Konjunkturklimaindex
IHK-Präsident Wolfgang Grenke nicht optimistisch – „Regionale Wirtschaft kommt nicht von der Stelle“

Karlsruhe, 19.10.2024, Bericht: Redaktion «Die im Frühsommer noch an einigen Stellen keimende Hoffnung auf bessere Geschäfte ist deutlichem Pessimismus gewichen», heißt es in einer Mitteilung der IHK Karlsruhe.
Der Baden-Badener Unternehmer Wolfgang Grenke, Gründer der Grenke AG und Präsident der IHK Karlsruhe, kommentiert die Lage der Wirtschaft im Raum Karlsruhe, Baden-Baden und Rastatt: «Viele Unternehmen verzeichneten in den letzten Monaten rückläufige Auftragseingänge und sinkende Umsätze.»
Die Mitteilung der IHK Karlsruhe vom 18. Oktober 2024 im Wortlaut:
Im Herbst 2024 hat sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft auf breiter Basis eingetrübt. Die Unternehmen zeigen sich nicht nur mit ihrer aktuellen Geschäftslage weniger zufrieden, sie erwarten in der nächsten Zeit auch keine wesentliche Besserung der Situation. Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 109 Indexpunkten im Frühsommer 2024 auf 103 Punkte im Herbst 2024 zurückgegangen.
IHK-Präsident Wolfgang Grenke: «Viele Unternehmen verzeichneten in den letzten Monaten rückläufige Auftragseingänge und sinkende Umsätze. Hinzu kommen hohe Kosten bei Energie und Personal, eine zunehmend angespannte Finanzlage und der anhaltende Fachkräftemangel. All dies drückt verstärkt auf die Stimmung.» Folglich halten sich die Unternehmen laut IHK bei den Investitionen und Beschäftigungsplänen zurück – zumal die Kapazitäten zuletzt immer weniger ausgelastet waren.
Grenke betont: «Neben kurzfristigen konjunkturellen Problemen gehört ohne Zweifel die wirtschaftspolitische Verunsicherung zu den größten Stimmungskillern. Die unstete Wirtschaftspolitik und zunehmende Auflagen und Regulierungen frustrieren Unternehmen und private Verbraucher gleichermaßen mit der Folge, dass diese ihr Geld weiterhin zusammenhalten, nicht investieren und konsumieren. Hinzu kommen aber auch viele externe Faktoren wie ein schwaches globales Umfeld, zunehmende handelspolitische Beschränkungen und abgeschirmte Märkte sowie die auf absehbare Zeit nicht zu lösenden geopolitischen Krisenherde, die die gegenwärtige Situation belasten. Daher ist es nun um so dringender erforderlich, durch eine verlässliche Wirtschaftspolitik die Investitionstätigkeit der heimischen Wirtschaft zu stärken. Dazu gehören auch eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung, ein drastischer Bürokratieabbau und verstärkte Anstrengungen bei Digitalisierung, Bildung und Qualifizierung.»
Zufriedenheit sinkt
Im Herbst 2024 ist im Branchendurchschnitt die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage weiter zurückgegangen. Derzeit berichten 31 Prozent der Unternehmen nach zuvor 34 Prozent von (noch) gut laufenden Geschäften. Zum dritten Mal in Folge melden 53 Prozent der Betriebe eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf hat sich um 3 Prozentpunkte auf 16 Prozent erhöht. Gegenüber der Vorumfrage ist der Geschäftslagesaldo somit um 6 Punkte auf aktuell plus 15 Punkte zurückgegangen.
Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt. Zwar hat sich der Anteil der Unternehmen mit gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigenden Umsätzen leicht erhöht, gleichzeitig melden jedoch mehr Unternehmen sinkende Erlöse. Am günstigsten stellt sich aktuell noch die Geschäftslage im Dienstleistungssektor, dem Einzelhandel und dem Bau dar, wenn auch jeweils mit abnehmender Tendenz. Im Großhandel hat sich die schon im Frühsommer vorherrschende negative Lagebeurteilung verstärkt.
Keine Besserung in Sicht
Eine baldige Besserung der zunehmend unbefriedigenden Gesamtsituation sehen die Unternehmen derzeit nicht. Im Herbst 2024 hat der Pessimismus hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung zugenommen. Der Geschäftserwartungssaldo ist im Branchendurchschnitt von minus 2 Punkten auf aktuell minus 9 Punkte gesunken. Zuversicht zeigen derzeit 19 Prozent der Unternehmen nach zuvor 22 Prozent. Der Anteil der Skeptiker ist von 24 Prozent auf 28 Prozent gestiegen. Mit Ausnahme des per Saldo noch knapp positiv nach vorne schauenden Dienstleistungssektors liegen die Erwartungssalden der übrigen Wirtschaftszweige deutlich im negativen Bereich.
Wirtschaftspolitik als Risiko
Die derzeit drängendsten Geschäftsrisiken sind aus Unternehmenssicht die Entwicklung der Inlandsnachfrage (72 Prozent), mit leicht abnehmender Tendenz der Fachkräftemangel (57 Prozent), steigende Arbeitskosten (53 Prozent gegenüber 48 Prozent im Frühsommer) und die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise (weiterhin 44 Prozent). Vier von zehn Unternehmen hadern mit den in Deutschland vorherrschenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und stellen der Politik ein schlechtes Zeugnis aus, gegenüber der Vorumfrage ein Anstieg um 5 Prozentpunkte.
Die Bereitschaft für Neueinstellungen ist angesichts der trüben Konjunkturaussichten weiter zurückgegangen. Im Herbst 2024 planen nur noch 16 Prozent der Unternehmen zusätzliches Personal einzustellen (Frühsommer 2024: 21Prozent), 23 Prozent werden in den kommenden zwölf Monaten ihre Belegschaft voraussichtlich verkleinern. Zunehmen dürfte die Beschäftigung in den kommenden zwölf Monaten nur im Dienstleistungssektor. Insbesondere Industrie, Bau und Großhandel haben immer weniger Personalbedarf.
Investitionsneigung weiter schwach
Die schlechten Wirtschaftsaussichten, überbordende Vorschriften und Regularien, aber auch Probleme mit der Finanzierung, dämpfen die Investitionsneigung weiterhin gewaltig. Mit einem Saldo von minus 14 Punkten (Frühsommer 2024: minus 15 Punkte) verharren die Investitionsabsichten deutlich im negativen Bereich. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 22 Prozent der Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren. 41 Prozent der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. 24 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, 13 Prozent werden komplett auf Investitionen verzichten. Hauptinvestitionsmotiv bleibt die Ersatzbeschaffung (63 Prozent). Die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben, steht bei 53 Prozent der Unternehmen im Fokus. Dritthäufigstes Investitionsmotiv sind Produkt- oder Prozessinnovationen (39 Prozent). Aus Kostengründen und angesichts der schwierigen Suche nach Fachkräften erwägt ein Drittel der Unternehmen weitere Rationalisierungsmaßnahmen. Die rückläufige Tendenz bei Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz setzt sich fort (29 Prozent). 23 Prozent der Betriebe denken trotz aller Unsicherheiten über eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes nach. Mehrfachnennungen waren möglich.
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