zielen noch immer hauptsächlich auf die Ersatzbeschaffung (65 Prozent) und das Voranbringen der unternehmensinternen Digitalisierung (57 Prozent). Investitionen in Produkt- oder Prozessinnovationen haben 42 Prozent der Unternehmen in diesem Jahr auf der Agenda. Aktuell deutlich an Relevanz gewonnen haben Investitionen in den Umweltschutz und Energieeffizienzmaßnahmen (40 Prozent). Etwa drei von zehn Betrieben wollen expandieren oder die bestehende Produktionspalette erweitern. 32 Prozent der Unternehmen denken über weitere Rationalisierungsmaßnahmen nach. Mehrfachnennungen waren möglich.


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